kisser schrieb:
Natuerlich hat OL damals recht gehabt, aber was hat es ihm seine Ehrlichkeit eingebracht? Das schlechteste Wahlergebnis der SPD aller Zeiten IIRC.
Furchtbar, nicht? Und heute weint die Union, dass ihr angesichts der Prognosen schlechtes Wahlergebnis auf ihrer Ehrlichkeit beruht - spricht diese OL aber ab, indem sie ihn als Populist bezeichnet.
Ja, da hat die Politik gruendlich versagt, es haette nie soweit kommen duerfen, dass die Unternehmen keine Steuern mehr zahlen.
Wenn man das schonmal erkannt hat, dann fragt man sich doch, warum die Steuern noch weiter gesenkt werden und der Sozialabbau vorangetrieben wird. Eigentlich dürfte einem das doch nicht in den Kopf gehen, oder?
b) funktioniert leider nicht immer, gerade im Strassenbau wird der Staat doch hinten wie vorne beschissen durch die Strassenbauunternehmen, aber es sind nicht nur die, denn bei den meisten stattlichen Auftraegen ist Korruption und Betrug im Spiel. Am Ende versickert das meiste Geld in irgndwelchen privaten Taschen.
Korruption gibt es leider immer. Lobbyismus ist auch nur eine nettere Umschreibung von Korruption. Die Geldwertbesitzer möchten natürlich ihr Geld behalten, und am besten macht man das, indem man die Politik richtig steuert. Das macht man entweder offensichtlich und politisch korrekt, indem man Veranstaltungen organisiert, in denen man seine Meinung vertritt, oder man spendet der Partei genügend Patte.
Aber auch wenn b) nicht immer funktioniert, es ist doch wohl besser, etwas zu probieren, was evtl. nicht funktioniert, als etwas zu probieren, dass definitv nicht funktioniert.
In diesem Punkt sind wir uns alle einige, denke ich. Aber wie das zu bewerkstelligen ist weiss leider keiner.
Oh doch, das wissen alle. Das wissen alle Politiker, es wird doch immer über den Binnenmarkt gejammert, das er am Boden liegt, und das der gestärkt werden muss.
Wie stärkt man den Binnenmarkt? Das ist einfach, über Konsum, Nachfrage. Dieser Faktor wird leider immer übersehen.
Man folgt lieber dem sayschen Theorem, nachdem das Angebot die Nachfrage regelt. Wenn der Anbieter seine Waren nicht los wird, senkt er eben die Preise, bis genügend Nachfrage vorhanden ist (oder, aber das kannte Say wohl noch nicht, man schafft über geschickte Werbung Bedürfnisse). Weil er aber auch noch Gewinn machen möchte, muss er seine Kosten senken, und das geht fast ausschließlich über Lohnkosten. Das bedeutet aber, dass seine Angestellten zu den aktuellen Preisen weniger konsumieren können, und deswegen müssen die Preise weiter gesenkt werden. Das ist der ganz natürlich Teufelskreis, das Ende ist eine saftige Deflation (die Preise fallen, der reale Wert des Geldes der Geldwertbesitzer steigt). Deflation ist immer ein Anreiz, zu sparen, dass bedeutet, der Konsum geht weiter zurück, usw.
Was ich damit sagen will: eine rein angebotsorientierte Wirtschaftspolitik ist zum Scheitern verurteilt, genauso wie eine rein nachfrageorientierte. Hier gilt ausnahmsweise mal der goldene Mittelweg. Weil Nachfrage zur Zeit politisch nicht gefragt ist, muss genau hier angesetzt werden.
Also Sozialsysteme wieder rauf, um das zu finanzieren ein ordentliches Steuersystem, Geldhortung unattraktiv machen (niedrige Zinsen, Vermögenssteuer), und schon boomt der Laden. Möglicherweise müssten wir uns dafür noch nichtmal neu verschulden. Wenn OL Recht hat, dann ja nicht.
Gruß
Morgoth