Warum werden Beamte ständig als faul und unnütz diffamiert?

Erdenkind schrieb:
Ein Bekannter von mir ist Beamter und arbeitet auf einem Amt. Er ist seit 17 Jahren verbeamtet. Seit er verbeamtet ist, muss er sich ständig Witze und dumme Anmachen anhören bis hin zu Anfeindungen! Typische Sprüche sind: "Wussten Sie schon, dass Tierärzte Hunde und Katzen neuerdings mit Beamtenblut einschläfern lassen?" oder "Beamte sind wie Viren: Sie wirken nicht indem sie handeln, sondern indem sie sich vermehren" und so weiter; nachlesbar im Internet ;) Immer wieder wird sich über die Beamten lustig gemacht. Aber warum? Sie arbeiten doch genauso wie alle anderen Büroangestellten. Warum haben Beamte den Ruf nicht richtig zu arbeiten und faul bzw. unnütz zu sein? Ist es der Neid auf die Privilegien der Beamten? Die Wut darüber, dass man selbst nur einen gammeligen Ausbeutersklavenjob in der Wirtschaft bekommen hat?

Wenn mein Bekannter müde von der Arbeit kommt, dann sagen die Nachbarn schon "Jaja, die Beamten schlafen bei der Arbeit und kommen müde nach Hause" und ähnliches. Sowas ist doch einfach nur scheiße, dass man sich von anderen Leuten wegen dem Beruf diffamieren lassen muss. Kürzlich las ich auch in der Zeitung, dass die Beamten auf Platz 1 der unbeliebtesten deutschen Berufsgruppen seien. Was soll diese unterschwellige Hetze und Beleidigungen gegen Beamte?

Letztens auch erst wieder bei "Hart aber fair":
http://www.ardmediathek.de/tv/Hart-...rste/Video?documentId=20371902&bcastId=561146

Ich glaube ehrlich gesagt, dass bei diesen Art von Anmachen auch eine gehörige Portion Neid dabei ist. Um verbeamtet zu werden muss man halt schon was geleistet haben und sich je nach Beruf durch ein hartes Auswahlverfahren, ein langes Studium oder beides durchgebissen haben. Außerdem tragen Beamte meistens eine Menge Verantwortung.

Ich glaube es ist eher ein Vorurteil, dass alle Beamte faul sind. Ein Vorurteil, bei dem sicherlich auch ein wenig Neid mitschwingt.
 
Würdest du sagen, dass Beamte aufgrund der hohen Verantwortung auch gleichwertig bei Fehlern haften?
 
Nö, warum soll da Neid mitschwingen? Findet man als Mensch automatisch alles heimlich doll, was man kritisiert? Und was das Vorurteil angeht, so ist das Wort das Falsche. In diesem Thread war die Ausgangsfrage, woher die pauschale Diffamierung von Beamten als faul und unnütz kommt. Und das kann aufgrund der Erfahrungsberichte nicht an einem Vorurteil, sondern nur an einer Pauschalisierung von Einzelerfahrungen liegen.
 
Bei den meisten ist es doch nur neid. Beamten haben einen sicheren jobs und ein halbwegs gescheites einkommen und relativ gute pensionsaussichten. Warum sollte man da als 08/15-harzer nicht neidisch werden
 
Nicht einmal das. Die Aussage von ds1 impliziert, dass "die meisten" zu der Gruppe der "08/15-harzer" gehören. Was rein statistisch bereits völlig falsch ist.
 
Und das die meisten Beamten "faul und ünnütz" sind, ist also statistisch richtig? :rolleyes:
 
1. Er schrieb nicht, man finde automatisch(!) alles(!) toll, was man kritisiert. Diese Verabsolutierung macht es zum Strohmann-Argument. Die Behauptung war ja, dass da 'auch eine gehörige Portion Neid' dazugehöre. Nun könnte man Diskutieren, wie Groß die Portion ist, denn das ursprüngliche Argument war ja, dass das nicht alles Neid ist, sondern eine Portion davon. D.h. dass es sowas gebe wie Kritik aus Neid (auch sehr beliebt in die rhetorische Figur gekleidet: "die kriegen alles in den Arsch geschoben, während wir...") und der Anteil an 'Varianzaufklärung', also der Anteil, den Neid daran hat, Kritik zu erklären, groß ist.

