News US-Chiphersteller Wolfspeed: Neuer deutscher Standort im Saarland bestätigt

bartio schrieb:
Unternehmen gehen dorthin, wo Sie die besseren Aussichten sehen. Und da spielen Steuerabgaben und vor allem die Strompreise eine zentrale Rolle.

Und da sieht es in Deutschland katastrophal aus. Die Abgabenlast in Deutschland für Energie, Facharbeiter und für (normale) Unternehmen ist einfach viel zu hoch. Das alles ist seit Jahren bekannt, gibt genug Untersuchungen (ua von OECD) darüber.
Und dennoch ist und bleibt Deutschland ein wichtiger Industriestandort. Neben den genannten Faktoren gibt es eben auch solche, die für uns sprechen:

1. Zentrale Lage in Europa, das außerdem eine der wohlhabendsten Regionen der Welt ist
2. Gut ausgebaute Infrastruktur (ja, dem Deutschen gilt diese oft als marode, im internationalen Vergleich ist das aber nicht unbedingt die Realität)
3. Sehr hohe politische Stabilität

Es gibt noch weitere, aber gerade 3. ist sehr viel wichtiger als man landläufig so glaubt.
bartio schrieb:
Um also irgendwelche Unternehmen noch anzulocken, muss eben mit viel STeuergeld gelockt werden. Steuergeld das dann wieder durch noch mehr Abgaben reinkommen muss. Eigentlich ein Wahnsinn.
Man kann es Wahnsinn nennen, aber wenn die Weltmächte USA und China es so machen, muss Europa ein Stück weit mitziehen. Im Übrigen wird gerade westlich des Atlantik nochmal ein ganz anderer Stiefel gefahren. Die Schuldenlast des Bundes wächst dort jeden Tag weiter gen Unendlichkeit. Irgendwann wird das funktionelle Gelddrucken dort auch dazu führen, dass Abgaben extrem angehoben bzw. Ausgaben gekürzt werden müssen. Da stehen wir mit unserem Haushalten noch ziemlich solide da.
So viel anders ist es auch in China nicht, dort werden die Schulden aber im Privatsektor "versteckt".
bartio schrieb:
Es wundert mich sowieso wieso noch irgendein Unternehmen nach Deutschland geht.
Man schaue sich nur mal die STrompreise für Mrz 2022 im Vergleich an (nach rechts scrollen):
[...]
Siehe oben. Außerdem zahlen wichtige Industriesektoren diese Preise so nicht. Ja, spottbillig wird es vielleicht dennoch nicht, aber andere Faktoren wiegen dann eben doch schwerer (unter anderem siehe oben).
bartio schrieb:
Platz 2 für Deutschland mit 46cent. Platz 3 hat "nur" 33cent. Und unser Nachbar Polen 18cent pro kw/h und Frankrech 19cent.
Wieso sollte man nach DE gehen? Schlechter ist es in Polen und Frankreich auch nicht, dafür aber viel günstiger.
Das ist eine Frage der Perspektive. Die Franzosen sind etwa sehr viel streikfreudiger als wir und gehen im Schnitt sehr viel früher in den Ruhestand. Polens Infrastruktur ist weniger gut ausgebaut, das Qualifikationsniveau ist zudem niedriger. Du kannst davon ausgehen, dass die die Unternehmensführung einige Faktoren in ihre Entscheidung einbezogen haben wird.
Nuklon schrieb:
Lösungen nicht Jammern.
Dresden hat Global Foundries, 2x Infineon und Bosch. Trotzdem ist das Stromnetz stabil.
Die USA zimmern die in die Wüste, da ist gar keiner, nichtmal Wasser.
Auch Leipzig hat BMW und Porsche überlebt.
Dazu kommt noch, dass Texas auch noch ein vom Rest der USA abgekoppeltes Stromnetz besitzt, das in den letzten Jahren schon gezeigt hat, dass es absolut mal ausfallen kann und wegen mangelnder Redundanz dann auch erstmal "ausgeschaltet" bleibt. Trotzdem wird dort gebaut. Kann man sinnvoll finden oder nicht, aber andere Faktoren sind eben ganz offenbar wichtiger, politische Rahmenbedingungen und co. lassen grüßen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: zhompster, Vindoriel und scryed
Holzinternet schrieb:
Ich selber jammer nicht 😄 Das ist nur eine Aufnahme wie es hier zugeht. Und jeder der mit staatlichen Strukturen gearbeitet hat (damit meine ich nicht die Steuererklärung) weiß wie es da zugeht.

