Nachdem gegenwärtig umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Menschen in Kraft sind, die gleichzeitig aber auch die Freiheit einschränken, halte ich es für sinnvoll, diese Abwägung zu diskutieren.
Zunächst einmal nenne ich ein paar Beispiele, wo man, mal mit größeren, mal mit kleineren Eingriffen die Gesundheit der Menschen verbessern könnte:
-Am Rauchen sterben in Deutschland jedes Jahr 120.000 Menschen (https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/r/rauchen.html). Mit einem Verbot könnte man diese Zahl schrittweise senken (denn wer Raucher ist, dessen Lunge ist dauerhaft geschädigt).
-1,6 Mio. Menschen in Deutschland sind alkoholabhängig und 74.000 Menschens sterben jedes Jahr den Folgen des Alkoholkonsums (https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/alkohol.html). Auch hier könnte man mit einem Verbot tausende Menschenleben retten.
-Jedes Jahr sterben 19.000 Menschen in Deutschland an Krankheiten, gegen die man impfen kann (https://www.aerztezeitung.de/Politik/190000-Tote-durch-fehlende-Impfungen-223379.html), obwohl sie durch die Krankenkasse die Impfungen gar nicht bezahlen müssten. Dem könnte man durch eine umfassende Impfpflicht begegnen, oder durch eine Art "Impfpflicht light", bei der Menschen ohne Impfungen gegen bestimmte Infektionskrankheiten von bestimmten Aktivitäten ausgeschlossen werden oder eine Maske tragen müssen (bspw. am Arbeitsplatz, in Nachtclubs oder Bars). [Ich beziehe diese Diskussion auch auf die "Zeit nach Corona", wo mutmaßlich keine allgemeine Maskenpflicht mehr gilt.]
-Erkältungen (das sind auch Virusinfektionen, die übertragbar sind) werden maßgeblich dadurch begünstigt, dass sich Menschen ohne passende Kleidung (bspw. Mantel, Schal, Mütze, Stirnband) im Freien bewegen, wenn die Temperaturen unter 5 Grad liegen. Wenn man, analog zur Maskenpflicht, das Tragen passender Kleidung vorschreibt, kann man Erkältungen und andere Infektionskrankheiten wirksam reduzieren.
Etwas extremer wären solche Maßnahmen (die halte ich für klar übertrieben):
-Autofahrten dürfen nur bei mindestens 5 km Stecke oder mehr gemacht werden, bei kürzeren Strecken ist das Fahrrad zu verwenden oder man muss zu Fuß gehen. Gesünder ist das sicher, und gut für die Umwelt ebenso.
-Eine Pflicht zum Homeoffice (in Berufen, wo das möglich ist), auch bspw. nur teilweise (zwei Tage Büro, drei Tage Homeoffice jede Woche) reduziert die Infektionsgefahren am Arbeitsplatz und trägt, wenn der Arbeitsweg mit dem Auto zurückgelegt würde, auch zum Umweltschutz bei.
-Einige Menschen besuchen jahrlang nicht den Arzt und pflegen einen ungesunden Lebensstil. Mit regelmäßigen Pflichtuntersuchungen beim Arzt, quasi analog zum TÜV alle zwei Jahre, könnte man die Menschen möglicherweise zum umdenken bewegen, wenn der Arzt dann entsprechende Verhaltensweisen empfiehlt, Behandlungen vorschlägt oder Hilfe vermittelt.
-Es wäre denkbar, dass man bestimmte Corona-Gegenmaßnahmen dauerhaft beibehält, weil die natürlich gegen andere Infektionskrankheiten wie die Influenza auch wirken. Ein Beispiel wäre die Maskenpflicht, die die jährliche Grippewelle sicher auch eindämmen könnte (die wird auch durch Tröpfcheninfektion übertragen). Insbesondere in Arztpraxen, Krankenhäusern, Altersheimen und Einrichtungen für geschwächte Personen (Reha etc.) könnte man mit einer dauerhaften Maskenpflicht sicherlich auch die Infektionsgefahren reduzieren, insbesondere weil sich an diesen Orten besonders viele "Risikogruppen" für alle Arten von Krankheiten aufhalten (wer bereits an einer Krankheit leidet ist dadurch typischerweise auch für andere Krankheiten anfälliger, weil das Immunsystem geschwächt ist).
Ich persönlich halte ja die ersten vier Ideen für Dinge, die mich selbst wenig einschränken würden, weil ich sie sowieso anwende, also freiwillig (ich bin zwar nicht direkt Anti-Alkoholiker, aber mir schmecken halt Bier, Wein, Schnaps, Sekt etc. einfach nicht, weswegen ich diese vielleicht zweimal im Jahr trinke).
