Wann ist ein Photo ein Fake...

Im grunde ist die Frage so alt wie es die Fotobearbeitung selbst gibt, nur war es bis vor wenigen Jahren noch so, das ein wirklich "authentischer Fake" unheimlich aufwendig, teuer und viel Know-How benötigt hat, das hat sich radikal geändert.

Moderne Algorythmen/KI in der Kombination damit, das mittlerweile selbst Mittelklassesmartphones absurd viel Rechenleistung besitzen, hat es jedem DAU ermöglicht äußerst effizient Fotos zu bearbeiten und dessen Inhalte fast schon beliebig zu generieren bzw. auszutauschen. Daher wird die Frage natürlich auch "akuter" in der breiten Masse diskutiert werden und eine klare Linie ist unmöglich zu ziehen. Man schaue sich nur die Profilbilder diverser Datinapps/Whatsappgruppen usw. an:

Ist Leonie, 40J, 120kg, braune Augen, kurze Haare dann also kein Fake wenn sie mittels Bildbearbeitung ein täuschend echtes Profilfoto erstellt hat von Leonie 25J, 65kg, blaue Augen, lange Haare - weil es die Person ansich ja im Grundsatz gibt?

Ist das Bild von Max echt, dessen Hintergrund die Spitze des Mount Everest zeigt, aber eigentlich war Max nur auf der Zugspitze. Max ist echt, der Mount Everest und die Zugspitze auch, nur die Kombination hat so nie existiert, ist also die Kombination entscheident sowie der Zeitpunkt? Dann ist wiederum jeder Filtereinsatz ein Fakefoto. Oder ist es dann kein Fakefoto weil Max in der Titelleiste stehen hatte: Schaut mal meine neuen Wanderstiefel - schließlich ist ja dies der Kontext des Fotos, oder?
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Fu Manchu
Es gibt keine, denn die Parameter womit ich die Beispiele bewerten kann, sind wie schon erwähnt völlig beliebig und die Bewertung ist selbst aus subjektiver Sicht kaum lösbar, wenn man nur minimale Standards für sich selbst einhalten möchte, denn die kann ich ja auch nach belieben ändern.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Fu Manchu, dideldei und CCIBS
Exit666 schrieb:
Hier ein Beispiel von mir. Schwarzkehlchen, Weibchen, fotografiert im Weinberg.
Eigentlich sitzt es auf einem Metallpfahl, welcher nicht sehr natürlich aussah. Mit PS KI Generierung kaum ein Problem, da wird aus einem Metallpfosten ein Holzstumpf. Fake?
Ein sehr schönes Beispiel. Und das Ergebnis sieht wirklich toll aus! Nicht persönlich nehmen!
Aber, es ist in meinen Augen ein Fake. Vielleicht liegts daran, weil ich so denke:
Früher gabs diese ganze Software und die KI nicht.
Früher wurde ein Foto geschossen und das wars.
Das war die einzige Wahrheit, die ein Foto darstellte. Es gibt somit keine Falschinformation. Die kürzlich veröffentlichten KI-Fotos von Google sollten einem normal denkenden Menschen vielleicht die Augen öffnen, dass im Augenblick so einiges schief läuft.
 
Andy4 schrieb:
Früher gabs diese ganze Software und die KI nicht.
Früher wurde ein Foto geschossen und das wars.
Das war die einzige Wahrheit, die ein Foto darstellte. Es gibt somit keine Falschinformation. Die kürzlich veröffentlichten KI-Fotos von Google sollten einem normal denkenden Menschen vielleicht die Augen öffnen, dass im Augenblick so einiges schief läuft.
Das ist so nicht korrekt, ein Foto gibt nie die "Wahrheit" aus, wenn wir "Wahrheit" als die tatsächliche Sinneswahrnehmung des Durchschnittsmenschen definieren.