Sicher muss da was passieren und das massiv. Ob das hier geleistet werden kann ist zumindest momentan noch fraglich...

Beispiele wie es nicht geht gibt es hier genug. Da sei zum Beispiel der Neubau der Brückenzüge über die Elbe genannt und auch das Projekt der Untertunnelung im Stadtkern. Da sieht man wie ineffektiv und aufwändig die Bürokratie ist.

Gerne würde ich es sehen das sich Magdeburg wieder entwickelt. Seit 1945 liegt hier viel Brach und die DDR Zeit (als Maschinenbauschwerpunkt) sind seit 1990 ersatzlos vorbei. Seit dem sucht die Stadt einen Platz und hat ihn noch nicht gefunden.

Wir werden sehen.

Gruß
Holzinternet
Dresden ist Chipstandort geworden weil Landesregierung und Stadt Lösungen gewollt haben. (Vorallem Subventionen)
Diese Subventionen haben sich aber schon x-fach wieder ausgezahlt in Löhnen, Steuern und Kreislaufankurbelungen und Sekundäransiedlungen zur Vorproduktion. So ein Werk braucht nicht nur Chips. Maskenwerke, Gase, Ätzmittel, Wartung der Reinräume, Elektroninstalltionen usw.

Und das Saarland scheint auch zu wollen. Darum räume ich Dresden für TMSC auch Chancen ein. Weil die Taiwanesen sehen, das hier Fabriken gewollt sind. Wobei TMSC, wenn sie es richtig angehen nochmal ne ordentliche Hausnummer wäre.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: zhompster, Schumey und Holzinternet
Gestern in der Tagesschau gab es auch einen Beitrag zu dem Thema. Ist echt ein riesen Ding das Vorhaben.
 
Holzinternet schrieb:
Erlebe das mit Intel hier jeden Tag bei uns in Magdeburg. Da wird ums Geld geschachert... Und ganz viel geheult. Von beiden Seiten versteht sich. Am Ende zahlt es der Steuerzahler, wer sonst.

Gruß
Holzinternet
Was nicht sonderlich schlimm ist. Wenn China Taiwan angreift und folgend die Fabs dort außer Betrieb gesetzt werden, damit EUV nicht in chinesische Hände fällt, dann habe ich lieber eine mitbezahlte Fab im Saarland, als 32 Monate auf mein iPhone, Auto oder Küchengeräte warten zu müssen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Holzinternet
Mich würde Mal interessieren, wann man die Subventionssummen wieder drin hat. Ist sicher schwer zu bestimmen, da so ein Werk neben den direkten Steuern und Lohnsteuern der Angestellten auch noch weitere Unternehmen an zieht und sich durch Zuzug der Mitarbeiter Städte vergrößern etc.
Sozial ist halt nicht immer, was Arbeit schafft und wenn wir alle einem börsennotierten Multimilliarden-Konzern Geld noch und nöcher in den Popo stopfen, obwohl ja sonst immer geschrien wird, der Staat soll sich raus halten, finde ich sowas immer etwas bedenklich (Geschmäckle).
Aber da hört's ja nicht auf, wir alle zahlen Forschung an Universitäten und die Ergebnisse werden dann privatisiert xD
 
@Volker Ich finde man darf in dem Update des Artikels herausstellen dass das ein Gemeinschaftsprojekt mit ZF ist.

Zum Einen weil es die Gründe für den Standort, die Geldflüsse etc, besser erläutert, zum anderen aber - auch wenn es hier "nur" um Leistungselektronik geht - den Wandel in der deutschen Industrie aufzuzeigen.

