Wenn es um das Spielprinzip ginge, um Schleichen und Kämpfen, warum dann diese Zeitlupenaufnahmen? Warum muss ein Tötunsgvorgang so weidlich ausgekostet werden?
Weil es genau darum geht. Das Spielprinzip ist völlig egal. Es dient einzig und allein als Vorwand, reihenweise sadistische und menschenverachtende Vorgänge zu zeigen. Fragen sollten sich die Befürworter solcher Spiele, was daran Spaß ist. Counterstrike oder Call of Duty sind Geschicklichkeitsspiele. Die Gewaltdarstellung ist dort zwar Teil des Spiels, aber sie steht nicht im Vordergrund. Diese Spiele machen Spaß auch ohne Zeitlupenaufnahmen von röchelnden Gegnern. Ein Kriegsspiel stellt den Krieg dar und das ist etwas völlig anderes als in die Rolle eines sadistischen Killers zu schlüpfen, der, je brutaler er agiert, mit umso mehr Punkten belohnt wird.
"Die das nicht spielen wollen, sollen halt weg kucken!"
Sehr einfach und scheinbar einleuchtend. Nur leider zu kurz gedacht. Alles darf nicht möglich sein. Unsere Gesellschaft darf nicht alles tolerieren. Wo Menschen Spaß dabei empfinden, auf dem Bildschirm mit Glasscherben, Klaviersaiten und Plastiktüten Gegner zu massakrieren, sollten wir uns fragen, warum das so ist. Es geht den Befürwortern nicht um ein gutes Spiel. Manhunt ist keines der x-beliebigen Spiele, wie sie zu hunderten in den Regalen stehen. Nein, es genießt den Kultstatus nur deshalb, weil es Tabus bricht, weil man hier mal so richtig die Sau raus lassen kann.
Dabei ist bewiesen, dass hemmungsloser Gewaltkonsum die Gewaltschwelle herabsetzt. Sie wird zusehends als normal empfunden. Der Konsum solcher Spiele geht an vielen spurlos vorbei, aber nicht an allen. Zudem hat unser Staat die Aufgabe, auf der Basis der anerkannten Wertvorstellungen seine Bürger vor ausufernden Gewaltdarstellungen, die gegen die Menschenwürde verstossen, zu schützen.
Die Befürworter dieser Spiele sollten sich fragen, warum sie so reflexhaft und aggressiv ein Spiel verteidigen, dass offensichtlich sadistisch und menschenverachtend ist. Was macht daran Spaß? Ist es Spaß, den Kopf vom Rumpf zu trennen? Hat sich das Anschleichen dann besonders belohnt?
Splinter Cell ist Spannung pur. Es belohnt den Spieler mit Atmosphäre und Nervenkitzel. Manhunt "belohnt" den Spieler mit sich immer stärker steigernder Gewaltdarstellung. Wer das dann als normal empfindet, ja, was empfindet derjenige dann als unnormal?
Und man unterstelle mir bitte nicht, ich habe keine Ahnung. Nach zwanzig Jahren Computerspielen ist mir weniges fremd. Das unsägliche C64-**-Manager, der erste 3D-Shooter mit "Achtung!"-Schreien oder die Frage, was Counterstrike ist.
Ich bin durchaus an einer Diskussion interessiert, doch mag sich anscheinend keiner der Befürworter außer mit hohlen Phrasen wie "Ich tue keinem 'was!" äußern.