Re: Warum es unsere Gesellschaft so schlecht geht?
So, auf Grund vom Zeitmangel konnte ich keine Antworten abgeben. Um hier etwas zu beantworten braucht man mehr Zeit, als vielleicht in den anderen Foren.
Endurance schrieb:
Ich komm jetzt mal auf den Topic wieso es unserer Gesellschaft so schlecht geht zurück.
Es geht uns erstens so schlecht auch nicht.
Zweitens, wenn jeder seine Zeit mit Jammern verbringt kann er/sie in dieser Zeit nix produktives machen, dass uns aus der Misere führt.
Drittens sage ich: Es wird erst schlimmer bevor es besser wird.
Schwer vorhersehbar. Unserer Gesellschaft geht es im Vergleich zu anderen Ländern nicht schlecht, sondern gut. Aber im Vergleich zu früher geht es eben schlecht. Zwar waren die Zeiten damals anders, Sprich BoomWirtschaft, aber das ist doch jetzt nicht mehr der Fall. Man zieht nur vergleiche, worin man selber involviert war. Die Redensart, vor 20 Jahren war alles anders, kennen wir von jeder Diskussion, die man mit Älteren Menschen führt. Das ist zwar nachvollziehbar, aber falsch, da diese Sicht der Dinge einige wichtige Punkte ausser acht lassen.
Dann zum Punkt Wirtschaft/Soziales:
Egal wer an der Regierung ist, die Opposition bezieht fast immer die Gegenposition. Ob das die SPD während Kohls Zeiten war oder es jetzt die CDU/CSU unter der SPD/Grünen-Regierung ist.
Unsere Politiker habe einfach vergessen, dass es kein absolutes richtig/falsch in der Politik gibt. Das beste was man erreicht, ist ein Kompromiss, der die breite Masse zufriedenstellt. Aber sowas wollen unsere (man verzeihe mir den Ausdruck) verbohrten Holzköpfe in Berlin ja nicht.
Es will jeder nur einmal an die Macht und dann macht man denselben Schrott wie die Anderen.
Niemand von denen oben hat die eierlegende Wollmilchsau im Programm, nur behaupten tun's alle.
Deswegen meine ich, dass man an der Verfassung etwas ändern muss. Das jetzige System ist auf Kompromiss ausgelegt. Nur gibt es Konfrontation zwischen der Opposition und den Reformen. Zum einen muss man sich mit der Opposition einigen, zum anderen will man Reformen durchsetzen. Problem hierbei ist aber, dass die Opposition nicht versucht, ein Kompromiss einzugehen, sondern viel eher versuchen, die eigene Partei ins richtige Licht für die nächsten Wahlen zu rücken. So war das immer, und so wird es (leider) immer bleiben. Das ist die Angewohnheit des Menschen.
Es fehlt jemand, der endlich mal die blanke Wahrheit sagt:
1.Ja, das Volk muß noch ein paar Jahre leiden
2.Ja die Renten sind nicht sicher
3.Ja es wird mehr an sozialen Leistungen gekürzt werden müssen
4.Ja wir brauchen eine Zuwanderungsbeschränkung.
Du siehst, dass wenn man die Wahrheit sagt, was passiert. Die Gesellschaft will, dass alles so bleibt, wie es ist. Nur wird dies nicht der Fall sein. Zum einen dürfen keine Kredite aufgenommen werden, zum anderen aber will man mit weniger Geld mehr Leistung vom Staat. Sehe nur ich hier eine Spannung?
Und bei Punkt 4 ist man ausländerfeindlich oder gleich ei alter Nazi.
Nein. Nur ist dien Punkt 4 zu pauschal. Wenn jemand vom Ausland nach Deutschland einreist, hier Geld verdient, Steuern zahlt und dieses Geld zum Gewissen Grade ausgibt, so sehe ich hier keinen Nachteil. Problematisch wird es dann, wenn Diese Sozialhilfe, Asyl, oder andere Hilfen bekommen möchten. Hier sollte man ein Auswahlverfahren treffen, ohne dabei diskriminierend zu sein. Solch ein Vorgehen würde eine Einreise sehr erschweren, selbst dann, wenn dieser Kompetenzen mit bringt, die Deutschland braucht
Morgoth Dir bin ich noch eine Antwort schuldig.
Morgoth schrieb:
Nein, das stimmt nicht. Wenn das Geld da wäre bzw. man das vorhandene nicht auf die hohe Kante legen müsste, um für die Zukunft gesichert zu sein, würde weiterhin konsumiert werden.
Gut, ich sehe es ein. Gesamgesellschaftlich hast du wohl recht. Aber vereinzelnd kann man auch auf solche Leute, wie ich sie beschrieb, treffen.
Leistungen des Staates kürzen? Das verunsichert die Bürger doch noch mehr. Nach unserer gemeinsamen, logischen Schlussfolgerung müsste dadurch der Konsum noch viel geringer werden.
Der entgegengesetzte Weg ist IMHO die Lösung: den aktuellen Steuersatz beibehalten, aber dafür sicherstellen, dass der Steuerzahler das Geld auch wieder zurück bekommt, wenn er in eine Notlage gerät bzw. in Rente geht.
