NedFlanders schrieb:
Wann verstehen die USA denn langsam mal, dass Kooperation ein Vorteil sein kann, wenn man es richtig macht? Die Brics Staaten kooperieren vermehrt miteinander und das wird imo auch langfristig der bessere Weg sein.
Die BRICS sind, insbesondere was ihre Gründungsstaaten angeht, sehr viel eher geopolitische Gegner als Verbündete - man sehe sich allein Indien und China an, die mit Abstand größten und wirtschaftlich stärksten Mitglieder. Sicherlich einen sie gemeinsame Interessen, allerdings trifft auch das in weit größerem Maße auf die G7 zu.
Im Übrigen hat die westliche Welt - freilich im eigenen Interesse - die längste Zeit mit China kooperiert. Heute dagegen ist es nicht primär der Westen, der sich aggressiv zeigt, gerade gegenüber den Pazifik-Anrainern. Sicherlich, die USA handeln mitnichten selbstlos, sie sind ebenso primär am eigenen geopolitischen Einfluss und ihren wirtschaftlichen Aussichten interessiert. Nichtsdestoweniger muss man sich schwerlich wundern, wenn eine Weltmacht der anderen nicht erlaubt, ihre Tentakel unangefochten in jeden Teil der Welt auszustrecken, zumal dann nicht, wenn sehr viele Nachbarn Chinas enge US-Verbündete sind, von Japan über die Philippinen bis hin zu Australien und Taiwan.
stbdudu schrieb:
China wird, sobald man dort erkennt, dass man in allen notwendigen Schlüsseltechnologien auf einem mindestens vergleichbaren Stand ist, Rohstoffe verknappen und seinen Markt für ausländische Anbieter komplett schließen.
Danach ist die gesamte Welt vom Willen Chinas abhängig. Den Beginn dessen erleben wir gerade.
Und wie sollte das langfristig funktionieren? Wer auch immer so handelt, könnte wohl kaum erwarten, dass der Rest der Welt das einfach so hinnähme. Ggf. würden alternative Produktionen aufgebaut, alternative Ressourcen erschlossen und nach einer Durststrecke wäre ein abgeschottetes China zunehmend irrelevant. Wer die Werkbank der Welt und riesige Exportnation ist, kann auf den Rest der Welt als Markt nicht einfach verzichten. Und es bleibt dabei: Chinas primäre wirtschaftliche Stärke erwächst aus seinem Sekundärsektor - und der ist in seiner durchaus enormen Größe auf ausländische Abnehmer schlicht angewiesen.
stbdudu schrieb:
Dann sind auch sämtliche Wachstumsprognosen der tollen Manager dahin, denn es wächst nur noch ein Land und das ist dann China.
Sicherlich der feuchte Traum der KP und ihres Anführers Xi. Würde aber, wie gesagt, nicht lange funktionieren.
mike78sbg schrieb:
Der nächste, der ohne nachzudenken die Zahlen übernimmt. 🙄 🤦♂️
1. Wie setzt sich das BIP zusammen, Finanzwirtschaft, Industrie, etc...
2. Statistiken sind immer so eine Sache. Wenn 10% in den USA mehr haben als die restlichen 90%... Tja, dann erzähl das mal den vielen Obdachlosen in den USA, dass sie ja eh 55.000 $ rumliegen haben.
3. Wie schaut die Innovationskraft tatsächlich aus in den Ländern? Das gibt der BIP nicht her.
Jaja, und schon breche ich mit meinem Vorsatz ... wie auch immer:
Wenn du das BIP als etablierten Faktor zum Erfassen wirtschaftlicher Stärke nicht anerkennen möchtest, musst du eine alternative Größe anbieten, an der du diese Stärke festmachen willst. Bis du das tust, kannst du nicht erwarten, dass Leute sich bzgl. der üblicherweise genutzten Kennzahl informieren und deine These hinsichtlich des Stärkeverhältnisses zwischen G7 und BRICS für Unsinn halten.