Neben Bosch haben wir nun ein weiteres großes Werk als Neubau projektiert - in Deutschland.
Und ZF ist, anders als Bosch, bislang kein Schwergewicht im Bereich der Halbleiterherstellung. Hier wird also auch zukunftsorientiert gearbeitet um abgehende Geschäftsfelder aufzufangen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: zhompster, lkullerkeks und Iwwazwersch
Nuklon schrieb:
Und das Saarland scheint auch zu wollen.
Nunja es bleibt ja auch keine Wahl, da Ford 10km 2025 das Werk schließt mit ca. 5000 Mitarbeitern. Es ist im Gespräch das BYD das Werk kaufen will, das steht aber noch in den Sternen.

Daher muss auch im Saarland was passieren. Auch wenn ich nicht glaube das die Produktionsmitarbeiter der Ford für Wolfspeed qualifiziert genug sind, da hauptsächlich Ingenieure und Konsorten gesucht werden, so hat es zumindest der CEO gesagt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Holzinternet
calNixo schrieb:
Naja, dann wird halt dort gebaut wo man Mensch und Umwelt am besten ausbeuten kann.

Ist so in Ländern, in denen Subventionen gezahlt werden, auch der Fall. Nur, dass diese Probleme mit deftigen Subventionen bzw. anderen Maßnahmen verhindert werden. Die Unternehmenseigner machen am Ende, egal wo sie stehen, den gleichen Reibach.
 
Vindoriel schrieb:
Siliziumcarbid? Geht es jetzt um Chips oder um Schleifscheiben?
Afaik SiC (Si.Carbid) hat nur technische Vorteile ggü Si(Siliz.) wenn es um Leistungseletronik geht und allem wo Effizienz oder weniger Wärmeabgabe eine Rolle spielt.

Das ist wohl das neue bessere Silizium in diesem Bereich.
Ob das für Mikroelektronik wie Prozessoren geeignet ist, kann ich nicht sagen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: zhompster und Nuklon
Immerhin wird auf bereits versiegelter Fläche (ehemaliges Kraftwerkgelände) gebaut. Hier im Stuttgarter Raum werden die letzten freien Ackerflächen neben der Autobahn für große Solarparks verplant. Gleichzeitig ist dann ein Interview mit dem Landwirtschaftsminister direkt neben der Mitteilung in der Zeitung, der die Bürger auffordert mehr regionale Lebensmittel zu essen. Tja, wo sollen die dann noch herkommen?? Dem ganzen Ganzen setzt die Krone auf, dass die großen Warenlager von Porsche und Stihl immernoch keine Photovoltaikzellen auf den riesigen Dächern haben.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: FLCL, Schumey, rosenholz und eine weitere Person
Holzinternet schrieb:
Problem ist wir lassen das mit uns machen. Und die die das Aufzeigen werden diffamiert und in die Schwurblerecke gestellt. Das gefällt vielen unserer Landsleute die dann da pauschal mitmachen.

Nun ja, von den recht ordentlichen Subventionen des Autoverkehrs und in der Landwirtschaft profitieren auch ziemlich direkt private Verbraucher.

Und auch die Ewigkeitslasten von Kohlebergwerken und Atommüll sind auch alles andere als gering.
Ergänzung ()

Vindoriel schrieb:
Siliziumcarbid? Geht es jetzt um Chips oder um Schleifscheiben?
Schleifscheiben!
 
Zuletzt bearbeitet:
Vindoriel schrieb:
Siliziumcarbid? Geht es jetzt um Chips oder um Schleifscheiben?
Mit Siliziumkarbid lassen sich effizientere Stromwandler herstellen.
Siliziumkarbid ist derzeit der einfachste Weg um Effizienz in zum Beispiel Elektroautos zu erhöhen.
Quasi das Galliumnitrid (für Handy-Ladegeräte) nur für große Ströme.
 
Heelix schrieb:
Wie will man sonst Firmen bewegen hier Fertigungen zu bauen ?

Hohe Lohnkosten
Hohe Transportkosten
Energie extrem teuer
hohe Umweltauflagen
Gewerkschaften die nur ärger machen

Sollte man Chipfabriken besser in Bananenrepubliken oder Failed States errichten?
 
Holzinternet schrieb:
Jap das mit den Preisen kann ich bestätigen. Hab für einen Entsorger gearbeitet. Da ging sehr viel Energie durchs System für Großshredderanlagen und Co. Da sind dann pro KW/h 1,X cent aufgerufen wurden. Auch ! im Sommer/Spätsommer letztes Jahr.

