Habu schrieb:
Für mich waren das dann am Ende nur abstoßende Charaktere
Wobei auch das nicht falsch respektive sogar die erwartete Reaktion ist. Ich glaube, kaum jemand von Seiten Devs hat damit gerechnet, dass irgendwer Sympathien für
Abby entwickelt, oder dass man selbst nach den folgenden Spielstunden und Kapiteln inkl. dem Ende nach wie vor
auf Seiten von Ellie steht.
Ich hab's schon mal in diesem Thread geschrieben, aber das eigentliche Ende von TLOU2 schmerzt mich sehr. Weil genau dieses Gefühl vermittelt wird, vor welchem ich so grosse Angst hätte und irgendwie auch habe.
Die absolute Einsamkeit, weil man alles und jeden verloren hat.
Das bringt das Spiel meines Erachtens richtig gut rüber.
Allgemein finde ich, schaffen die beiden Titel etwas, was tatsächlich nur wenige Spiele in ähnlicher Form fertig gebracht haben, nämlich dass man über das geschehene nachdenkt und reflektiert.
Man entwickelt Sympathien für Ellie und für Joel, obwohl man relativ bald im ersten Spiel weiss, dass er nicht so viele Skrupel besitzt. Aber man sieht wie sich die Bindung zwischen dem alten Mann und dem Teenager formt und genau mit dieser wächst man über die Spieldauer mit.
Als Joel am Ende sich dann dazu entscheidet, Ellie zu retten - obwohl sie das nicht gewollt hätte - und somit die Menschheit vor der absoluten Verdammnis zu bewahren, ist das ein ziemlicher Dickmove. Zwar kann man nachvollziehen dass er in Ellie seine Sarah sieht, aber sie ist nicht seine Tochter. Aber er denkt, die niemals erlebte Zeit mit ihr nachholen zu können. Nur wer selber ein Kind verloren hat, kann das halbwegs nachvollziehen. Aber auch dann lässt sich das nicht rechtfertigen.
Also war man bereits nach Teil 1 im Klinsch. Joel, ja, eigentlich cool. Aber auch ein ziemliches Arschloch. Die Sympathie liegt ganz klar bei Ellie. Und auch als sie Joel von sich weist, kann man es ihr nicht verübeln. Und dann tötet Abby Joel und jeder hasst sie dafür. Trotz allem was Joel getan hat, was letztendlich seinen Tod bedeutete.
Für Abby war die Sache in diesem Moment erledigt, aber Ellie will Rache. Genau so wie Joel die Fireflies ausschaltete um Ellie zu retten, so schaltet Abby jene Person aus, die eben jene Fireflies auf dem gewissen hat, nur um dann dadurch Ellies Rache auf sich zu ziehen. Es ist ein absolutes hin und her und alles davon ist nachvollziehbar. Das macht weder Abby noch Ellie letztendlich sympathisch und das soll es auch nicht, das war nie das Ziel.
Natürlich soll Abbys Storyline zeigen, dass auch sie einfach nur eine normale Frau ist. Mit Freunden, mit verstorbener Familie, mit einem Platz in dieser Welt. Und mit einem Herz, für Lev und Yara. Ihr ergeht es nicht anders als sonstwem. Genau wie Ellie. Genau wie Joel.
Dass Ellie letzten Endes den Kampf abbricht, zeigt lediglich dass sie endlich einsieht, dass diese Spirale niemals enden wird. Würde sie Abby töten, wär wahrscheinlich der nächste hinter ihr her. Und dann in der Farm realisiert sie, dass sie durch ihren Feldzug alles verloren hat.
Ist das die beste Story die je geschrieben wurde? Hell no.
Aber für das Medium in welchem sie spielt, sticht sie dennoch heraus, weil sie mit den Emotionen des Spielers jongliert. Hass, Erleichterung, Freude und Trauer sind in diesen beiden Titeln sehr nah beieinander.
TLOU 1 und 2 reihen sich damit einfach dort ein, wo auch andere Perlen sitzen. Sei es Outer Wilds, Life is Strange, Mass Effect, Firewatch, Edith Finch, Silent Hill 2,..
Es sind nicht dutzende, auch wenn das Medium so viele Möglichkeiten böte. Aber man müsste die Stories halt auch schreiben können.
Und ich finde, Neil Druckman gehört da tatsächlich mit zu den besten seiner Zunft.