Es kann sein, dass mein geschichtliches Wissen da Lücken aufweist ... ich müsste es nochmal recherchieren.
Nach meinem Empfinden und (bisherigem) Wissen gab es nur eine Zeit, in der die SPD sich tatsächlich
für die Schaffung sozialöer Sicherungssysteme eingesetzt hat. Und das ist schon über 100 Jahre her.
Vorm ersten Weltkrieg galt die SPD vielen als DIE Kraft, die sich gemeinsam mit den Gewerkschaften, darauf konzentrierte, der damaligen Reichsverwaltung Arbeitslosen- und Rentenverscherungen abzutrotzen.
Ab 1919 (Regierung Scheidemann/Ebert - SPD) wurde noch ein bisschen nachgebessert ... und die Nazis haben natürlich auch noch ein paar Sachen dazugetan (z.B. den 1. Mai als "Tag der Arbeit" ... beim ersten mal von der NSDAP zur Gleichschaltung von Presse und Rundfunk genutzt).
Die soziale Marktwirtschaft verdanken wir vor allem "Ludwig dem Qualmer" (Ludwig Erhard - CDU ... Markenzeichen: fette Zigarre), also einer damals starken CDU, die sich gegen die Vorschläge der Aliierten hart gewehrt hat ... aufgrund der CDU HABEN wir in DE überhaupt einen derartigen Sozialstaat aufbauen können.
Wenn der Sozialstaat schlecht für die Wirtschaft sein soll ... dann wäre dementsprechend die CDU eine der Wirtschaftsfeindlichsten Parteien der deutschen Geschichte.
Danac wurde mal ein wenig an den Steuersätzen geschraubt, aber in der CDU glaubte man scheinbar zu lange an ein neues Wirtschaftswunder, das nicht kam.
Dennoch hatte man zu viel Angst (primär vor Wählerabwanderung), um etwas zu ändern.
Die kurzen Perioden unter der SPD waren dementsprechend von einer Wirtschaftspolitik geprägt, die Sozialabbau betrieb, wo sie nur konnte, weil sie tatsächlich versuchte, die durch die Stagnation der letzten Jahrzehnte gerissenen Löcher in den Staatsfinanzen etwas aufzufüllen ... leider (und das ist ein großes leider) hat die SPD dabei vor allem dadurch von sich reden gemacht, dass sie IMMER übers Ziel hinausschießt ... HartzIV sowie das Vorrantreiben von Lohndumping und die Schlupflocherei in der Gesetzgebung sind nur einige Beispiele.
Die SPD wirkt in ihrer Vita insgesamt ziemlich asozial, wenn man die ersten 50 Jahre dieser Partei mal weglässt. Vielleicht sind diese ersten Jahre aber ebenfalls ein übers Ziel hinausschießen gewesen (die wollte eigentlich garkeine sozialen Sicherungen schaffen ... Bismarck hat sie dennoch als "Revolutionsversicherung" schaffen lassen).
Man kann sich schon fragen, ob das "S" bzw. das "Sozial-" im Namen vielleicht nur Fake ist ... billigste Bauernfängerei also.
Das Problem einer "soszial"-Partei ist ein ganz einfaches. Wirkt man der Umverteilung und einseitigen Kapitalakkumulation entgegen, so werden dem Staat große Geldquellen wegbrechen (weil große oder reiche Unternehmen abwandern) ... woher soll also das Geld kommen, was der Staat braucht, um ohne horrende Neuverschuldung zu funktionieren?
Ganz Unten gibts kaum genug Geld zum Leben (das war auch vor HartzIV schon so ... vielleicht nicht ganz so krass), da kann der Staat also schlecht zugreifen.
Auch die Einnahmen über Mehrwert-, oder Umsatzsteuererhöhungen sind begrenzt, dafür aber ziemlich gerecht über die Bevölkerung verteilt ... eine Schraube, die die CDU gerne genutzt hat ... es hat nur nie gereicht.
Also bleibt die breite Mitte, die zwar genug Geld hat, um auch bei der Staatsfinanziereung eine nicht unbedeutende Rolle zu spielen, sich aber nach knapp 60 Jahren BRD zu recht etwas "gemolken" fühlt.
Diese Personengruppe hat aber einen Entscheidenden Vorteil, sie KANN nicht einfach abhauen, wie die Großkonzerne.
Die SPD unter Schröder hat das Land in einem ziemlich desolaten Finanz-Zustand übernommen (die Neuverschuldung der BRD lag im Jahr des Machtwechsels auf einem ähnlichen Niveau, wie die GESAMTVERSCHULDUNG der BRD beim Amtsantritt von Helmut Kohl), da die CDU vor allem einen Weg gewählt hat, um Geld zu generieren ... Kredite (und damit die Verlagerung der Geldprobleme unseres Staartes auf die nächsten Generationen).
Schröder ist auch durch das Versprechen an die Macht gekommen, die rasante Entwicklung bei der "Pro-Kopf-Verschuldung" der BRD zu bremsen ... zumindest kurzfristig hat es geklappt ... aber ich glaube, er wäre wohl von vielen nicht gewählt worden, wenn er gleich dazu gesagt hätte, WIE er das zu bewerkstelligen gedenkt (oder er hätte mit diesem Programm noch weitaus mehr Wähler von CDU und FDP abgezogen, dafür aber auch viele an die Linken verloren), denn er hat dass primär dadurch umgesetzt, dass er half, privatwirtschaftliche Gewinne zu maximieren (gibt auch ein bisschen mehr Steuereinnahmen) indem mit dem Niedriglohnsektor eine große Unterschicht geschaffen wurde, die für wenig Geld arbeitet, und nebenbei noch froh drüber ist, überhaupt was gefunden zu haben ... gleichzeitig wurde am Sozialsystem gespart wo es nur ging, es wurde privatisiert usw..
Insgesamt ist nur eines passiert .. es wurden der Wirtschaft damit vor allem Möglichkeiten geschaffen, den verhassten Lohnnebenkosten effektiv aus dem Wege zu gehen, und die Löhne so stark zu drücken, dass sich sogar die CDU dazu gezwungen sah, einen Mindstlohn einzuführen, um diese Entwicklung wenigstens in einigen Bereichen auf ein sozialverträgliches Maß zu begrenzen.
Die schlimmste Schlappe war die Schröder-Ära aber wohl für die Grünen, denn die haben dadurch nicht nur Wähler, sondern gleich ihre komplette Glaubwürdigkeit (oder ihr Profil) verloren ... und das nur, weil man dringend mal genauso "Steigbügelhalter" spielen wollte, wie die FDP das Jahrzehntelang vorher praktziert hatte.
Ich denke, dass sich viele Grüne dafür heute noch in den Arsch beißen könnten, wenn der mittelrweile angefressene "Wohlstandüberhang" (Bauch) sie nur nicht daran hindern würde