News Streit um Urheberrecht auf Playlisten geht vor Gericht

1668mib schrieb:
@testuser58: Wie viele Leute hören die Top 100 in dieser Ordnung denn an? oO
Also Platz 1, Platz 2, ..., Platz 99, Platz 100 ?

Und klar, es ist Zufall, dass die Lieder die gleiche Reihenfolge haben und ein noch größerer Zufall, dass sogar der Name im Titel der Playlist vorkommt...

Es geht nicht ums hören, sondern ums anbieten.


Ich sage nicht, dass es hier ein Zufall war - aber wenn es nur um die Auswahl und Reihenfolge geht, ist es nicht sooo unwahrscheinlich. Zumal es Millionen Spotify-Kunden gibt, von denen sicher viele Mainstream hören (deswegen ist es ja Mainstream...)
 
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Dürften Radiosender dann nicht auch Probleme bekommen wenn MOS Recht bekommen und auf einmal 829313987 Leute auf der Matte stehen, die Geld für irgendwelche Reihenfolgen haben wollen?
 
Turrican
Nein, eigentlich nicht. Die bezahlen ja ohnehin die Bands bzw. Verwertungsgesellschaften für die Verwendung. Wobei ich jetzt aber nicht weiß, ob Playlists da mit drin sind. Wobei ja auch noch keiner weiß, ob das Gericht Playlists als schützenswert einstuft oder nicht.
 
Dieser Mist mit dem Urheberrecht wird immer absurder. Playlists... ehrlich? :freak:

Wenn die (offensichtlich korrupte) Politik das nicht im Sinne der Bürger regeln kann oder will, sollte man vielleicht einfach aufgeben und alles unter Urheberrecht stellen. Das erspart uns dann wenigstens die ständige Rechtsunsicherheit und all die absurden Gerichtsverfahren.
Jedes Geräusch, jedes Atom, jede Frequenz (elektromagnetisch oder Akkustisch) usw. wird geschützt, jeder muss für alles bezahlen.
Alle die sich nicht mehr als das "Basispaket" (in dem z.B. grundlegende Dinge wie den eigenen Körper, Herzschläge oder Atmung enthalten sind) leisten können, müssen stumm in grauen Burkas verhüllt durch die Gegend schlurfen. Laufen oder auch nur zügiges Gehen ist natürlich auch von diversen Athleten und Sportartikelherstellern urheberrechtlich geschützt und müsste teuer bezahlt werden usw.

Ernsthaft. Man verliert den letzten Glauben an die Menschheit... Bei mir weicht Empörung und Zorn mehr und mehr der Resignation. :(

Es bleibt einem eigentlich nur, den ganzen Urheberrechts-Blödsinn zu ignorieren und zu hoffen, dass man möglichst selten in die Schusslinie der Anwälte und sonstigen Bluthunde der Rechteverwertungsindustrie gerät.
 
@Herdware
Alternativ könnte man auch sämtliche Rechte abschaffen. Wir hätten dann Kommunismus.
 
1668mib schrieb:
@Forum-Fraggle: Playlist als eine Anleitung zum Abspielen? Wow. Du hast recht, ein brillanter Vergleich. Hätte ich besser gar nicht machen können. Damit zeigst du, dass Playlisten schützungswürdig sind. Genauso wie Kochrezepte auch. Das Nachkochen ist in Ordnung. Das kann keiner verbieten. Aber das Rezept selbst/anderweitig zu verbreiten, das kann sehr wohl verboten werden. Es ist irgendwie eine Ironie, dass jemand, der eigentlich gegen den Schutz von Playlisten argumentiert, einen Vergleich bringt, der den Schutz rechtfertigt.

"(1) Zu den geschützten Werken der Literatur, Wissenschaft und Kunst gehören insbesondere:
1.
Sprachwerke, wie Schriftwerke, Reden und Computerprogramme;
...
(2) Werke im Sinne dieses Gesetzes sind nur persönliche geistige Schöpfungen."

Die rein technische Zusammensetzung eines Gebäcks oder Gebräus oder Menüs erlangt also nie und nimmer den Status eines geschützten Werkes im o.g. Sinne. Höchstens als Erfindung oder als Gebrauchs- oder Geschmacksmuster:
"Patente und Gebrauchsmuster schützen technische Erfindungen. Marken sichern den guten Namen Ihrer Produkte. Geschmacksmuster - Schutz für Ihr Design!"
http://www.dpma.de/

Ein Text erlangt diesen Status aber dann, wenn er die nötige http://de.wikipedia.org/wiki/Schöpfungshöhe hat. Und verliert ihn wieder, wenn der Schöpfer 70 Jahre tot ist - s. Oma, aber eher Uroma.