2. Die infrage stehende 'Pauschalisierung' war auch kein statistisches Argument, nicht mal implizit, sondern eine Zuspitzung zur Illustration. Was das implizit aussagt, ist, dass die Differenz im sozialen Status den Neid erzeuge.

3. Niemand hat geschrieben, dass aus Ablehnung der Behauptung 'Beamtenneider sind 08/15-Hartzer' folgt, dass Beamte tatsächlich faul und unnütz sind. Das ist ebenfalls ein Strohmann-Argument.

Man könnte die Argumente des anderen auch wohlwollend lesen oder voranstellen, wie man sie verstanden hat, damit sich überhaupt mal eine Diskussion ergibt, aber ihr produziert gewollte Missverständnisse und poltert einfach drauf los.
 
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Ich frage mich eher welche Diskussion sich ergeben soll? Die beiden Fronten gab es doch schon immer. Die einen sagen wir brauchen den Beamtenstatus, die anderen sagen wir brauchen den nicht. Die einen sagen, wer arbeitet denn wenn gestreikt wird etc., die anderen sagen die Pensionen sind zu hoch.

Das bringt uns doch keinen Millimeter nach vorne.
 
Wenn dir das alles so zwecklos erscheint, warum diskutierst du dann mit?

Die Millimeter, die man hier gutmachen kann, sind - so zumindest aus meiner Perspektive - diejenigen, Dritte aufzuklären, in der Hoffnung, das bessere Argument zu haben und dass dieses die Kraft hat, zu überzeugen - und es schöpft seine Kraft aus der größeren Übereinstimmung mit der Realität.

Das eine Diskussion dafür notwendig mind. zwei 'Fronten' hat, ist sogar Voraussetzung dieser. Die Frage ist ja auch nicht, ob man einen Beamtenstatus braucht oder nicht, sondern woher die Ressentiments ggü. Beamten kommen.

Ich habe weiter oben ja bereits einiges dazu geschrieben. Ich schließe mich auch grob ds1 an. Der Neid auf Beamte ist dort besonders groß, wo der soziale Status gering ist. Nicht nur innerhalb der Gruppe der Hartzer, sondern dort, wo ihre Quote besonders hoch ist. Analog sieht man das bei z.B. bei autoritären Gruppen wie Pegida, die ja auch vor Neid auf diejenigen "die alles in den Arsch gesteckt bekommen" zerfressen sind. Diese Bewegung ist auch dort entstanden, wo die Hartzer-Quote besonders hoch ist - aber gerade ohne dass der idelle Durchschnitt dieser Bewegung selbst aus Hartzern bestand. D.h. das vermittelnde Glied ist die Abstiegsangst. Dort, wo diese besonders groß ist, regt sich auch besonders viel Neid. Das sind dann gerade nicht die Hartzer (die sind ja bereits abgestiegen), sondern das ist der 'kleine Mann' der unteren Mittelschicht, der noch was zu verlieren hat, was Beamte nicht verlieren können.
 
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deathscythemk2 schrieb:
Und das die meisten Beamten "faul und ünnütz" sind, ist also statistisch richtig?

Davon hat keiner gesprochen.

Abe81 schrieb:
1. Er schrieb nicht, man finde automatisch(!) alles(!) toll, was man kritisiert. Diese Verabsolutierung macht es zum Strohmann-Argument.

Nein, es entlarvt die Aussage als unbegründet. Genauso unbegründet, wie es die "Verabsolutierung" ist. ;)

deathscythemk2 schrieb:
Die Behauptung war ja, dass da 'auch eine gehörige Portion Neid' dazugehöre.

Mich störte eher das "sicherlich". Das impliziert ja, dass eine Diskussion grundsätzlich aus Neid generiert wird.

deathscythemk2 schrieb:
D.h. dass es sowas gebe wie Kritik aus Neid (auch sehr beliebt in die rhetorische Figur gekleidet: "die kriegen alles in den Arsch geschoben, während wir...")

