Ukraine, Euromaidan und die Krim: Eine Zerreißprobe für int. Beziehungen

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...aber welcher europäer weiss schon über die bundesstaaten der usa bescheid, geschweige wieviele es gibt.
ich lehne mich mal aus dem fenster und behaupte mehr als amerikaner die deutschen bundesländer kennen :D

der artikel ist insgesamt gut geschrieben, auch wenn ich an einigen punkten nicht so ganz konform gehe... ob das jetzt so gänzlich unbewaffnet und friedlich abgelaufen ist...
 
Naja die wird schon gelesen, aber der Feuilleton-Artikel schafft es denke ich nicht in die Print und andere Medien (Spiegel, Süddeutsche, Zeit, etc.) werden sowas wohl nicht bringen. Interessanterweise kommen diese Art von Artikeln erst langsam, seit dem festgestellt wurde, dass das "Volk" nicht so eine glattgebügelte Meinung zu der Situation hat, wie man erst angenommen hat.
 
Kommt drauf an würde ich sagen. Die 'Internetöffentlichkeit' ist schließlich eine andere als die der Printmedien. Letztere halte ich bezogen auf Stimmbürgeranteil für derzeit größer und momentan habe ich das Gefühl, dass generell weite Teile der Bevölkerung in den deutschsprachigen Ländern auf das Vertrauen, was in ihren Massenblättern steht. Und das ist diesbezüglich oft nicht wirklich profund und spielt mit alten Vorurteilen.

Zuweilen scheint es die Menschen gar nicht zu interessieren, es gibt eine Meinung und für Diskussion ist keine Zeit.

Aber wenn diese nun spärlich aufkeimende Sachlichkeit dem oft sehr intensiven Widerstand von Onlinekommentatoren gegen einseitige Berichterstattung geschuldet ist, fände ich das sehr erfreulich.
 
deathscythemk2 schrieb:
Interessanterweise kommen diese Art von Artikeln erst langsam, seit dem festgestellt wurde, dass das "Volk" nicht so eine glattgebügelte Meinung zu der Situation hat, wie man erst angenommen hat.

das volk, muss bei dem ausdruck immer schmunzeln. :D oder die journalisten erlangen erst jetzt, nachdem der vorhang gefallen ist, langsam den durchblick. ich meine, wenn man in einem land ist, wo man nicht kennt, sich nur 100m von seinem hotel entfernt und ein paar demonstranten befragt, dann kann es auch keine profunde berichterstattung geben. über die berichte von thailändischen protesten z.b. haben die universitäten ihren unmut über die falschinformationen öffentlich luft gemacht und die journalisten stark kritisiert, dass sie offenbar zu faul sind, mal ein buch über thailand in die hand zu nehmen.
 
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Sich profund über ein Land zu informieren, bevor man urteilt, braucht Zeit. Und gerade Zeit ist neben Geld heutzutage etwas, das gerade bei Zeitungen nicht unbedingt bei den schreibenden Redakteuren - vor allem bei den jungen - zu finden ist.
 
Nichts für Ungut, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass gerade die Kritiker der sogenannten "Mainstream Medien", oder wahlweise auch gerne als "gleichgeschaltete Medienlandschaft" beschrieben, eben diese Medien nur vom Hörensagen kennen.

Das Feuilleton der FAZ/FAS ist m.E. (!) eines der besten seiner Zunft und kritische sowie differenzierte Berichte über die Ukraine (oder auch die Datenskandale der letzten Monate) findet man nicht nur dort, sondern in allen Rubriken der beiden Zeitungen. Gleiches gilt auch für die Sueddeutsche und die ZEIT.
In den vergangenen Wochen bin ich mal wieder vermehrt dazu gekommen auch Tageszeitungen zu lesen, und der Unterschied zur Onlineausgabe des jeweiligen Verlagshauses ist doch teilweise frappierend - ein signifikanter sowie qualitativer Unterschied zum üblichen Onlinejournalismus (unter den ich jetzt auch mal Blogs u.ä. subsumiere).

Letzte oder vorletzte Woche im Dossier der ZEIT war ein längerer Bericht über die Situation auf der Krim, aus der Perspektive ukrainischer Soldaten. Ja, natürlich - er war notwendigerweise einseitig. Qualitativ aber so gut gemacht, dass er die Ambivalenz des Konflikts vermittelt hat. Ähnliches habe ich in (kürzeren) Berichten der o.g. Tageszeitungen gelesen. Mitunter wurden dort beide Seiten des Konflikts beleuchtet, ohne diesen zu werten.
Die nicht nur hier geäußerte Kritik kann ich daher nicht nachvollziehen; auch, wenn ich selbstverständlich in all den genannten Zeitungen schon Beispiele für schlechten Journalismus gefunden habe.