Dazu gehört natürlich auch eine Vereinfachung des Steuerrechts, um alles transparenter zu gestalten.
In dieser Kombination wäre genügend Geld vorhanden und die zusätzliche Sicherheit den Konsum ankurbeln.
Steuern müssen gesenkt werden, damit Firmen investieren. Wenn firmen investieren, werden mittel- und langfristig mehr Menschen arbeiten können. Wenn Menschen arbeiten, kommt auch die Sicherheit wieder zurück. Ich tendiere eher zu sagen, dass man im besten Fall, die Steuern senkt, und die Sozialleistungen nahezu beibehält. Nahezu deshalb, weil es einige Punkte gibt, die man kürzen muss. Rente ist etwas, was tabu ist. Entweder kürzt man es nicht, oder man gibt der Person freie Hand zum Wahl des Rentensystems. Sprich, eigene Vorsorge, ohne staatliche Unterstützung. Dies bedarf kurzfristig ein hohes finanzielles Aufkommen seitens des Staates. Imho wäre die 2te Möglichkeit ein Signal zur Besserung, da ich selbst etwas für meine Zukunft, und deren finanzielle Sicherheit, machen muss.
Ich merke gerade, dass ich darauf schon geantwortet habe.
Morgoth schrieb:
Garantie auf Arbeit kann man niemandem geben, auch nicht mit niedrigen Steuern. Aber man kann ihm Garantie auf soziale Absicherung geben.
Doch die muss finanziert werden, und das wird nun mal durch Steuern getan.
Noch etwas zu weniger Abgaben: wird es dadurch besser werden? Nur wenn die Löhne gesenkt werden könnten wir wieder international konkurrenzfähig werden. Und was hat der Steuerzahler dann gewonnen? Nichts! Er zahlt zwar einen niedrigeren Steuersatz, aber bekommt auch weniger Kohle. Und davon muss er dann noch, wenn man Deinen Ansatz mal auf die Spitze treibt, auch noch Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung zahlen.
Ein wunderbar schlechtes Beispiel für niedrige Steuern sind: die USA. Dort wurden unter Bush sen. die Steuern rapide gesenkt. Einem kurzfristigen Aufschwung folgte bald danach extreme soziale Ungerechtigkeit. Inzwischen ist es soweit, dass viele Leute nur noch Mindestlohn bekommen, deswegen 2 Jobs haben müssen um überhaupt über die Runden zu kommen.
Ist das erstrebenswert?
Stattdessen könnte man den aktuellen Satz so halten, vielleicht sogar erhöhen, das gesamte Steuerrecht aber so umkrempeln und vereinfachen, dass jeder Bürger weiß: aha, 10% meiner Steuern gehen in meine Rentenversicherung, 10% hier hin, 10% dorthin. Es muss für ihn offensichtlich werden, wofür er zahlt. Denn im Moment sieht er das nicht, nur die Verschwendung seines hart erarbeiteten Geldes, und er weiß nicht, ob er, wenn er dann irgendwann nicht mehr arbeiten kann, weiterhin überleben kann.
Zugegeben, es erfordert einen großen Umschwung in unserem Verständnis für Gesellschaft, dass nämlich einer für den anderen da ist. Doch ich glaube, mit ein bisschen gutem Willen können sogar wir Deutschen das schaffen.
Eine Senkung des Steuersatzes wäre für die Wirtschaft wichtiger, als für das Volk. Dahingehend hast du recht. Bei deinem Bsp mit der USA muss man sich aber vor Augen führen, dass diese Idee nicht von langer Hand geplant war. Somit ist es nicht verwunderlich, das dies kurzfristig für Aufschwung sorgt, aber langfristig dafür eher negativ ist. Dasselbe geschah übrigens in Japan, als dort in den 80erJahren die Wirtschaft stagnierte. Deutschland hat imho daraus gelernt. Ich denke, das Steuersystem muss stark vereinfacht werden. All diese Abzüge sind nicht übersichtlich, somit wird es von vornherein als schlecht empfunden. Ich denke, dass die größten Reformen, wie andere Verfassung und ein neues einfaches Steuersystem noch vor uns stehen.
Jetzt mal ehrlich: würdest Du das wollen?
Dann ist endgültig alle Macht bei den Konzernen, die Arbeiter werden sich mit günstigsten Löhnen zufrieden geben, um ihre Arbeit zu behalten. Sie werden den Chefs in den Arsch kriechen, sie werden sich ausnutzen lassen.
Das kann es nicht sein! Die dunklen Zeiten nach der industriellen Revolution sind zum Glück vorbei, und ich habe nicht den Wunsch, dass die wiederkehren.