Auch bei diesem Beispiel ist es nicht nur Neid, sondern eine Aussage, die eine vermeintliche Ungerechtigkeit proklamiert.

deathscythemk2 schrieb:
Die infrage stehende 'Pauschalisierung' war auch kein statistisches Argument, nicht mal implizit, sondern eine Zuspitzung zur Illustration. Was das implizit aussagt, ist, dass die Differenz im sozialen Status den Neid erzeuge.

Ich bin nicht davon überzeugt, dass mit der hingeschnodderten Antwort eine Sozialkritik anklingen sollte.

deathscythemk2 schrieb:
Niemand hat geschrieben, dass aus Ablehnung der Behauptung 'Beamtenneider sind 08/15-Hartzer' folgt, dass Beamte tatsächlich faul und unnütz sind. Das ist ebenfalls ein Strohmann-Argument.

"Strohmann-Argument"... seufz.

Wie dem auch sei. Die Erwähnung eines "08/15-harzer" im gegebenen Zusammenhang war unbegründet und sollte meiner Meinung nach nur provozierend wirken.

deathscythemk2 schrieb:
Man könnte die Argumente des anderen auch wohlwollend lesen ...

Wenn jemand Argumente vorbringt, gerne. Die von Dir zur Verteidigung herangezogenen Beiträge sind jedoch reines Stammtischgepolter im Sinne von Behauptungen ohne Argumentation.

deathscythemk2 schrieb:
Ich frage mich eher welche Diskussion sich ergeben soll? Die beiden Fronten gab es doch schon immer. Die einen sagen wir brauchen den Beamtenstatus, die anderen sagen wir brauchen den nicht.

Ich bin nicht per se gegen den Beamtenstatus, in manchen Fällen halte ich ihn sogar für sinnvoll. Ich bin nur der Meinung, dass Beamte in vielen Fällen ihren Status als Machtposition verstehen, statt wie angedacht als Dienstleister für den Bürger aufzutreten.

Abe81 schrieb:
Das eine Diskussion dafür notwendig mind. zwei 'Fronten' hat, ist sogar Voraussetzung dieser. Die Frage ist ja auch nicht, ob man einen Beamtenstatus braucht oder nicht, sondern woher die Ressentiments ggü. Beamten kommen.

+1

Abe81 schrieb:
Der Neid auf Beamte ist dort besonders groß, wo der soziale Status gering ist. Nicht nur innerhalb der Gruppe der Hartzer, sondern dort, wo ihre Quote besonders hoch ist.

Eben das halte ich für falsch. Mir ist keine Untersuchung bekannt, die diesen Zusammenhang nachweist. Dir? Alltagsheuristisch kenne ich z.B. viele Leute, die schlechte Erfahrungen mit Beamten gemacht haben und entsprechend eine schlechte Meinung haben. Aber keiner davon ist auch nur annähernd Bezieher von ALG II, noch im Entferntesten Teil einer Unterschicht noch abstiegsgefährdet.
 
Sind wirklich alle Beamte "Dienstleister für den Bürger"?
 
Der Ottonormalverbraucher hat auch nur Kontakt mit Beamten in einer Situation in der er am liebsten gar nicht wäre. Der Beamte hat also von vorn herein einen schlechten Stand.

Alle Tätigkeiten, die mit Beamten zu tun haben, haben in der Regel einen negativen Kontext. Egal ob man einen Pass beantragt, andere Behördengänge macht, in eine Polizeikontrolle gerät, eine Anzeige aufgibt oder im Unterricht sitzt, alles nervt.
Dazu kommt, dass der Beamte aufgrund seines Status (quasi unkündbar, volles Gehalt im Krankheitsfall, ...) anfälliger ist für "faule Verhaltensweisen". Nicht alle Beamten sind faul, aber faulen Beamten wird es sehr leicht gemacht. Habe selber genug direkte Erfahrung mit Härtefällen.

