@Sinans2:
Sehr interessenter Aspekt. Ich habe mir über so etwas sehr lange und sehr gründlich den Kopf zerbrochen. Sowohl was Audio wie Video anbelangt. Meine Erkenntnis ist, daß jeder Mensch verschiedene "Hörmodi" besitzt. Sobald Du bewußt einen Hörtest/Sehtest, machst hörst Du automatisch anders als in Alltagssituationen. Ob das nun ein Blindtest oder gar ein Doppelblindtest ist spielt letztendlich überhaupt keine Rolle. Meines Erachtens nach wird dann der Jaginstinkt des Menschen geweckt, der alle Sinne schärft. Dafür wird dann aber alles andere ausgeblendet bzw tritt in den Hintergrund. Dann hört man viel feiner und kann auch extrem kleine Unterschiede hören.
Wenn man aber keinen Hörtest macht, sondern schlichtweg konsumiert, völlig egal ob Film, Musik oder Game, dann verändert sich auch die Wahrnehmung. Feine Unterschiede werden dann überhaupt nicht wahrgenommen, denn es tritt meistens etwas andere in den Wahrnehmungsvordergrund. Wenn Du z.B. die gerade ein Comedy-Serie anschaust und Dir einen ablachst, würdest Du nicht einmal bemerken, wenn der Ton plötzlich Mono ist. Denn dann setzt im Gehirn so etwas wie eine Autokorrektur ein. Fehlende Inhalte werden automatisch ergänzt.
Dieses Phänomen kannst Du leicht selber mal ausprobieren. Verschiebe mal deinen Center von der mittleren Position mal links oder rechts vom Bildschirm. Am Anfang wirst Du selbstverständlich einen gewaltigen Unterschied hören. Lass ihn trotzdem
für ein paar Tage da. Mit der Zeit wird sich dein Gehirn auf die neue Situation anpassen. Irgendwann wirst Du Stimmen aus einem Dialog wieder aus der Fernsehmitte hören, als würden Sie direkt vom Mund des Sprechers kommen. Sobald Du aber dich dessen bewußt machst, platzt die Illusion/die Autokorrekturfunktion des Gehirns wie eine Seifenblase, und der Ton aus dem Center wandert wieder zum Center, und nicht mehr scheinbar aus dem Mund des Sprechers, den Du kurz davor gebahnt zugeschaut hast. Das Gehirn und das Ohr arbeiten nicht fehlerfrei. Und im Zweifel, wenn deine Sinne Dir wiedersprüchliche Informationen zukommen lassen, haben die verschiedene Sinne unterschiedliche Prioritäten. Wenn also Du jemand in der Bildmitte sprechen siehst, der Ton aber von links (oder rechts) kommt, dann verwirft dein Gehirn die Ortungsinformation des Ohrs als fehlerhaft, vertarut lieber deinen Augen, und Du hörst den Ton plötzlich aus Bildmitte. Sprich visuelle Informationen haben vor akustischen Priorität. Wenn Du dich aber jetzt des Centers bewußt wirst, und der Sprecher im TV in den Wahrnehmungshintergrund tritt - boom platzt die Seifenblase. Probier es aus.
In anderen Worten: Im Alltag hörst Du nur äußerst selten wirklich differenziert (es sei denn Du gehörst zu den Menschen die sich es in einem Sessel bequem machen können, ganz wichtig: die Augen schließen, und sich voll auf die Musik konzentrieren können), sondern bist von anderen Sachen abgelenkt.
Was die X-Fi anbelangt und generell "bessere" Soundkarten: Die arbeiten oft mit Tricks, genau so wie Bose. Sie haben keinen linearen Frequenzgang sondern verschieben etwas die Kurve (Bassverstärkung + Anhebung der Höhen) um dem Anwender bessere Qualität vorzugaukeln. Wenn man wirklich wissen will wie gut die Qualität einer Audiokette ist, dann helfen einem keine Hörtests. Ein Signalgenerator auf den Eingang geschaltet ein Zweikanal Speicheroszilloskop an Ein- und Ausgang. Den vollen Frequenzgang der Kette mit dem Signalgenerator durchlaufen lassen, dann beide Kurven übereinander legen und Unterschiede messen. Was dagegen ein Mensch in irgendwelchen Hörtests wahrnimmt - nun das ist technisch gesehen so gut wie eine politische Meinung am Stammtisch nach dem 10. Glas Bier.