Aber bei den letzten vier Punkten sieht man, dass man die ganze Sache schon ziemlich weit treiben kann, weswegen die für mich schon sehr übertrieben wären.
Ebenso gilt, dass Deutschland eine freiheitlich-demokratische Grundordnung hat, sodass umfangreiche Bevormundung, auch zum eigenen Besten der Menschen, nicht wirklich vorgesehen ist.
Der Grundsatz der Eigenverantwortung hat daher - auch grundgesetzlich - hohen Stellenwert. Allerdings ist es natürlich auch in einigen Punkten so, dass auch mittelbar oder unmittelbar andere Menschen gefährdet werden: Bei Impfungen ist klar, dass man damit verhindern kann, dass sich Infektionskrankheiten ausbreiten (so wurden sogar die Pocken ausgerottet, eine Impfpflicht hatten wir in D also schonmal). Bei Rauchen (Passivrauchen) oder Alkohol (Alkoholiker, die gegen ihre Familie übergriffig werden, Auto fahren oder ihren Job verlieren und dadurch Kinder nicht mehr versorgen können) sind die Folgen eher mittelbar, aber durchaus auch vorhanden.
Dazu kommt natürlich auch, dass Menschen, die einen ungesunden Lebensstil führen, die Krankenkassen überproportional belasten. Hier könnte man fragen, ob die Allgemeinheit auch in vollem Umfang für vermeidbares, selbstschädigendes Verhalten einzelner Aufkommen muss.
Ich halte das allerdings als recht problematisch, vor allem dann, wenn man nicht sagen kann, woher gesundheitliche Probleme kommen (also ob eine Beschwerde nun wirklich aufs Rauchen zurückzuführen ist oder der Patient die Beschwerde unabhängig davon entwickelt hat).
Zum Abschluss, ganz wichtig: Das hier ist als allgemeine Diskussion über die Abwägung zwischen Gesundheit und Freiheit gedacht. Das ist zwar in Bezug auf Corona sicherlich auch ein Punkt, aber anhand meiner Beispiele sollte schnell klar werden, dass sich diese Frage ganz allgemein stellt und ich sie auch ausdrücklich auf "die Zeit nach Corona" beziehe.
Hinweis an die Moderatoren: Ich habe diesen Post vorher @TheManneken (der Moderator für dieses Unterforum ist) zur Durchsicht per PN geschrieben und von diesem grünes Licht erhalten.
Zunächst einmal nenne ich ein paar Beispiele, wo man, mal mit größeren, mal mit kleineren Eingriffen die Gesundheit der Menschen verbessern könnte:
-Am Rauchen sterben in Deutschland jedes Jahr 120.000 Menschen (https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/r/rauchen.html). Mit einem Verbot könnte man diese Zahl schrittweise senken (denn wer Raucher ist, dessen Lunge ist dauerhaft geschädigt).
-1,6 Mio. Menschen in Deutschland sind alkoholabhängig und 74.000 Menschens sterben jedes Jahr den Folgen des Alkoholkonsums (https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/alkohol.html). Auch hier könnte man mit einem Verbot tausende Menschenleben retten.
-Jedes Jahr sterben 19.000 Menschen in Deutschland an Krankheiten, gegen die man impfen kann (https://www.aerztezeitung.de/Politik/190000-Tote-durch-fehlende-Impfungen-223379.html), obwohl sie durch die Krankenkasse die Impfungen gar nicht bezahlen müssten. Dem könnte man durch eine umfassende Impfpflicht begegnen, oder durch eine Art "Impfpflicht light", bei der Menschen ohne Impfungen gegen bestimmte Infektionskrankheiten von bestimmten Aktivitäten ausgeschlossen werden oder eine Maske tragen müssen (bspw. am Arbeitsplatz, in Nachtclubs oder Bars). [Ich beziehe diese Diskussion auch auf die "Zeit nach Corona", wo mutmaßlich keine allgemeine Maskenpflicht mehr gilt.]
-Erkältungen (das sind auch Virusinfektionen, die übertragbar sind) werden maßgeblich dadurch begünstigt, dass sich Menschen ohne passende Kleidung (bspw. Mantel, Schal, Mütze, Stirnband) im Freien bewegen, wenn die Temperaturen unter 5 Grad liegen. Wenn man, analog zur Maskenpflicht, das Tragen passender Kleidung vorschreibt, kann man Erkältungen und andere Infektionskrankheiten wirksam reduzieren.
Etwas extremer wären solche Maßnahmen (die halte ich für klar übertrieben):
-Autofahrten dürfen nur bei mindestens 5 km Stecke oder mehr gemacht werden, bei kürzeren Strecken ist das Fahrrad zu verwenden oder man muss zu Fuß gehen. Gesünder ist das sicher, und gut für die Umwelt ebenso.