Allerdings darf man nicht vergessen, dass das System im Vergleich zur internationalen Konkurrenz, besonders im kleinen Maßstab sehr gut funktioniert. Korruption gibt es bei uns sicherlich genug, aber Korruption bei "kleinen Lichtern" im Verwaltungsapparat gibt es im Vergleich sehr wenig. Das liegt sicherlich auch am Beamtenstatus.

Der "Beamtenneid" wird hier glaube ich gewaltig überschätzt. Glaube es geht mehr um allgemeines Gemotze ("Boah da musste ich nen neuen Pass besorgen und dann habe 40 Stunden gewartet. Und nach 30 Stunden ist die blöde Tussi dann doch echt auf Toilette gewesen und drei Kunden vor mir hat sie sich dann erdreistet eine Rauchen zu gehen ..."), das sich auf die Beamten überträgt und die Projektionsfläche Beamte. Schließlich ist der Beamte in vielen Situation das letzte Glied in der Kette zwischen Staat und Bürger.

An vielen Stellen in Unternehmen läuft es ganz genauso, aber da hat man eben keinen Kontakt. Man muss doch nur mal in einem x-beliebigen Unternehmen nachsehen wie über Verwaltung/Personalabteilung geredet wird. Da existiert überhaut kein Unterschied zum Beamtengemotze. Allerdings kann man nur mit Arbeitskollegen über die Verwaltung lästern. Bei Beamten können sich alle zusammen tun und lästern.
 
Du hast halt als Beamter nen kriesensicheren Job man kann Dich nicht ohne weiteres Kündigen.
Beamte "bewegen" sich idR nicht grossartig sondern berufen sich auf den "Dienstweg" bzw "Dienst nach Vorschrift"

Ich würd nicht sagen dass sie per se faul sind - aber unflexibel und nicht bereit eigene Verantwortung zu übernehmen.
Macht die Politik ja auch immer gerne vor: BER, Drohnen usw.

Baut man nicht extremst Mist kann man sich seinen Pensionsanspruch gleich durchrechnen.
Für ehrgeizige Leute isses nix weil gehobene Positionen bzw ne Gehaltserhöhung halt auch ausgeschrieben werden müssen und man nicht einfach mal beim Chef so für mehr Kohle anklopfen kann.
Ich kenn den Vergleich adhoc nur für Lehrer aber da biste als Beamter 1000x besser dran als n Angestellter.

Brauchen wir Beamte? MMn in gewissen Bereichen schon.
Aber da auch mit etwas mehr Flexibilität im Geist und Verantwortungsbewußtsein.

Da da Polizei ja schonmal angesprochen wurde - da hab ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht - aber ka ob das alles Beamte waren. Bei Behörden anderer art eher negative.
 
Beamten dürfen an fast allen Stellen keine eigenen Entscheidungen treffen und wenn der Dienstweg nicht eingehalten wird, gibt es sofort einen auf den Deckel. Der Dienstweg wird nicht aus Faulheit oder Trägheit gewählt.
Verantwortung hat ein Verwaltungsbeamter daher oft auch nicht viel. Ausgenommen sind natürlich teilweise höhere Positionen, aber zu denen hat man als "Kunde" keinen Kontakt.

Das frustriert natürlich viele Beamte. Wenn der 1000ste nachfragt, ob das nicht irgendwie anders oder schneller geht oder gar Verbesserungsvorschläge hat, dann ist der Elan, um dagegen zu argumentieren irgendwann einfach nicht mehr so groß ;). Man darf ja nicht vergessen, dass man selber nur einmal alle paar Jahre gewisse Behördengänge durchführt, das Gegenüber aber oftmals den ganzen Tag nix anderes macht. Das mag einem da schon mal unangemessen vorkommen, was dann abgeht.
 
Deliberation schrieb:
Könntest du bei einer...

... Antwort bitte darauf achten, ...

Deliberation schrieb:
... dass diese nicht so ....

... unglaublich zerstückelt ist...,

Deliberation schrieb:
... dem kann ja kein Mensch ...

... mehr ordentlich folgen. Das zerreißt alle Gedanken. Es tut auch so, als stünden die Einzelaussagen für sich, anstatt Teil einer geschlossenen und/oder aufeinander aufbauenden Argumentation zu sein. Diese Widerlegung durch Isolierung ist mir zu mühsam. Das nennt man auch derailing.

