Godde schrieb:
@DerOlf,
Meinst du das echt ernst? Du solltest mal die Gefahr von Nationalstaaten lesen und die Probleme die daraus resultieren. Sowas endet immer im Dreck.
Natürlich gibt es durch die Nationalstaatlichkeit und eine daran ausgerichtete Identitätsarbeit momentan eigentlich nur Probleme ... aber wie löst man die, wenn man zur aktuellen vorurteilsgesteuerten (oder nationalistischen, rassistischen) Identitätsarbeit keine Alternative Entwickelt?
Wenn Nationalstaatlichkeit Probleme bedeutet oder sogar gefährlich ist, dann sollten wir doch nach Alternativen suchen?
Aber eine "Alternative für Deutschland" darf das dann eben nicht sein, denn Tschlaaand ist nunmal ein Nationalstaatliches Gebilde ... mit all den negativen Folgen.
Schrammler schrieb:
Willkommen im 19. Jahrhundert? Bitte nicht schon wieder.
Für eine Nation braucht man keinen Rassismus, dafür bedarf es letzlich nur der Einigkeit, aber Nationalismus beflügelt immer auch den Rassismus.
Die Notwendigkeit von Abgrenzung bei gleichzeitiger Identifikation ("Othering" bei Hall, "Andern" bei Mecheril), ist die Basis, auf der sich Alltagsrassismen in "aufgeklärten Gesellschaften" behaupten können. Und ob su es nun glauben willst oder nicht, DAS schafft Einigkeit
Einigkeit bezieht sich immer auf eine Gruppe. "Wir" sind uns einig ... und für dieses Wir kannst du einsetzen was du willst ... Kern dessen bleibt immer die Abgrenzung zu den "Anderen" und die Aufwertung der dem "Wir" zugeschriebenen Eigenschaften durch die Abwertung der Eigenschaften der "Anderen". Frage dich mal, wie die nationale Einigkeit hergestellt wurde, die Europa in zwei Weltkriege geführt hat.
Die westlich kapitalistische Hetzschrift "Kampf der Kulturen" von Sam Huntington beschäftigt sich genau damit, womit "Wir" (der Westen in dem Fall) "die Anderen" nach dem Ende des kalten Krieges füllen können.
Willkommen im 21. Jahrhundert
"Feindbild: Islam" das merkt man seit ein paar Jahren an jeder Ecke. Und für den Fall eines "Sieges über den Islam" trifft es dann die Chinesen ... traurig aber mMn wahr, denn ganz ohne Feindbild funktioniert unsere "überlegene Kultur" scheinbar doch nicht.
gaunt schrieb:
Unglücklich ausgedrückt, aber sehr richtig. Ersetz man Rassismen durch Vorurteile und Vorurteile durch Kategorisierung wird nen Schuh draus. Ein gesundes menschliches Gehirn ist ohne Schubladendenken nicht funktionsfähig!
Wer von sich behauptet keine Vorurteile zu haben oder Menschen nicht in Schubladen zu packen ist schlicht ein arroganter Lügner oder leidet an einer sehr seltenen Form von Autismus.
Vorurteile allgemein trifft es tatsächlich etwas besser, denn diese Mechanismen greifen nicht nur im Bezug auf Ausländer oder "Nicht-Deutsche", sondern im Bezug auf alles, was "fremd" genug ist, um zur Abgrenzung genutzt werden zu können.
In meiner Heimatstadt sind z.B. sehr viele der Meinung, dass die Menschen aus den Nachbargemeinden nicht ordentlich autofahren können ... lang nicht nur Autofahrer "hosten" diese Vorurteil.
Ich frage mich, ob ein gesundes menschliches Gehirn wirklich DIESE Art von Abgrenzung benötigt ... müssen wir uns tatsächlich Andere schlechtreden, damit Wir uns als Menschen erkennen und unsere Gehirne funktonieren?
Es gibt bestimmt noch andere mögliche Kategorisierungen, als gerade die auf Vorurteilen zu biologischen oder kulturellen Eigenheiten beruhenden.
Bei der Beschreibung von gesellschaftlichen Mechanismen geht es mir immer auch um Form, Struktur und Funktion dieser Mechanismen. Ich denke, dass ein Verständnis der Funktionsweise und der gesellschaftlichen Funktion z.B. von Rassismen sehr viel dazu beitragen könnte, sie letztlich abzubauen.
Deswegen empfehle ich Hall, Mecheril, Foucault und Andere immer wieder ... die haben da einfach viel zu zu sagen.
Die AfD möchte freilich lieber nicht von Rassismen reden, sondern sie lieber gelebt sehen.