Hier als Beispiele drei Auszüge aus dem o.g. ZEIT-Dossier (war die Ausgabe Nr. 14 vom 17.03.2014, Autor: Wolfgang Bauer):
Vitali ist Soldat in sechster Generation, sein Urgroßvater, sagt er, sei dreimal mit dem höchsten Orden des Zarenreichs ausgezeichnet worden, sein Großvater habe im Zweiten Weltkrieg in der Roten Armee gekämpft. Jetzt weiß Vitali nicht, auf welche Seite der Kasernenemauer er gehört.
Er ist gebürtiger Russe, so wie die meisten in der Kaserne. Genau wie im umkämpften Land finden sich auch im 1. ukrainischen Marineinfanterie-Bataillon Russen und Ukrainer.
Der Kompaniechef Vitali hasst die neuen Machthaber in Kiew. "Faschisten!", sagt er. Sie wollten die Russen auf der Krim ukrainisieren. Niemals werde er unter ihnen dienen. Aber das 1. Marineinfanterie-Bataillon ist seine Heimat. Seit 23 Jahren ist er Soldat, seit 23 Jahren dient er in diesem Bataillon. Es ist der Dreh- und Angelpunkt seiner Existenz. Würde er es verraten, verriete er sich selbst. Was soll er tun? Vitali ringt um einen Ausweg aus dem Dilemma.

Vitali sagt, gleich nach dem Morgenappell sei ein 20-jähriger Gefreiter zu ihm gekommen, um ihm das Entlassungsgesuch zu überreichen. "Der hat losgeheult, er hat hier all seine Freunde und wollte gerne bei ihnen bleiben", sagt Vitali. Aber seine prorussischen Eltern hätten ihn als Nazi beschimpft, weil er in der "Armee der Faschisten" diene.

Am Ende sind es nur 80 von 750 Soldaten, die sich für die Ukraine entscheiden. Bevor aus Freunden Feinde werden, umarmen sie sich noch einmal.
Kompaniechef Vitali war laut Artikel übrigens einer der 670..
 
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Falls du mich meinst: Ich hatte die FAZ Sonntagsausgabe abonniert, bis irgendwann einfach zu wenig drin war, was mich interessiert hat.. Spiegel habe ich seit 3 Jahren schon nicht mehr gelesen, es wurde mit der Zeit auch immer schlechter. Momentan habe ich leider keine Printzeitung die ich gerne lesen würde. Vllt. gibt es ja hier eine Empfehlung?
 
Der britische Guardian wär ja vielleicht mal was. Aber nach den GCHQ-Besuchen sind die vielleicht auch net mehr so frei, wer weiß...

Als non-print Medium find ich den Freitag ja noch ganz nett.
 
Konkrete Empfehlungen ohne Themenbezug bitte via PN.. sonst wird das zu OT.
 
Der Unterschied zwischen Onlinemedien und Printversion existiert, da stimme ich dir zu. Aber gerade bezüglich der ZEIT, von der ich beide Seiten kenne, habe ich nicht wirklich den Eindruck, dass sie mit der selben Intensität, mit der sie den Standpunkt "Kritik an Russland" Platz einräumt, auch die Schwächen ebendieser Argumentationen aufzeigt. Sicher mag es objektive Eindrücke geben, die man geboten bekommt, aber mir fehlt da eine sachliche Erörterung der russischen Perspektive. Und was bei ihr mE noch nicht ganz so schlimm ist, aber bei so manchem Boulevardblatt - und die versorgen einen merklich größeren Teil der Bevölkerung mit Informationen - nicht selten stark ins Auge sticht, ist Folgendes:

Vieles, was Akteure in den USA und in der EU sagen, wird inhaltlich gefühlt oft ohne Federlesens als prima facie richtig angenommen, bei der Gegenseite aber nicht - da schwingt nicht selten ein zweifelnder Unterton mit. Das mag bei der ZEIT nicht so schlimm sein wie bei anderen Zeitungen, aber einseitig finde ich es da wie dort schon. Denn auch wenn es kein plumpes und offensichtliches Werten ist, schon alleine der Umstand, dass der Leser sehr oft die Perspektive der westlichen Hemisphäre und ihrer Proponenten dargeboten bekommt, in die er schlüpfen kann, die der "anderen" aber nicht, führt zu einer latenten Schlagseite in der Betrachtung. Das Selbe bei der Wahl der Bilder zu Artikeln. Stets (~) ein grimmiger Putin und staatsmännisch inszenierte Amerikaner und Europäer. Wieso muss das sein?