Und auch ein Sammelwerk kann diesen Status erlangen: http://www.gesetze-im-internet.de/urhg/__4.html
Also "Die 27 besten Kohlrezepte aus dem Allgäu" darf in dieser Form keiner veröffentlichen außer dem Urheber der Sammlung. Ein einzelnes Rezept daraus wäre aber höchstens dem Text nach geschützt - nicht aber die Rezeptur selbst:

"Im Gegensatz zu den Voralbergern tun die Allgäuer immer a, b, und c in den Datschenhuber, wie vlad in " 27 Rezepte" erwähnt, was schon seine Oma so gemacht haben soll."

http://www.juraforum.de/forum/urheberrecht/urheberrechte-bei-rezepten-299952

Edit: Etwas abgeändert, weil beides daraus zu lesen ist. Also sowohl pro Urheber Recht also auch contra bei Playlists.
Das Rezept alleine als Zutatenliste hat im weitestens Sinne kein Urheberrecht, man kann es in eigenen Sammlungen verkaufen ohne gegen Urheberrechte zu verstoßen. Aber die Sammlung an Rezepten in einen Buch darf ich nicht ebenfalls neu drucken und verkaufen.
Sprich, vergleiche ich eine Playlist mit einem Rezept, unterliegt es keinem Urheberrecht. Vergleiche ich es mit einem Rezeptbuch, dann schon.
 
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e-Laurin schrieb:
@Herdware
Alternativ könnte man auch sämtliche Rechte abschaffen. Wir hätten dann Kommunismus.

Oder man findet gesunde Kompromisse.

Z.B., dass das Urheberrecht generell nur für kommerzielle Verwertung von Inhalten gilt. Schließlich ist der Sinn des Ganzen ja, dass die Urheber einen gerechten Anteil an den mit ihren Werken erwirtschafteten Einnahmen bekommen. Dafür ist es nicht nötig, den privaten, unentgeltlichen Austausch zu reglementieren. Wo kein Geld fließt, da braucht auch nicht reguliert zu werden.
Zumal der durch Grundrechte garantierte Anspruch auf freie, ungehinderte, unbeobachtete und anonyme Kommunikation jedes kommerzielle Interesse automatisch überwiegt. Wer Geld verdienen will, muss das mit Methoden tun, die nicht mit Grundrechten kollidieren.

Und für Anbieter von Diensten (z.B. Zugangs- und Server-Provider, Suchmaschinen, Forenbetreiber usw.) muss gelten, dass sie für die von Nutzern verbreiteten Inhalte nicht haftbar sind und auch nur dann tätig werden müssen, wenn ein Gerichtsurteil bezüglich bestimmter Inhalte vorliegt. (Was legal und illegal ist, kann nur ein Gericht entscheiden.)

usw.

Und zum Thema Kommunismus vs Urheberrecht:
Ja, der Kommunismus hat in der "materiellen Welt" überhaupt nicht gut funktioniert.
Aber das bedeutet nicht umgekehrt, dass Marktwirtschaft die ideale Patentlösung für alles, z.B. für den Umgang mit Informationen ist. Offensichtlich knallt es da zwischen den Ansprüchen der Rechteverwertungsindustrie und der Realität doch ganz gewaltig.
Ideologisch verblendet kann man in jede Richtung sein. Auch z.B. dann, wenn man es als Naturgesetz oder auch nur praktikabel ansieht, dass man mit Informationen wie mit Stückgut Handel treiben kann.
 
Dafür ist es nicht nötig, den privaten, unentgeltlichen Austausch zu reglementieren.
Das heißt, solange ich privat Musik runterlade und kein Geld dafür bezahle, ist alles i. O.? So klingt das jedenfalls.

Wo kein Geld fließt, da braucht auch nicht reguliert zu werden.
Du übersiehst hier, dass man mit dem Urheberrecht potentiell immer Geld machen kann. Man könnte immer argumentieren, das in vielen Fällen "noch" kein Geld fließt, das aber angestrebt wird. Damit würde sich das System selbst KO setzen und deine Horrorvision wahr werden.

Das doofe ist echt, dass es keinen goldenen Mittelweg gibt. Man muss eigentlich immer Einzelfallentscheidungen machen IMHO.