-Eine Pflicht zum Homeoffice (in Berufen, wo das möglich ist), auch bspw. nur teilweise (zwei Tage Büro, drei Tage Homeoffice jede Woche) reduziert die Infektionsgefahren am Arbeitsplatz und trägt, wenn der Arbeitsweg mit dem Auto zurückgelegt würde, auch zum Umweltschutz bei.
-Einige Menschen besuchen jahrlang nicht den Arzt und pflegen einen ungesunden Lebensstil. Mit regelmäßigen Pflichtuntersuchungen beim Arzt, quasi analog zum TÜV alle zwei Jahre, könnte man die Menschen möglicherweise zum umdenken bewegen, wenn der Arzt dann entsprechende Verhaltensweisen empfiehlt, Behandlungen vorschlägt oder Hilfe vermittelt.
-Es wäre denkbar, dass man bestimmte Corona-Gegenmaßnahmen dauerhaft beibehält, weil die natürlich gegen andere Infektionskrankheiten wie die Influenza auch wirken. Ein Beispiel wäre die Maskenpflicht, die die jährliche Grippewelle sicher auch eindämmen könnte (die wird auch durch Tröpfcheninfektion übertragen). Insbesondere in Arztpraxen, Krankenhäusern, Altersheimen und Einrichtungen für geschwächte Personen (Reha etc.) könnte man mit einer dauerhaften Maskenpflicht sicherlich auch die Infektionsgefahren reduzieren, insbesondere weil sich an diesen Orten besonders viele "Risikogruppen" für alle Arten von Krankheiten aufhalten (wer bereits an einer Krankheit leidet ist dadurch typischerweise auch für andere Krankheiten anfälliger, weil das Immunsystem geschwächt ist).
Ich persönlich halte ja die ersten vier Ideen für Dinge, die mich selbst wenig einschränken würden, weil ich sie sowieso anwende, also freiwillig (ich bin zwar nicht direkt Anti-Alkoholiker, aber mir schmecken halt Bier, Wein, Schnaps, Sekt etc. einfach nicht, weswegen ich diese vielleicht zweimal im Jahr trinke).
Aber bei den letzten vier Punkten sieht man, dass man die ganze Sache schon ziemlich weit treiben kann, weswegen die für mich schon sehr übertrieben wären.
Ebenso gilt, dass Deutschland eine freiheitlich-demokratische Grundordnung hat, sodass umfangreiche Bevormundung, auch zum eigenen Besten der Menschen, nicht wirklich vorgesehen ist.
Der Grundsatz der Eigenverantwortung hat daher - auch grundgesetzlich - hohen Stellenwert. Allerdings ist es natürlich auch in einigen Punkten so, dass auch mittelbar oder unmittelbar andere Menschen gefährdet werden: Bei Impfungen ist klar, dass man damit verhindern kann, dass sich Infektionskrankheiten ausbreiten (so wurden sogar die Pocken ausgerottet, eine Impfpflicht hatten wir in D also schonmal). Bei Rauchen (Passivrauchen) oder Alkohol (Alkoholiker, die gegen ihre Familie übergriffig werden, Auto fahren oder ihren Job verlieren und dadurch Kinder nicht mehr versorgen können) sind die Folgen eher mittelbar, aber durchaus auch vorhanden.
Dazu kommt natürlich auch, dass Menschen, die einen ungesunden Lebensstil führen, die Krankenkassen überproportional belasten. Hier könnte man fragen, ob die Allgemeinheit auch in vollem Umfang für vermeidbares, selbstschädigendes Verhalten einzelner Aufkommen muss.
Ich halte das allerdings als recht problematisch, vor allem dann, wenn man nicht sagen kann, woher gesundheitliche Probleme kommen (also ob eine Beschwerde nun wirklich aufs Rauchen zurückzuführen ist oder der Patient die Beschwerde unabhängig davon entwickelt hat).
Zum Abschluss, ganz wichtig: Das hier ist als allgemeine Diskussion über die Abwägung zwischen Gesundheit und Freiheit gedacht. Das ist zwar in Bezug auf Corona sicherlich auch ein Punkt, aber anhand meiner Beispiele sollte schnell klar werden, dass sich diese Frage ganz allgemein stellt und ich sie auch ausdrücklich auf "die Zeit nach Corona" beziehe.
Hinweis an die Moderatoren: Ich habe diesen Post vorher @TheManneken (der Moderator für dieses Unterforum ist) zur Durchsicht per PN geschrieben und von diesem grünes Licht erhalten.