Ich will gar nicht unterstellen, dass das alles durchdachte Absicht ist, dementsprechend wird es wohl keine direkte Parteilichkeit sein. Aber wie soll ich als Leser mir eine alle Seiten beachtende Meinung bilden, wenn ich - bspw. bzgl. der Krim - nur zwei Drittel der Sichtweisen kenne? Bzw. was taugt meine Meinung, wenn ich sie großteils auf einer einseitigen Perspektive gründe, sei es auch nur aus unterbewussten Gründen?

Ich will daraus nicht ableiten, dass eh alle Zeitungen ein Schmarrn sind, keineswegs. Aber was Aequidistanz angeht, bin ich in punkto Außenpolitik nicht immer glücklich.

EDIT:

Sowas (http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-04/ukraine-krim-un-bericht-folter) finde ich zum Beispiel gut. Liest sich nüchtern und sachlich. Insofern muss ich meine Kritk ein wenig relativieren.


EDIT 2: Dafür ist der erste Artikel in der aktuellen Zeit vom 10. April eine Art Paradebeispiel für das oben von mir genannte.

"es geht um den Konflikt zwischen einem aggressiven Autokraten und den westlichen Demokratien"

"imperiale russische Politik"


Ich will nicht abstreiten, dass es inhaltlich bis zu einem gewissen Grad stimmt. Aber von der Wahl der Worte, ihrer Stellung im Aufbau des Artikels her wirkt es auf mich latent wertend und einseitig. Immer wieder die Verwendung negativ konnotierter Wörter, während 'westliches' Vorgehen als 'ideologisch motivierter Irrtum', 'Tragödie' oder als 'legitim' (bzgl. Libyen; das Chaos dort wird ausgeblendet) bezeichnet wird.

Die Frage nach dem Warum und was diese Handlungen 'des Westens' angerichtet haben, wird nicht gestellt. Auch geht man mit keinem Wort auf die Reziprozität des Völkerrechts ein, die dem russischen Vorgehen auf strategischer Ebene einiges an Kritikwürdigkeit nimmt, da es andere waren, die mit dem Bruch des Völkerrechts angefangen haben und das langanhaltend fortführten. Woher also die Legitimation für die Kritik?

"... wenn der russische Präsident behauptet, er fühle sich vom Westen bedrängt ..."

Die Formulierung impliziert doch, dass es in Wirklichkeit ja gar nicht so sei. Nur was ist das strategische Vorgehen Europas und der USA denn sonst?

Es ist diese subversive Art des Unterjubelnwollens einer bestimmten Weltsicht ("wir" sind die Guten, die anderen die Bösen), die mich an solchen Artikeln stört, das Ausblenden von wesentlichen Fakten.

Dass sich der dortige Autor über das Auseinanderklaffen von öffentlicher Meinung und der Meinung von Leitmedien und vielen Politikern wundert, indiziert für mich, dass ihm die Lücken seiner Argumentation nicht bewusst sind. (ich weiß, klingt von meiner warte aus selbstgerecht, ich vermag es nicht besser zu formulieren).


EDIT 3:


http://www.faz.net/aktuell/politik/...r-deutsche-die-russen-wohl-kaum-12892906.html

Auch hier ein Artikel, den ich persönlich (also lediglich subjektiv) tendenziös und vereinfachend finde. Alle paar Sätze wird man ohne wirkliche Begründung darüber "informiert", dass Russland erbärmlich schwach sei. Dem folgt dann ein halbherziger Verweis auf die fehlende Diversifizierung der Wirtschaft. Die Vorgeschichte des Konfliktes wird ausgeblendet und dann diese einseitige Betrachtung auch noch als Grundlage dafür hergenommen, uns als Opfer darzustellen, das sich gegen eine drohende Gefahr wappnen muss.

Was soll das bitte? Das ist doch kein nüchterner und lösungsorientierter Diskurs, sondern üble Polemik, die alles Mögliche sein mag, aber jedenfalls nicht konstruktiv. Denn Kritik kann man durchaus auch sachlich formulieren. Das ist nicht verboten.