Btw, ich finde den Kommunismus nicht schlecht. Nur schade, dass er bei der heutigen Mentalität der Menschen einfach nicht funktionieren kann. Vielleicht in 10.000 Jahren.
 
Es ist doch bloße Theorie, dass mehr Geld ausgegeben würde, wenn nicht privat kopiert werden könnte. (Woher sollte dieses Geld denn auch kommen?) Praktisch alle Studien zeigen eher das Gegenteil und vor allem sagt auch die Realität etwas anderes.

Die Realität sieht so aus, dass seit fast 15 Jahren ungeachtet der Rechtslage nach Herzenslust kopiert und getauscht wird und trotzdem weder die Musik- noch die Film- oder Videospielindustrie vor die Hunde gegangen sind. Im Gegenteil, die verdienen mehr Geld als jemals zuvor und Filesharer gehören zu ihren besten Kunden.

Indem man das Urheberrechts auf kommerzielle Verwertung beschränkt, verändert man an den realen Zuständen der letzten Jahre eigentlich gar nichts. Man entkriminalisiert nur das Verhalten von hunderten Millionen Internetnutzern und tausenden Dienstleistern.
Das Geld und den Aufwand, den Industrie und Justiz derzeit in die Verfolgung privater, nicht-kommerzieller Urheberrechtsverletzer stecken, könnte man dann in die Entwicklung und den Ausbau funktionierender, grundrechtskonformer Verwertungsmethoden stecken und die Justiz in die Verfolgung von echten Verbrechern.

Und wie gesagt, Kommunismus ist grundsätzlich keine schlechte Idee, funktiniert aber erfahrungsgemäß nicht gut in der "Materiellen Welt". Aber beim Umgang mit Informationen sind zumindest Teilaspekte des Kommunismus vielleicht gar nicht so verkehrt.
Informationen haben ein paar interessante Eigenschaften, die sie von materiellen Gütern unterscheiden. Z.B. werden Informationen nicht weniger, wen man sie verteilt, sondern mehr. Man braucht keine teuren Fabriken um sie herzustellen und keine LKW-, Frachtschiff und Flugzeug-Flotten, um sie rund um die Welt zu verteilen. usw.
Das macht Informationen denkbar ungeeignet für den gewohnten Stückguthandel (der funktionierte nur so lange, wie die Informationen fest an materielle Datenträger gekoppelt waren), aber eröffnet ganz neue Möglichkeiten.
 
testuser58 schrieb:
Es geht nicht ums hören, sondern ums anbieten.
Du hast natürlich recht. Es war der Uhrzeit geschuldet. Also so eine Playlist wäre dennoch alles andere als eine Schöpfung...

Und doch: Wenn es um die Auswahl und die Reihenfolge geht, dann ist es sooo unwahrscheinlich.
Nimm Lotto: 6 aus 49. Da spielt die Reihenfolge nicht mal eine Rolle. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand die gleichen sechs Zahlen nimmt ist 1 zu 13 Mio... gut, da Menschen die Zahlen häufig nach "Mustern" wählen ist es hier kein perfekter Zufall mehr, also dürfte sie für manche Kombinationen häufiger, für andere seltener sein...


testuser58 schrieb:
Zumal es Millionen Spotify-Kunden gibt, von denen sicher viele Mainstream hören (deswegen ist es ja Mainstream...)
Wie du sagst. Es geht nicht ums hören. Jeder kann sich seine Playlist machen wie er will. Aber beim Veröffentlichen sollte er die Rechte anderer beachten.

@Turrican101: Hast du Statistiken zur Playlist-Ähnlichkeit von Radiosendern? Ich nicht...
Nur weil Texte urheberrechtlich geschützt sind, bekommt ein ordentlich arbeitender Autor deswegen doch noch keine Probleme... was hier für eine grundlose Panikmache betrieben wird, ohne auch nur eine einzige Zahl oder Statistik oder einen Beleg zu liefern, ist einfach nicht nachvollziehbar.

@e-Laurin: Yap. Wobei sowas immer im Einzelfall entschieden werden muss...

@Herdware: Den Glauben an die Menschheit habe ich schon länger verloren. Aber aus anderen Gründen. Aufgrund von Egoismus und Geiz. Wenn die Menschheit "funktionieren" würde, bräuchte man viele Gesetze nicht. Wenn Leistungen anderer gewürdigt würden, dann bräuchte man das Urheberrecht nicht. Aber Leute denken, dass Konsum über Leistungen anderer ein Grundrecht ist, das keine finanziellen Aufwendungen rechtfertigt... Diese "ich muss alles gratis haben"-Gesellschaft führt bei mir zu Resignation.