Da hat man, zumindest bei uns, nur die Privatkunden gemolken. Bei der Großindustrie wurde lediglich "informiert" aber es gab keine Erhöhung/Anpassung. Kann woanders anders sein aber hier lief es so.

Problem ist wir lassen das mit uns machen. Und die die das Aufzeigen werden diffamiert und in die Schwurblerecke gestellt. Das gefällt vielen unserer Landsleute die dann da pauschal mitmachen.
Reicht man die Preiserhöhungen genauso an die Wirtschaft durch wie man es an Privathaushalte tut, erhöhen diese ihre Preise (noch stärker als ohnehin schon) und besagte Privathaushalte leiden noch stärker. Es ist also diskussionwürdig ob dieses "Mitsichmachenlassen" so dramatisch ist.
Holzinternet schrieb:
Bis es Sie selber betrifft. Dann wird umso lauter geheult. Nach dem Erlebnissen der letzten knapp 10 Jahre fällt es mir schwer eine positive Prognose für Deutschland zu ziehen. Wir stehen erst am Anfang der Abwärtsspirale. Werden wir noch erleben. Leider.
Diese Negativausblicke gab es schon vor 10 Jahren, vor 20 Jahren und vor 25 erst recht. Ich glaube auch, dass wir dringend schneller, flexibler, vorausschauender handeln sollten. Die Hymne auf Deutschlands Untergang ist aber auch heute noch Unsinn.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: zhompster und Vindoriel
heroesgaming schrieb:
Diese Negativausblicke gab es schon vor 10 Jahren, vor 20 Jahren und vor 25 erst recht. Ich glaube auch, dass wir dringend schneller, flexibler, vorausschauender handeln sollten. Die Hymne auf Deutschlands Untergang ist aber auch heute noch Unsinn.
Ich verstehe bis heute nicht was ein Wirtschaftssystem das für eine Militärdiktatur entworfen wurde so attraktiv macht.
 
heroesgaming schrieb:
Reicht man die Preiserhöhungen genauso an die Wirtschaft durch wie man es an Privathaushalte tut, erhöhen diese ihre Preise (noch stärker als ohnehin schon) und besagte Privathaushalte leiden noch stärker. Es ist also diskussionwürdig ob dieses "Mitsichmachenlassen" so dramatisch ist.
Nunja, es ist schon mehr als zu hinterfragen, das normale Stromendkunden durch die vielen Abgaben im Strompreis die niedrigen Strompreise der Großindustrie subventionieren.
Das ganze hat natürlich als Grundlage die gescheiterte, mMn nach extrem dilletantisch umgesetzte und fast ausschließlich von ideologie geprägte Energiewende-Politik. Hätte man alles besser machen können und müssen; Vorausschauender, weniger hektisch, Realitäten anerkennen, Sicherheiten nicht auf Grund von Ideologie (vorzeitig) abschaffen, wirtschaftlicher gestalten....
Aber die Leute wählen die selben Politker und Parteien weiter, die das Chaos erst geschaffen haben^^
Wie sagt man noch: Es hätt noch alles jot gegeange!
 
Zuletzt bearbeitet:
calNixo schrieb:
Auf den Entwurfsbildern sieht man, dass das wohl stehen bleiben kann. Die Fabrik passt wohl noch zwischen das Umspannwerk neben dem alten Kraftwerk und die Umgehungsstraße. Hätte auch gedacht, dass das größer wird.
Stimmt, da wird auch schon gebaggert
 
Gortha schrieb:
Sicherheiten nicht auf Grund von Ideologie (vorzeitig) abschaffen
Das hatte 0% mit Ideologie zu tun. Das war 100% Aktionismus aus der Situation heraus.
foofoobar schrieb:
Ich verstehe bis heute nicht was ein Wirtschaftssystem das für eine Militärdiktatur entworfen wurde so attraktiv macht.
oha
 
Iwwazwersch schrieb:
Das hatte 0% mit Ideologie zu tun. Das war 100% Aktionismus aus der Situation heraus.
Ich denke es war beides.
 
Zurück
Oben