Bereits die Wahl der Kamera, der Linsen, des Films und der Aufnahmetechnik haben einen massiven Einfluss auf das was dann als Foto heraus kommt und die Unterschiede sind gewaltig, hier ein Beispiel das nach deiner Definition ein "Wahres" Foto ist, denn KI und irgendwelche modernen Filter gab es 1992 noch nicht:

1452898944-hbz-kate-moss-greatest-hits-16.jpg

Das Bild spiegelt die "echte" Kate Moss in einem echten Outfit und echter Szenerie wieder? Wohl kaum, das Bild ist härter Bearbeitet als das durchschnittliche Tinderprofil.

Der Unterschied ist, wie schon erwähnt, das Bildbearbeitung heutzutage für jeden DAU verfügbar ist, anders als vor 30 Jahren, wo ein solches Bild mehrere Monatsgehälter und Tage/Wochen bis zum finalen Produkt gebraucht hat.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Für mich ist ein Fake ein Bild, welches so in der Realität nicht existiert hat. Farbspielereien, Kontrast, Helligkeit etc sind mir dabei egal, es geht mir um das Motiv.

Damit ist auch das genannte Beispielbild des Vogels für mich eindeutig ein Fake. Der Vogel hat auf diesem Baumstamm nie gesessen. Der Baumstamm kommt aus einer KI, dementsprechend ist nichtmal sicher ob es diesen überhaupt gibt.

Bei Influencern ist es natürlich häufig ein fließender Übergang da es ja häufig über einen reinen Farbfilter hinaus geht.
 
Zuletzt bearbeitet:
The_waron schrieb:
modernen Filter gab es 1992 noch nicht:
Wohl aber Photoshop und Co und er sprach von Software und KI, umhin redet er nicht nur von Filtern sondern auch "klassischer" Bildbearbeitungssoftware. Und genau das zeigt dein Bild. Die Wahl der Linse, Kamera und Co zeigt immer die Realität. Denn diese Dinge können nur darstellen, was auch da ist. Ob wir es genauso wahrnehmen (beispielsweise wen UV Filter in der Kamera verwendet werden) ist eine andere Sache.
Ich gehe auch davon aus, das er mit "früher" eine Zeit meinte, wo auch keine Software zur Retuschierung existierte.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Andy4
Andy4 schrieb:
Früher gabs diese ganze Software und die KI nicht.
Früher wurde ein Foto geschossen und das wars.
Es wurden ein oder mehrere Rohaufnamhen (egal, ob Negativ oder Posiziv) gemacht und dann eine Kopie davon veröffentlich. Diese Kopie konnte durchaus schon manipuliert sein. Das Wort Fake war damals im deuschen Sprachgebrauch noch nicht üblich.

Hier sieht man ein paar analoge "historische" Fakes, die mit dem Original nichts mehr zu tun haben:
https://www.welt.de/kultur/history/...-und-Ulbricht-Fotos-retuschieren-liessen.html

Genauso gibt es heute Kameras, die aufgenommene RAW-Daten entsprechend signieren, womit Manipulationen nach der Digitalisierung der Sensordaten zumindest nachweisbar sind. Beides (Negativ/Positiv oder signierte RAW-Datei) lässt sich, bei korrekter "Implementierung", nicht fälschen, womit zumindest der Rechteinhaber des Originals nachweisen könnte, was wirklich aufgenommen wurde.
 
gymfan schrieb:
Es wurden ein oder mehrere Rohaufnamhen (egal, ob Negativ oder Posiziv) gemacht und dann eine Kopie davon veröffentlich. Diese Kopie konnte durchaus schon manipuliert sein. Das Wort Fake war damals im deuschen Sprachgebrauch noch nicht üblich.
Foto-Fakes gibt es im grunde seit es die Fotografie gibt, mit der Fehlanahme von Andy4 dass das geschossene Foto die "einzige" Wahrheit darstellt hat bereits William Mumler die Leute hinters Licht geführt, im doppelten Sinne und das war ~1860 - das Wort Software sollte fast 100 Jahre später überhaupt erst existieren.
 