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Deliberation schrieb:
Mir ist keine Untersuchung bekannt, die diesen Zusammenhang nachweist. Dir? Alltagsheuristisch kenne ich z.B. viele Leute, die schlechte Erfahrungen mit Beamten gemacht haben und entsprechend eine schlechte Meinung haben. Aber keiner davon ist auch nur annähernd Bezieher von ALG II, noch im Entferntesten Teil einer Unterschicht noch abstiegsgefährdet.

Hast du einen solchen Überblick über dieses Forschungsfeld, dass du von deiner Nichtkenntnis auf die Nicht-Existenz schlechthin schließen kannst? Hast du mal nach einer solchen 'Untersuchung' geschaut? Mir ist auch keine einzige Abhandlung über Quantenphysik bekannt, daher muss das ja alles nicht existieren.

Um die Frage zu beantworten: Ja, mir sind diverse 'Untersuchungen' dazu bekannt.

Aber: Bitte keine Strohmänner mehr. Ich schrieb doch recht eindeutig, dass es nicht um die 'Unterschicht' geht, sondern um die (untere) Mittelschicht. Und von der ist jeder virtuell abstiegsgefährdet. Sie besitzt in ihrer großen Mehrzahl kein eigenes Kapital, ist lohnabhängig. Die Minderheit davon in einem unbefristeten Lohnverhältnis. usw. usf. Ich kann dazu gerne noch ganze Romane schreiben und eine Myriade 'Untersuchungen' nennen, aber vielleicht erst, wenn entweder meine Aussagen auch korrekt wiedergibt oder Interpretationen auch als solche formuliert und nicht als Unterstellungen.

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diRAM schrieb:
Sind wirklich alle Beamte "Dienstleister für den Bürger"?

Das greift meinen Gedanken auf, den ich weiter oben geäußert habe: Im Beamten treten einen Personifikationen des Staates gegenüber:


Abe81 schrieb:
Das Stereotyp entspringt einer Umkehr dessen, was einem durch den bürgerlichen Staat permanent unterstellt werde.
Der Beamte, als Charaktermaske und Personifikation staatlicher Gewalt und Macht zwingt einem durch seine Existenz die Angst auf, für genau das gehalten zu werden, was ihm selbst in einer Reaktionsbildung vorgeworfen wird. Die staatliche Gewalt in Form der Beamten erzeugt die Angst, sich faul, falsch, inkompetent, wertlos etc. zu verhalten und erzeugt somit auch zur Abwehr dieser Angst die Reaktionsbildung in Form dieses Stereotyps.

oder

Abe81 schrieb:
Für die Denunzierer und Nörgler verkörpern Beamte die personale Seite des Staates, ihre praktische Erfahrung mit ihm - über sie vermittelt sich die Autorität des Staates. Nur führt das nicht dazu, staatliche Herrschaft als solche abzulehnen (=anti-etatistisch), weil sie ja nicht als solche unangenehm empfunden wird, sondern einer naiven good governance-Theorie nach zu behaupten, es läge nur am falschen Personal, 'die da oben' oder die in den Amtstuben seien 'ineffizient' usw. Das ist eine konformistische Revolte, die mit der Herrschaft an sich einverstanden ist, nur spüren tut man sie ungerne und dagegen 'rebelliert' man ohnmächtig mit diesen Stereotypen über das faule Beamtenwesen.