1. Selbstverständlich setzt sich das BIP in den Industriestaaten anders zusammen als in Schwellenländern. Das liegt schlicht daran, dass entwickelte Volkswirtschaften irgendwann im Verlauf ihrer Entwicklung einen Dienstleistungs- oder Tertiärsektor ausbilden, der im Schnitt gut bezahlte Arbeitsplätze für gut gebildete Fachkräfte bereitstellt. Diese Länder haben dann nur noch eine vergleichsweise kleine Industrieproduktion (in den USA macht diese etwa 12% der Wertschöpfung aus, in Deutschland etwas mehr als 20%), da sich die Herstellung von einfachen Produkten wie etwa Kleidung in der Regel einfach nicht lohnt.
Das ist aber kein Zeichen der wirtschaftlichen "Schwäche" dieser Länder, falls du das unterstellen möchtest. Ganz im Gegenteil. Mehr Arbeitsplätze mit höherer Wertschöpfung sind ein
Vorteil, nichts anderes möchte auch China für seine Volkswirtschaft erreichen. Ich verstehe daher nicht, wo dein Argument hier anknüpft, erkläre das bitte mal.
2. Ja, Statistiken sind in der Tat so eine Sache. Man sollte sie kritisch lesen. Das ändert aber nichts daran, dass du dramatisierst. Das Medianeinkommen der Haushalte liegt in den USA bei ca. 75000 US-Dollar. Das ist ein immens hoher Wert.
Ja, die Ungleichheit der Einkommen ist in den USA größer als irgendwo sonst in der entwickelten Welt. Nichtsdestoweniger illustriert ein so hohes Medianeinkommen, dass ein weit überdurchschnittlicher Anteil der Menschen recht viel Geld zur Verfügung hat. Statistisch erfasste Obdachlose gab es in den USA Anfang 2023 übrigens 653.000. Auch das ist ein hoher, ja zu hoher Wert. Dein Ton insinuiert aber, dass es weit mehr sind. Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung ist der Anteil nach wie vor gering.
3. Das ist korrekt. Aber wie gesagt, wenn du hinsichtlich Innovationskraft vergleichen willst, musst du auch einen Indikator liefern, an dem du das messen möchtest. Vielleicht darf ich dir hier die Anzahl der angemeldeten Patente im Jahr vorschlagen? Nicht unbedingt eine hundertprozentig taugliche Messzahl, aber immerhin eine gut verfügbare. Internationale Patentanmeldungen in 2019 laut WIPO (beispielhaft nehme ich mal die fünf größten Volkswirtschaften der Welt, zwei davon Mitglied der BRICS, drei Mitglied der G7)
Platz 1: China mit 1.400.661 Patentanmeldungen (zugelassen: 452.804)
Platz 2: USA mit 621.453 mit Patentanmeldungen (zugelassen: 354.430)
Platz 3: Japan mit 307.969 Patentanmeldungen (zugelassen: 179.910)
...
Platz 6: Deutschland mit 67.434 Patenanmeldungen (zugelassen: 18.255)
Platz 7: Indien mit 53627 Patentanmeldungen (zugelassen: 23.578)
Fazit: Ja, China meldet eine große Menge an Patenten an. Pro Kopf sind es weniger als in den USA, allerdings deutlich mehr als in Deutschland. Die Zulassungsquote scheint aber vergleichsweise schlecht zu sein. Wie viele Anträge aus welchem Grund nicht zugelassen werden, ist aus den nackten Zahlen nicht ersichtlich.
Auf den ersten Blick würde ich sagen, dass China nicht schlecht dasteht, gemessen an der Größe seines Staatsvolks aber noch sehr viel stärker sein könnte, auch und gerade im Vergleich zu "winzigen" Staatsvölkern wie dem deutschen. Die anderen BRICS-Staaten sind weit abgeschlagen, gerade auch in der Rechnung pro Kopf (zur Information, sie belegen die Plätze 6, 12 und 17, während der Rest der G7 die Plätze 8, 11, 15 und 18 einnehmen - grob vergleichbare Platzierungen bei sehr viel kleineren Populationen für die G7 also), so dass sie in ihrer Bedeutung neben den westlichen Industrienationen eher eine Nebenrolle spielen.
Lässt sich daraus nun also schließen, dass die BRICS sehr viel innovativer sind als die G7? Ich würde sagen nein, aber vielleicht siehst du das anders.
Daher nun auch die Frage an dich: Wie sieht dein Wunschindikator für Innovationskraft aus? Wie sollen wir die wirtschaftliche Stärke von BRICS und G7 deiner Meinung nach vergleichen, um ein "realistisches" Bild zu bekommen? Just curious.