Ob ich es will steht hier leider nicht zur Debatte. Es muss eben passieren. Sonst kann Deutschland diesen Standard nicht mehr lange halten. Ich habe nirgendswo sonst, solch eine soziale Sicherung gesehen. So viele Krankenhäuser, die allesamt sehr kompetent sind. So sauber. So rein. Man gibt viel Geld für Umwelt- und Tierschutz aus. Letzens habe ich einen Bericht im Spielgel gelesen, wo beschrieben wurde, dass eine Stadt, wegen 100 - 500 Hamstern und für deren Umsiedlung, 5Mio ausgegeben hat. In manch anderen Ländern hätte man diese allesamt brutal getötet. Aus moralischer Sicht, ist die Handhabung von Deutschland gerechtfertigt. Aus ökonomischer Sicht umso weniger.
Puh, ist noch nicht fertig.
Spiro kommt noch.
spiro schrieb:
Besser wäre m.E. die Frage: Warum bricht unser Lebensstandard ein?
Wer hier behauptet, dass es unserer Gesellschaft schlecht ginge, sollte vielleicht mal für einige Monate Süd-Ost-Asien aufsuchen. Ich hatte vor 2 Jahren die Gelegenheit, auf Einladung meiner Schwester, dort 2 Monate zu verbringen und kann nur sagen, dass ich, ob der dortigen Verhältnisse und dem Umgang der Einheimischen mit denselben, in Demut nach Deutschland zurckgekehrt bin.
Ich will hier nicht moralisieren und sage auch ganz ehrlich, lange hat´s nicht angehalten - aus den Augen, aus dem Sinn...
Wie ich schon oben beschrieb, vergleicht man Deutschlands Standard nicht an anderen Ländern, und gewiss nicht mit asiatischen Ländern, sondern eher mit dem Deutschland vor 20 Jahren. Der Lebensstandard Deutschlands ist imho enorm hoch.
Hinzufügen möchte ich noch den Aspekt, dass es m.E. in D keine unternehmerische Fürsorge mehr gibt - Leute wie Philip Rosenthal sind leider nicht in Sicht.
Manager/Aufsichtsräte (Auf Konzern- u. mittelständischer Ebene - anwesende Handwerksmeister sind natürlich ausgenommen ) etc. fällen Heute ihre Entscheidungen nicht mehr unter Einbeziehung moralischer Aspekte; geht´s meinen Arbeitern/Angestelten gut, geht´s auch mir gut, sondern denken global u. profitorientiert. Egal, was mit den Mitarbeitern hier passiert...meinen Aktionären (Arbeitgebern) und ausschließlich denen bin ich verpflichtet!
Ja. Thats Business. Wer Global nicht denkt, der hat schon verloren, bevor es überhaupt anfing. Einfache Arbeit wird es in Deutschland nicht mehr geben. Deutschlands Gesellschaft mutiert zur Dienstleistungsgesellschaft. Wenn man sieht, wieviel Menschen als Dienstleister tätig sind, und wieviele aktiv produzieren, dann merkt man, dass diese Mutation schon in den 90ern anfing. Globalisierung ist nunmal ein wichtiger Aspekt der Wirtschaft. Ohne die neuen Märkte, wird es an Nachfrage fehlen. Die Menschheit ist imho auf Frieden nicht ausgelegt. Kriege waren und sind Motoren der Wirtschaft. Erst, nachdem jemandem bewusst wird, wie knapp er dem Tode war, setzt er seine Skepsis wegen der Zukunft ab und lebt im Augenblick (im weitesten Sinne).
Tschechien z.B. bietet Unternehmen unter den Voraussetzungen eines Steuersatzes von 0%, keinen Kosten für Grunderwerb sowie Niedriglöhnen zusätzlich die Möglichkeit, die Investitionskosten für die Produktionsstätten mit bis zu 75% aus EU Subventionsmitteln zu unterstützen!
Nur zum Verständnis - Deutschland trägt als Nettozahler der EU ca. 22% des Gesamthaushaltes und somit ca. ein Drittel der von den Tschechen für unsere Unternehmer/innen bereitgestellten EU Subventionen!
Woran liegt das denn aber? Ausschließlich an den Subventionen? Nein. Die dort sind sozial nicht so sicher, wie die Menschen hier. Auch ist deren Infrastruktur mit dem von Deutschland vergleichbar. Dort musste man gewisse Einschnitte machen. Jetzt versucht man, die Wirtschaft ins Land zu locken. Und ich sage dir eins, lieber bekommen die Tschechen das, als die Chinesen. IMHO. Ohne Expandierung läuft eben nichts. Und niemand hindert einem daran, dort wo Arbeit ist, hinzuziehen. Die Arbeit fällt niemandem mehr in den Schos. Wir wollen, dass die Arbeit zu uns kommt, was aber nicht geht. Ich denke, dass auch die Deutschen langsam realisieren sollte, dass einfache Arbeit nicht mehr da ist. Und wenn man einfache Arbeit machen möchte, muss man eben nach Polen, Tschechien, usw. Verwerflich ist hierbei imho nichts. Ich denke, dass man dort gerne solche Arbeiter annimmt. Qualifizierte Arbeitnehmer, die sich mit Maschinen auskennen verdienen dort proportial mehr, als hier in Deutschland. Gemessen am Bruttosozialprodukt.
XXYYZZ Dein Post, werde ich später versuchen zu beantwoten, bzw. zu hinterfragen.