Foto Fakes gibt es schon vergleichsweise lange, ein berühmtes Beispiel ist das von Nikola Tesla in seinem Labor, das 1899 aufgenommen wurde (Bild und Geschichte dahinter hier)

Ich hab hier aus dem Nachlass meiner Eltern und Großeltern auch jede Menge Bilder von der Jahrhundertwende, sowie von ~1940 bei denen sich einige finden, die zusammengeschnitten wurden. Das ist unter anderem ein Familienbild, bei dem ein Verwandter aus einem anderen fein-säuberlich ausgeschnitten und in das neue eingeklebt wurde, woraufhin das Bild noch einmal fotografiert wurde. Sieht gar nicht mal schlecht aus.

Ist also schon vergleichsweise lange möglich, Photografien zu erstellen, die nicht die Wirklichkeit wiedergegeben haben. Noch weit vor Photoshop und Konsorten.
 
Fake bedeutet ja nicht unecht sondern bewusst gefälscht.
Und genau so würde ich auch die Definition ansetzen. Veränderst du etwas um dem Betrachter etwas anderes zu vermitteln als das was fotografiert wurde, dann ist das Fake.
Alles andere ist aufpolieren.
 
Restart001 schrieb:
Schau dir die z.B. Bilddatei mit nem Hex-Editor an, da findet man immer mal verräterische Einträge über das verwendete Bildeditorprogramm das dazu verwendet wurde. Auch veränderte Exif-Daten können das "belegen".
Wer seine Bilder so stümperhaft bearbeitet, obwohl er sie als "Original" ausgeben will, ist selber Schuld. Da muss man schon ein paar andere Eigenschaften analysieren um anhand der Bilddaten festzustellen, ob ein Bild bearbeitet wurde.
 
snailcopter.jpg

Das gute ist, meistens erkennt man ja an der Bildzusammensetzung was Fake ist. Hier wurde z.b. eine ukrainische Aufklärungsdrohne auf die sich eine Riesenschnecke verirrt hat in die Luft reinretuschiert so dass es aussieht als ob die Schnecke fliegen würde. In Wirklichkeit stand die Drohne aber die ganze Zeit auf dem Boden.
 
Skaiy schrieb:
Ein Selfie mit Skin-Filter, sprich glatter Haut, ist für mich kein Fake, sofern der Rest gleich bleibt.
Für mich schon, da die glatte Haut eben nicht real ist, daher der Inhalt des Bildes geändert wurde.
 
@KitKat::new()
Es ist halt, auch mit Make Up kann man viel machen (ironischerweise kann man heutzutage auch nicht mehr sagen, ob die Vorher/Nachher Bilder im Internet nicht trotzdem am Computer nachbearbeitet wurden).
Ist also ein Foto dann echter, wenn die Person darauf richtig gut geschminkt ist? Was dann auch ein Filter so hätte hinbekommen? Und ich meine jetzt keine Filter, wo selbst die plastische Chirurgie an ihre Grenzen stößt.

Auch wenn der TE die Frage so gestellt hat und es nun mal eine aktuelle Situation ist, ein Bild kann auch ein Fake sein, ohne, dass an dem Bild im Nachhinein etwas verändert wurde, und zwar, wenn das Szenario der Aufnahme schon der Fake ist.
 
CCIBS schrieb:
Ist also ein Foto dann echter, wenn die Person darauf richtig gut geschminkt ist?
ja

CCIBS schrieb:
Auch wenn der TE die Frage so gestellt hat und es nun mal eine aktuelle Situation ist, ein Bild kann auch ein Fake sein, ohne, dass an dem Bild im Nachhinein etwas verändert wurde, und zwar, wenn das Szenario der Aufnahme schon der Fake ist.
stimmt, es ist wichtig ob man nun von Fotos oder von Bildern spricht.
Das Foto wäre ja trotzdem echt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: dideldei
KitKat::new() schrieb:
Aber warum?

Das Ergebnis ist dasselbe. Ich kann auch verstehen, dass du das als Fake einordnen würdest, aber das andere dann nicht?

Ist das Gesicht des Menschen in der Realität dann ein Fake? In diesem Sinne manipuliert der Mensch ja sein Gesicht, weil es durch Schminke makellos ist, wie beim Filter.

In dem Fall manipuliert man das Foto schon vorher.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Andy4
Zurück
Oben