Anatol war aufgewühlt, emotional maximal derangiert ... er brauchte eine Auszeit. Seit Petrenko in der Dusche den Witz gemacht hatte, Anatol sei nur eine neckische Abkürzung für Anal-Tool, konnte Anatol das Bargebiet nicht mehr betreten, ohne von den Wächtern gehänselt und unsittlich begrabscht zu werden.
Urlaub erschien ihm eine gute Idee. Mal 'was anderes sehen, keine Ruinen, keine wandernden Anomalien, keinen schlecht gelaunten Mutanten mit Hämorrhoidenproblem und vor allem: keine nach Duschlotion müffelnden, brunftgesteuerten Wächter. Der weite, ungehinderte Blick auf die Freiheit der Meere, das schien ihm reizvoll. Und so buchte Anatol eine Schwarzmeer-Kreuzfahrt auf einem historischen russischen Kreuzer der Zarenzeit.
Entgegen allen Erwartungen, gab' es jedoch schon gleich nach der Ankunft auf dem Schiff ein paar Dinge, die ihn massiv verstörten. Warum kicherten die Matrosen, als er seinen Namen hörten? Wieso zeigten sie ihm bei der Besichtigung des Schiffes zuerst die Mannschaftsdusche? Wieso boten sie ihm an, ihnen beim Putzer ihrer Rohre zu helfen? Und wieso baten sie ihn, diese komische Flagge mit dem roten Punkt auf weißem Grund zu hissen? Alles mehr als nur ein bisschen seltsam.
Unglückseligerweise, für alle Beteiligten, hatte Anatol sein Lieblingsartefakt, den Kompass, mit auf die Reise genommen. Auf See zeigt dieses Artefakt eine Nebenwirkung, die im Landratten-Areal der Sperrzone naturgemäß nie beobachtet werden konnte: Der Kompass reaktivierte im Umkreis von 60 Seemeilen alle Torpedos, die auf See verlorengegangen waren: Übungstorpedos aus Friedenszeiten ebenso wie halbverrostetes Material aus verschiedenen Kriegen. Doch bei der Reaktivierung allein blieb es nicht. Die Torpedos nahmen wieder Fahrt auf, mit direktem Kurs auf das Artefakt ... sehr ärgerlich, wenn man grad' auf dem Meer entspannen will und mit wachsender Panik die Blasenspuren unaufhaltsam aufs Schiff zurasen sieht. Hätte die Besatzung des Kreuzers vom Artefakt und seiner Wirkung gewusst, sie hätten es - mit oder ohne Anatol - gefahrlos über Bord werfen können. So aber hieß es: "Alle Mann von Bord! Nächster Halt Meeresgrund."
Anatol wurde bewusstlos an der Küste der Krim an Land gespült. Ein alter Stalker-Veteran, fand ihn am Strand, entdeckte eine Elektro-Anomalie-Narbe auf seinem Unterarm und warf ihn auf den erstbesten Laster, der in die Zone unterwegs war.
Als Antol langsam zu Bewusstsein kam, vernahm er die Lautsprecherstimme des Wirts aus dem "100 rad". Unheil ahnend öffnete er zögerlich die Lider und blickte in die Augen zweier schmierig lächelnder Wächter, die über ihm standen. "Da ist er ja wieder, Brüder. Bringt ihn in die Dusche."
Epilog:
Inzwischen sucht die russische Marine fieberhaft nach dem Wrack des Kreuzers, um das Artefakt zu bergen. Marinetaucher haben bereits einen neuen Platz für das Artefakt ausgesucht: am Kiel des Flugzeugträgers der 6. US-Flotte im Mittelmeer. "Unfälle passieren" ...