@dikka:
Dein Deutsch ist auch auf das Durchschnittsniveau in diesem Forum bezogen deutlich besser. Für einen deutschen Staatsbürger ist es auch eher von Vorteil, diese Sprache zu beherrschen.
Ich wüsste nicht, dass man zur Mitarbeit in der Wikipedia irgendein religiöses oder weltanschauliches Bekenntnis ablegen müsste. Grundsätzlich kann da jeder unabhängig von seiner Hautfarbe, Nationalität oder Religion mitmachen. Was natürlich auch bedingt, dass gelegentlich interessierte Beteiligte versuchen, an der Realität herumzubiegen.
In dem Artikel über Armenien finden sich zumindest auch Links auf Quellen aus "nicht westlicher Herkunft".
Wissenschaft definiert sich aber nicht über die Nationalität des Wissenschaftlers. So etwas wie eine unabhängige Geschichtswissenschaft kann nur dann entstehen, wenn keine Religionsführer, Regierungen oder Gerichte hineinredigieren. Wie leider derzeit in vielen Ländern dieser Welt. In Ländern mit funktionierender Gewaltenteilung hat man aber den Vorteil, dass es von vornherein um die verfassungsmäßige Befugnis zu solchen Eingriffen schlecht steht.
Wissenschaft lebt vom Diskurs, d.h. der ständigen weltweiten Auseinandersetzung über den Stand der Erkenntnis. Ist sie seriös, so werden z.B. nachprüfbare Quellen angegeben. Und gibt es eine weitgehend unabhängige Justiz, so hält sich die an bezüglich geschichtlicher Ereignisse an den Stand der Wissenschaft und versuchte Einflussnahmen von Außen scheitern im Regelfall. Und enden nicht für Journalisten und Schriftsteller des eigenen Landes in Berufsverboten bzw. jahrelang im Gefängnis.
Die meisten modernen Legenden haben ihren Ausgangspunkt in der Wirklichkeit. Auch Filme, die dies für sich reklamieren, haben häufig genug wenig bis gar nichts mit der Realität zu tun und bzw. versuchen, sie ganz oder zumindest in Teilen ins Gegenteil zu verdrehen. Im wahren Leben ist es aber - wie hier wohl allgemein bemerkt wurde - mit der moralischen Integrität von Rambo-Figuren häufig nicht weit her.
Ein Interessenausgleich in einer Filmhandlung ist natürlich irgendwie unerwünscht, da mindestens der Popcorn-Verzehr leiden könnte. Im frühen Western wird das darauf reduziert, dass die Guten weiße Hüte tragen und um sich schießen und die Bösen schwarze Hüte tragen und um sich schießen, aber am Ende besser treffen. In anderen Filmen fressen die Bösen halt Kinder, vergewaltigen Frauen, führen Kreuzzüge, heilige Kriege und sprengen Kirchen, Moscheen oder Synagogen. Cem Özdemir scheint es in
http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,401343,00.html wohl gut getroffen zu haben.
Durch den Konsum von Action-Filmen kann man jedenfalls nicht begreifen, dass man in den allermeisten Gegenden dieser Welt durch gewalttätige Auseinandersetzungen im Regelfall für sich und die eigene Familie mehr zu verlieren als zu gewinnen hat und nur wenige Profiteure übrig bleiben (und selbst die verbauen häufig genug ihren Nachkommen viele bis alle Chancen).
Soll man auch nicht, denn für solche Lektionen ist nicht das Kino, sondern das Elternhaus und die Schule zuständig. Ein Lernerfolg ist meiner Meinung nach erst dann da, wenn kapiert wurde, dass man sich das Recht auf selbständiges Denken und eine eigene Meinung nicht von den selbsternannten Wächtern der Religion oder der Tugend abnehmen lassen darf. Wer das tut, ist potenzielles Kanonenfutter.
In einer Forums-Diskussion ist es natürlich nett, wenn von allen Seiten "Political Correctness" geübt wird. Aber leider sind anscheind weder Geschichtswissenschaftler noch sonstwie direkt von den Konflikten rund um Irak, Iran und die Türkei Betroffenen anwesend und Kenntnisse aus erster Hand aus dieser Region sind hier genauso rar wie Kenntnisse aus der unmittelbaren Umgebung der in diese Konflikte verwickelten Regierungen.
Ohnehin rechne ich erst dann mit einer rationalen Meinung zu den Konflikten in Nahost, wenn fast alle unmittelbar beteiligten Menschen gestorben sind. Dann könnte es allmählich dazu kommen, dass keine Interessengruppe mehr versucht, ihr Süppchen mit einer Umdeutung der Geschichte zu kochen. Und dann sind üblicherweise die Archive für den gründlichen Zugriff durch die Geschichtswissenschaft offen. In den USA z.B. ist das ja recht vorbildlich durch den
Freedom of Information Act geregelt. So vorbildlich, das interessierte Parteien immer wieder versuchen (werden), dieses Bürgerrecht zu kippen.