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btw.: Bezüglich Strohmänner und derailing, das sollte sich jeder Diskutant mal zu Gemüte führen. Ist ja sonst Kraut und Rüben hier.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde die meisten Argumente von Heute sehr treffend nur das mit der Flexibilität finde ich unpassend.
Nach dem Grundgesetz sind alle Menschen gleich und wenn einer gegen einer Rechtsnorm verstoßen hat muss er mit der entsprechenden
Rechtsfolge rechnen auch wenn der zuständige Beamte persönlich sein Handeln verstehen kann und die Dienstausführung in diesen Moment sehr schwer fällt. Daher es gibt keine Flexibilität für Beamten man darf nicht " ein Auge zudrücken " weil sonst alle Anderen die gleiche Behandlung verdienen. Beamte können selber nur ein Rechtsgut verletzen um ein höheres Rechtsgut zu schützen. Was aber höher liegt entscheidet später ein Richter. Deshalb sind Beamte noch viel mehr an Gesetze und Vorschriften gebunden, und werden ein Teufel tun um im Einzelfall für einen Dritten ihre Stellung oder mehr zu riskieren. Und wenn man sich vorab informiert macht wird der Kontakt mit den Beamten nicht negativ.
Aber Mc Luebke hat schon recht die meisten gehen unvorbereitet zum Amt und wundern sich warum ihr Antrag nicht stattgegeben werden kann, dabei steht in meist in denn Anschreiben bzw im Internet drin was man für welche Dienstleistung benötigt. Was die Verkehrskontrolle angeht Blitz es bei mir auch mal alle pa Jahre aber wir sind halt wie Kinder die ständig erzogen werden müssen:rolleyes:
 
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diRAM schrieb:
Sind wirklich alle Beamte "Dienstleister für den Bürger"?

Gute Frage, womöglich ist das zu pauschal ausgedrückt. Fällt Dir spontan ein Beamtenstand ein, der keine Dienstleistung für den Bürger erbringt?

Wikipedia sieht das so:

Der preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. formalisierte die Ausbildung und gilt als „Vater des Berufsbeamtentums“. Sein aufgeklärt-absolutistischer Sohn Friedrich II. (der Große) war es dann, der das Gemeinwohl zum Primärziel erhob und sich selbst als ersten Diener des Staates sah. Er führte den Ausbau des Berufsbeamtentums fort. Doch erst seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts ist das europäische Beamtentum dem Staat und dem Gesetz verpflichtet. Wesentlich für die Entstehung des modernen Beamtentums waren die Auswirkungen der Französischen Revolution. So sprach erstmals das 1794 erlassene „Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten (ALR)“ auch in juristischer Form von „Dienern des Staates“ – und nicht mehr des Landesherrn – und regelte Anstellung und Entlassung. Hierbei wurden auch die hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums fundamentiert. Die übrigen deutschen Länder folgten dieser Entwicklung alsbald. So fügte das Großherzogtum Baden 1818 seiner neuen Verfassung ein „Dieneredikt“ an, das die Unwiderruflichkeit der Anstellung aussprach und eine Entlassung wegen Dienstvergehens nur aufgrund richterlichen Erkenntnisses zuließ.

Das Wort „Beamter“ hat sich dann erst im Lauf des 19. Jahrhunderts allmählich eingebürgert. Denn er galt zunächst nur für die preußischen Domänenpächter, während die Zivilbeamten „königliche Diener“ hießen. Auch von landesherrlichen „Dienern“ war noch lange die Rede. Den späteren Beamtengesetzen gingen Dieneredikte voraus und Personalakten wurden teilweise noch bis ins 20. Jahrhundert hinein „Dienerakten“ genannt. Somit war der Begriff „Diener des Staates“ lange sehr verbreitet, woraus die noch heute zumeist umgangssprachlich verwendete Bezeichnung „Staatsdiener“ resultierte.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Beamtentum

Abe81 schrieb:
Diese Widerlegung durch Isolierung ist mir zu mühsam. Das nennt man auch derailing.

Bestimmt auch "Strohmanning"... :rolleyes:

Abe81 schrieb:
Hast du einen solchen Überblick über dieses Forschungsfeld, dass du von deiner Nichtkenntnis auf die Nicht-Existenz schlechthin schließen kannst?

Eine Frage mit einer Gegenfrage beantworten - ganz schlechter Stil.

Abe81 schrieb:
Hast du mal nach einer solchen 'Untersuchung' geschaut?

Ich frage Dich - die Behauptung dazu kam ja schließlich von Dir.

Abe81 schrieb:
Um die Frage zu beantworten: Ja, mir sind diverse 'Untersuchungen' dazu bekannt.

