Tomislav2007 schrieb:
Na also, du verstehst doch was mit Geburtenkontrolle gemeint ist, weniger Menschen in der Zukunft und nicht weniger Menschen in der Gegenwart.
Weniger Menschen in der Gegenwart wäre, naja, sagen wir mal maximal unethisch. Das hätte ich nichtmal dir zugetraut, keine Sorge.
Ich hab dich da prinzipiell schon richtig verstanden, aber es blieben eben noch zwei Optionen übrig: Weniger Menschen in Zukunft oder eine stabile Population in Zukunft. Beides könnte ja bewirken, dass das Wachstum sinkt.
Tomislav2007 schrieb:
Ich habe nie behauptet das man Geburtenkontrolle erfolgreich durchsetzen könnte, ich sehe das nur als einzige Möglichkeit unser Wachstum einzudämmen.
Obwohl, wenn ich noch einmal darüber nachdenke, Geburtenkontrolle finde ich realistischer und durchsetzbarer als das wir uns einschränken und verzichten.
3 Jahre Corona, 1 Jahr Ukraine Krieg und explodierende Energiepreise bewegen uns nicht zum einschränken und verzichten, was soll noch passieren bis wir zumindest versuchen uns zu ändern ?
Wenn ich das wüsste, würde ich mich mit dem Megaphon auf den Münsterplatz stellen. Adorno war ja der Meinung, dass die westlichen Zivilisationen aus dieser Denke nicht mehr ohne weiteres herauskommen können, zu tief ist die Prägung unserer wirtschaftlichen Kultur. Ob er recht hatte, wird die Zukunft zeigen.
Es gibt einige wenige in meinem Umfeld, die bewusst Verzicht üben (ich selbst bin einer davon, der in den letzten Jahren bewusster im Umgang mit Ressourcen geworden ist), aber die meisten anderen tun es nicht freiwillig, sondern weil alles teurer wird oder gar nicht, weil sie genug verdienen, und es ihnen eben (noch) am Arsch vorbei gehen kann. Man hört auch öfters sowas wie: "Naja, solange man noch frei in der Gegend rumfahren darf, muss man das halt ausnutzen". Verständlich ist mir dieses Verhalten schon, es zeigt, dass manche Menschen Angst vor der Zukunft haben. Wenn Menschen sich ändern, brauchen sie dafür Gründe, die nicht in der unmittelbaren Katastrophe enden. Wenn Menschen selbst solche Gründe nicht finden, sind sie auf progressive gesellschaftliche Kräfte mit Vorbildfunktion angewiesen, die ihnen einen Weg zeigen. Und wenn es die nicht gibt, machen sie halt im Prinzip weiter wie bisher. Mit einer keifenden Jugendlichen hat man da bis jetzt nicht unbedingt die erfolgversprechendste Geschichte parat gehabt, die man dazu erzählen könnte. Dann das Problem der fehlenden Unmittelbarkeit: Klimaprobleme sind bei vielen Menschen noch Zukunftsmusik, viele leugnen das Problem ganz. Autofahren ist daher (noch) kein richtig echtes Problem. Aber sich JETZT selbst einschränken zu müssen, wird als Problem wahrgenommen in einer Welt des (versprochenen) Dauerkonsums, selbst bei denen, die sich etwas mit Klima beschäftigen.
Die Rot-Grün-Liberale Politik will das Klimaproblem offensichtlich mit dem Holzhammer lösen: Alles wird teurer, also zwingt man die Mittelschicht und alles was darunter ist, eben zum Verzicht. Problem gelöst. In dieser Politik steckt alles drin, was diese drei Parteien symbolisieren: Die Kompromisslosigkeit und Ignoranz der Grünen, die schützende Hand der Oberschicht durch die FDP und einen recht profillosen Kanzler, der nett lächelt und ansonsten die Klappe hält, was er bei seiner Vorgängerin gelernt hat, sowie seine Partei, die sich etwa zeitgleich mit den Grünen von ihrem Gründungsideal verabschiedet hat. Wenn man ständig in Skandale verwickelt ist, hat man ja auch wichtigere Dinge zu tun.
Ich habe nur den begründeten Eindruck, dass es im Kap. gar nicht anders laufen kann, weil Verzicht nicht im Sinne des Systems ist. Wachstum muss es geben, koste es, was es wolle.
Und ich habe ehrlich gesagt Angst, dass wir vor lauter Konflikten und Krisen zwischen Staaten, Religionen usw. nicht rechtzeitig die Kurve kriegen, um daran etwas zu ändern. Wenn Kipppunkte in der Natur überschritten werden, das lehrt uns die Biologie, dann wird es schmerzhaft für die meisten Betroffenen. Sehr schmerzhaft. Und es kann rasant werden. Darauf habe ich wenig Lust, schon aus reinem Selbsterhaltungstrieb heraus.