Was nimmt man denn den Menschen weg, wenn sie nicht Playlists, die andere entworfen haben, selbst ins Internet stellen dürfen?

Menschen beharren auf ihren Rechten, aber anderen Rechte einzugestehen, das ist absurd...

Und nur weil nicht mehr Geld ausgegeben wird, heißt es nicht, dass es ok ist, nichts zu zahlen und dennoch zu konsumieren. Wenn man das Geld nicht hat, dann hilft einfach mal enthaltsam sein und sagen "Ok, ich konsumiere nicht". Wenn man sich jeden zweiten Abend einen Film illegal streamt, dann verpufft vielleicht auch der "Genuss"... wenn man stattdessen einmal im Monat ins Kino geht, dann ist das ein Ereignis und nicht pure Gewohnheit... aber die Konsum-Gesellschaft braucht den täglichen Kick.

Sagst du deinem Chef auch "Ich wäre eh nicht produktiv gewesen heute, also bin ich direkt zu hause geblieben."?
Viele argumentieren, man nehme ja nichts weg beim Urheberrechtsbruch. Das ist leider eine traurige Tatsache. Weil es macht den Rechtebruch schwerer nachweisbar. Wenn mir jemand das Auto klaut, dann fehlt was und ich merke es. Die Leute sind da nicht ehrlicher, weil sie jemandem was wegnehmen, sondern weil die Aussicht damit durchzukommen extrem gering ist...

Für mich ist das Brechen von Urheberrechten moralisch auf einer Ebene mit Steuerhinterziehung. Dem Staat nimmt man auch nichts weg. Ja, dem Staat entgehen Einnahmen. Aber hey: Hätte der Steuerhinterzieher Steuern zahlen müssen, hätte er das Geld ja eh nicht verdient. Also ist dem Staat auch kein Geld entgangen. Also ist es in Ordnung. Das ist doch die selbe Argumentation.

Und hey, ein Hoeneß hat trotz Steuerhinterziehung dem Staat viele Steuereinnahmen beschert. Der ist doch quasi einer seiner besten "Kunden". Der Steuereinnahmen des Staates boomen doch dennoch. Also scheiss doch drauf, oder?

Die meisten Leute sind einzig und alleine nur auf ihren eigenen Vorteil aus. Urheberrechtsbruch ist gesellschaftlich leider sozial anerkannt. Wenn man ein Spiel kauft, sagen andere "Mann bist du doof, das hättest dir auch im Internet kostenlos runterladen können...".


@Forum-Fraggle: Ein Rezept ist aber keine "Zutatenliste". Deshalb heißt es auch Rezept und nicht Zutatenliste...

@e-Laurin: Die Menschen haben eine einfache Definition von fair und gerecht: "Fair ist, was meinen Geldbeutel nicht belastet."
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn das eigene Label nicht läuft, versuchen durch Klagen an Geld zu kommen. Kennt man doch.
 
@FrAGgi:
Komisch, aber der Text sagt etwas anderes... Spotify wurde zuerst geben, die Listen zu entfernen. Weil keine Reaktion kam, wurde geklagt... aber man kann sich die Realität auch so hindrehen, wie man möchte. Fakten helfen schließlich nicht, bei einer voreingenommenen Betrachtung.
 
1668mib schrieb:
@Turrican101: Hast du Statistiken zur Playlist-Ähnlichkeit von Radiosendern? Ich nicht...

Wozu? Das was ein Radio sendet ist im Prinzip auch nur ne Playlist. Und wenn in Zukunft jeder Hansel ankommen könnte und Geld oder so verlangt, weil irgendwer Musik in der gleichen Reihenfolge abgespielt hat wie er, dann könnten Radios ziemliche Probleme bekommen. Oder andersrum andere Radiosender verklagen, wenn die einfach dasselbe senden. Oder am besten gleich so Typen wie MOS.
 
Was mancher hier scheinbar nicht ganz verstanden hat: Spotify hat die Rechte zum "abspielen"/anbietend er Lieder genauso, wie es ein Radiosender hat. Also wären Radiostationen von einer Entscheidung FÜR die Schöpfungshöhe einer Playlist auch betroffen.
 
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