Sanjuro schrieb:
Religion ist zum Teil vom Menschen, ja da stimme ich zu ( bzw. die Tradition, die Ausgestaltung der kirchlichen Liturgien, die Feste, etc. ), aber Glauben ist entscheidend. Für mich bedeutet ohne Gott: "Aus dem Nichts, ins Nichts" oder?
Unser menschlicher Verstand ist (bis heute) viel zu begrenzt , als dass wir uns da irgendein Urteil erlauben könnten. Weder Christen noch Atheisten haben einen Beweis für ihre Behauptungen, auch die Wissenschaft liefert keine Antworten. Und bis sich das nicht ändert, bleibe ich weiterhin Agnostiker und halte mich da einfach raus. Warum soll ich mir eine Meinung zu etwas bilden, wenn ich doch gar nicht in der Lage bin, das zu tun?
Da gab es so schillernde Typen wie Blaise Pascal, die meinten, man könne das ausrechnen. Herr Pascal hat herausgefunden, dass es mathematisch sicherer ist, gläubig zu sein. Denn: Unendlich in der Hölle schmoren, weil man ungläubig war, ist der schlechtere Deal gegenüber einem unendlichen Leben im Paradies, für das man lediglich auf ein paar eskalierende Jahre seines Menschenlebens verzichten muss. Was er nicht ausgerechnet hat, war, wie hoch die Chance ist, dass Gott Mathematiker nicht leiden kann, weil die den anderen immer den Spaß verderben.
Anselm von Canterbury hat Gott definiert als "ein Sein, über das nichts größeres gedacht werden kann".
Du kannst deinen Satz "Aus dem Nichts, ins Nichts" auch umformulieren in "Aus dem Nichtwissen, ins Nichtwissen".
Denn wir können uns kein Bild von Gott machen, wir kennen ja nichtmal dieses "Nichts". Wir wissen gar nichts. Irgendein Autor hat mal geschrieben: Wir kennen nur etwas. Es war, glaube ich, Terry Pratchett.
Welcher Gott wäre denn der richtige? Ich will ja nicht vor dem falschen Altar herum rutschen. Seit es Welthandel und Globalisierung gibt, ist das Angebot deutlich vielseitiger geworden! Vielleicht werde ich sogar eher als Atheist belohnt, weil ich versucht habe, selber zu denken? Oder soll ich alle Religionen mal durchprobieren, damit ich wirklich auf der sicheren Seite bin? Oder Gott ist völlig anders drauf und chillt gerne mal einen. Jeder dieser Gedanken ist Blödsinn, pure Anmaßung. Es sind Menschengedanken, die einer Menschenwelt entspringen.
Das Eingeständnis dieser Situation ist es, was momentan unsere "postfaktische" Moral- und damit Sinnsuche bestimmt. Der Wegfall der Religion und das Fehlen von Äquivalenten sorgt für Unsicherheit und Orientierungslosigkeit. Daher flüchten auch viele Menschen in andere "Glaubensbereiche" wie z.B. Esoterik oder profane Dinge wie Hobbies, schlummern gut behütet unter der warmherzigen und fürsorglichen Hand von Alexa und streiten sich erbittert in Foren wie diesem über Weltanschauungen.
Es geht immer nur um die Frage nach dem SINN. Da uns diese Frage aber bis jetzt niemand zuverlässig beantworten kann, sollten wir etwas weniger Gewese darum machen, und einfach schauen, dass wir alle da am besten durchkommen, finde ich.
Bis dann, 42, und schöne Weihnachten euch!
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