Wer sich näher mit dem Thema beschäftigen möchte, dem empfehle ich die Lektüre dieses Buchs.
https://www.suhrkamp.de/buch/marcus-boeick-die-treuhand-t-9783518470916
Es ist quasi die erste umfangreiche Aufarbeitung dessen, was damals passiert ist. Ist aber etwas dicker geraten.
e-ding schrieb:
Es ist sicherlich nicht alles perfekt gelaufen im Kontext der Wende. Wirtschaftlich war die DDR (bis auf ganz wenige Ausnahmetechnologien) aber ineffizient und nicht konkurrenzfähig. Da hilft auch nicht, auf irgendwelche Lieferketten zu verweisen.
Es war nur ein Auszug! Dass die Problematik viel komplexer ist, sollte klar sein. Natürlich war sie ineffizient und kaum konkurrenzfähig. Stand aber im internationalen Vergleich auch wieder nicht so schlecht da, da immer noch Deutschland.
Wenn alles nicht mehr Interessant ist, warum gibt es sie dann noch , die ostdeutsche Identität, auf die sich viele berufen. Die ist ja nicht nur regional bedingt, wie im Westen, sondern eben auf die staatliche Trennung zurückzuführen. Hättest mich vor 20 Jahren gefragt, hätte ich das kaum für möglich gehalten. Aber die Realität ist eine andere.
Ja, ich war in Leipzig und Dresden zuletzt. Und ich war 91/92 viel dort. Ich habe in der Zeit mehr über Deutschland gelernt als irgendwann davor und danach. Genau daraus resultiert meine nüchterne Einschätzung und der Vorgänge von damals. Mir sind nie wieder so viele Gauner im Leben über den Weg gelaufen wie dort in der Nachwendezeit. Das Motto war, wer hier und jetzt Geld verdienen will, der tut es. Und sie haben! Auf Kosten der Bevölkerung!
Das Wahlverhalten der Bevölkerung in den neuen Bundesländern seinerzeit hat nichts mit Dummheit zu tun. Es war völlig normal aus Sicht des Wahlforschers oder Soziologen. Überraschend war nur, wie wenig Vertrauen man in die eigenen Leute hatte. Die Westparteien haben das natürlich weidlich ausgenutzt mit den bekannten Folgen.
Heute hingegen hat sich wieder eine Ostpartei, und viele ihrer Wähler sehen das tatsächlich so, etabliert. Die AfD.
Die historische Frage, die sich natürlich nicht beantworten lässt, wie wäre eine Entwicklung verlaufen, hätte man seinerzeit der eigenen Bürgerbewegung mehr Verantwortung zugetraut und gegeben und nicht ausschließlich auf Westparteien gesetzt und damit eine harte Zäsur vermieden.
Dass die "blühenden Landschaften" nun nach 30 Jahren immer noch nicht alle erreicht haben, ist genau die Klaviatur auf der die AfD spielt und insofern spielt die Wende immer noch eine Rolle. Es bringt nichts, das in der Summe abzutun.
Wenn ich heute in den Osten fahre bin ich auch ein Stück weit stolz, wie es sich entwickelt hat und dass das leider nicht jeder goutieren mag. Aber es hätte sehr viel besser laufen können von Anfang an.
Idon schrieb:
Du hast bisher nicht ein Argument für die Konkurrenzfähigkeit und Schlagkraft der ostdeutschen Wirtschaft gebracht.
Du willst es offensichtlich nicht verstehen. Die Frage war nicht, ob die Wirtschaft schlagfähig war, sondern ob es sinnvolle Alternativen gab. Und die gab es!
Idon schrieb:
Na, wer, der was kann, ist denn im Osten geblieben?
Danke für die Bestätigung!