EDIT 4:

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2014-04/Kommentar-Debatte-Putin

Die Meinung des Autors teile ich.



(Irgendwie mutiert der Post hier zu einem eigenartig anmutenden Monolog. :D )
 
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http://de.ria.ru/politics/20140414/268273832.html

Das Weiße Haus hat bestätigt, dass CIA-Chef John Brennan unter falschem Namen am Wochenende in Kiew war. Musste er seinen Stadthaltern vor Ort neue Instruktionen persönlich erteilen?

http://www.faz.net/aktuell/politik/...ckenden-beweisen-gegen-russland-12896494.html

Gleichzeitig möchte Obama erdrückende Beweise für die Einmischung Russlands in der Ukraine vorlegen, dass die Protestler in der Ostukraine von Russland bezahlt wurden.

In diesem Zusammenhang sollte man auch nochmal auf das Wording achten: Auf dem Maidan waren "friedliche, nach Demokratie strebende" Demonstranten aktiv inkl. Rechtem Sektor & Co. während wir es im Osten aus einmal mit von "Russland finanzierten" Terroristen zu tun hat, gegen die eine illegitime Putschregierung einen "Anti-Terror-Einsatz" startet.

http://www.tagesschau.de/ausland/maidan-schuesse102.html

Zumindest scheint jetzt auch im Mainstream angekommen zu sein, dass die 80 Toten vom Februar in Kiew nicht unbedingt auf das Konto der Regierung Janukowitsch gehen können.
 
wobei man in der ukraine, bzw ärzten, die direkt auf dem maidan waren, von deutlich über 700 toten spricht.

und das der cia-chef höchstpersönlich dort seine aufwartung macht, ist sehr bedenklich.
 
@Empath
Ich weiß wirklich nicht was du mit solchen Links "ZDF-Kleber in Erklarungsnot" bezwecken möchtest. Einen Aha-Effekt entlockst du höchstens den Leuten, die ohnehin schon glauben was in dem verlinkten Artikel steht und ihre Überzeugung über "westliche Propaganda" nur zementiert sehen möchten. Als ständiger Konsument der ÖR weiß man, dass diese ein differenziertere Bild von der Ukraine gezeichnet haben, als plakative Beweisschnippsel das Gegenteil zu behaupten versuchen. Mit solchen Links stellst du dich letztlich nur an das andere Ende des Farbspektrums und bist damit nur das Spiegelbild eben jener die du zu kritisieren suchst.
 
war auf den Post von conquerer bezogen.
 
@Empath
Danke für die Links. :)

Raniah Salloum hat heute auf Spon einen recht neutralen Artikel zum Thema Ostukraine geschrieben. Im Vergleich zu den meisten Kommentatoren ist sie auch vor Ort. Es ist schön zu sehen, dass sich zumindest ein Teil der deutschen Medienlandschaft, Raum für Objektivität lässt. Die habe ich bei diesem Thema vermisst.
 
popoklatschen schrieb:

Dann viel Erfolg.


Zum Thema:

Ich denke, bevor Russland selbst öffentlich richtig aktiv wird, bekommen sie einen Warnschuss, und da gehe ich weniger von Militärisch aus als mehr durch eine schnelle EU Osterweiterung bis an die Grenze Russlands samt NATO Bündnis. Wie RU da reagieren würde bleibt ab zu warten, aber ich denke nicht anders wie der Rest bei der Krim.
 
@popoklatschen: kampfjets sind von einem militärflughafen gestartet? und lärm haben sie dabei auch noch gemacht? :eek: na wenn das kein sicheres anzeichen für den weltuntergang ist, weiß ichs auch nicht mehr :D

@dMopp: das wäre dann aber schon eine heftige provokation durch den westen und würde aggressives handeln durch russland regelrecht legitimieren. ich denke das vierergespräch wird die wogen tatsächlich ein stück weit glätten, wenn auch nicht gänzlich.
 
Naja, heftig fand ich schon die Annektierung der Krim, die nach deiner Argumentation ja dann genau das Handeln rechtfertigen würde ;).

Wie gesagt, als Provokation soll das nicht dienen, eher als Schuss für den Bug falls Russland weiter provoziert. Man wird sehen.

Aktuell nervt* mich das Thema mehr als das es interessiert, da es wieder mal das größere Schäufelchen geht und alle anderen "Klassenfeinde" grad so gar keine Lust auf das Spiel haben.


* Es nervt, weil alle nur darüber reden, das sie reden wollen ... Wird Zeit für Ergebnisse.
 
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