Toll. Jetzt sag nur noch, dass Du jemanden kennst, der jemanden kennt, der Untersuchungen kennt. Du jetzt aber keine nennen kannst, der weitläufig Bekannte aber total vertrauenswürdig ist und man der Behauptung deshalb blind folgen müsse...

Abe81 schrieb:
Aber: Bitte keine Strohmänner mehr.

Arg, von diesem bescheuerten Totschlagargument bekomme ich noch Augenbluten. Ist das Deine Standardantwort, wenn Du argumentativ in der Sackgasse bist?

Abe81 schrieb:
Ich schrieb doch recht eindeutig, dass es nicht um die 'Unterschicht' geht, sondern um die (untere) Mittelschicht.

Deine Wortklaubereien ändern am Umstand nichts. Niemand des von mir erwähnten Umfelds ist abstiegsgefährdet und dennoch findet Beamtenkritik statt. Ganz ohne Neid und ohne Furcht vor finanziellen Einbußen. Und ich weigere mich dagegen, dass Kritik nicht sachgemäß und unberechtigt sein soll, nur weil man diese pauschal als Stellvertreterhandlung darstellt.

Maui2015 schrieb:
Aber Mc Luebke hat schon recht die meisten gehen unvorbereitet zum Amt und wundern sich warum ihr Antrag nicht stattgegeben werden kann, dabei steht in meist in denn Anschreiben bzw im Internet drin was man für welche Dienstleistung benötigt.

Sicher, ich verstehe das Argument. Als ich mich das letzte Mal im Internet über den "Dienstweg" informiert hatte und dann gut vorbereitet zum "Amt" kam, wusste die Beamtin mit alledem jedoch nichts anzufangen. Wie ich weiter vorne schon mal erwähnt hatte, musste ich zudem aus formalen Gründen ein einziges Mal in meinem Leben auf die Arbeitsagentur. Und trotz des formalen Dienstweges, der die Einsendung aller Unterlagen für die Vorbereitung des Beamten vorsieht, wusste diese bei dem folgenden Termin nicht einmal, dass ich studiert habe. DAS ist schlichte Faulheit bzw. Arbeitsverweigerung, wenn nicht einmal die Basisinformationen des standardisierten Dienstweges gelesen werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Daher es gibt keine Flexibilität für Beamten man darf nicht " ein Auge zudrücken " weil sonst alle Anderen die gleiche Behandlung verdienen
Das nennt sich "Ermessensspielraum" und das hat jeder Beamte!
Wenn du z.B zu schnell fährst kann dich der nette Polizist anhalten und dir den Sachverhalt darlegen.
Je nachdem wie schnell Du warst kann er Dich mündlich verwarnen oder auch gleich n Bußgeld verhängen.
Wenn er n Arsch is läßt er Dich dann das Warndreieck aufbauen, die Warnweste und die Aludecke vorzeigen :D

Und z.B grade Richter haben einen sehr weiten Ermessensspielraum der leider mMn zu wenig genutzt wird weil man häufig aufs Revisionsverfahren guckt.
 
Arbeitsagentur? Schon lange her sein oder? Die meisten Leute fühlen sich dort schlecht behandelt dass liegt nicht nur an den Beamten die dort auch so nicht mehr vertreten sind (ok ich war noch nie dort).

Stimmt Ultra diesen Ermessensspielraum gibt es bei Vollzugsbeamten wirklich und wir merken es meist auf der Straße im Verwarn- oder
Bußgeldbereich. Sinn dahinter soll es eigentlich sein denn Beteiligten nach sein Verhalten zu sanktionieren. Leider wird dieses Verfahren falsch eingesetzt weil es eben diesen Gleichheitsgrundsatz aus dem GG nie berücksichtig. Denn es hat den Anschein das es Polizisten gibt die mehr nach Sympathie handeln als nach Einsicht des Fahrers. Es soll sogar hin und wieder gar nicht gehandelt werden erst recht nicht kurz vor Dienstschluss. Ich bin daher von diesem Ermessensspielraum nicht wirklich überzeugt weil es auch gute Polizisten in Verruf bringt.
 
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