Mustis schrieb:
@Noxiel
Mann und Frau sind aber nicht gleich. Es gibt massive Unterschiede, biologisch, physisch, psychisch. Hinzukommen statistisch nachweisbare Unterschiede wie Krankenstand etc.
Das ist in Einzelbetrachtung gesehen auch richtig, aber der Gesetzgeber hat in der Entwicklung der letzten Jahrhunderte einen Änderungsbedarf, an dem durch Konventionen und gesellschaftlichen Normen geprägten Verhältnis zwischen Mann und Frau erkannt.
Als prominentes Beispiel nenne ich hier den §1354 BGB, der bis 1957 noch folgendermaßen lautete: „Dem Manne steht die Entscheidung in allen das gemeinschaftlich eheliche Leben betreffenden Angelegenheiten zu. Er bestimmt insbesondere Wohnort und Wohnung“
Dem damaligen Verständnis nach, oblag es dem Mann über das gemeinsame Vermögen zu bestimmen, nur er durfte die gemeinsamen Kinder gesetzlich vertreten, bei Entscheidungen in Erziehungsfragen hatte der Mann (gesetzlich fixiert) das letzte Wort und bis 1957 durften Frauen ohne das Einverständnis des Mannes keine Arbeit aufnehmen.
Auch das lässt sich (dem damaligen Verständnis nach) unter der Prämisse subsumieren, Mann und Frau seien nicht gleich.
Mustis schrieb:
[...] Nur gibt es für Frauen inzwischen Quoten, für Männer nicht. Beispiel? Erzieher! Es wird andauernd gejammert, es gäbe zu wenig männliche Erzieher bzw. zu wenig Männer in sozialen/pflegenden Berufen. Vorurteile gegenüber Männern in diesen Berufen gibt es ebenso massiv und entsprechend diskriminierend ist die Einstellungspolitik oft. Gibt's deswegen ne Männerquote dafür? Nö. Es kräht auch kein Hahn nach. Warum?
Massiv scheinen mir die Vorbehalte nicht zu sein, eher werden die Einzelfälle in denen es dokumentierte Einwendungen von Eltern gibt, medial aufgebauscht. Die Wirklichkeit sieht nämlich komplett anders aus, als von dir propagiert. Dazu ein Ausschnitt aus einer Studie zum Thema "Männliche Fachkräfte in Kindertagesstätten"
Der starke Wunsch nach mehr männlichen Kollegen in Kitateams und Ausbildungsklassen
besteht unbestritten bei allen an der Erhebung beteiligten Befragten, von den Eltern bis zu den
Trägerverantwortlichen.
In der qualitativen Erhebung fällt auf, dass der Wunsch nach mehr männlichen Erziehern
besonders stark von der Kitaleitung zum Ausdruck gebracht wird. Außerdem ist hervorzuheben,
dass weibliche Auszubildende und Erzieherinnen die Arbeit mit männlichen Auszubildenden
und Erziehern sehr positiv bewerten. Selbst für die (wenigen) weiblichen Auszubildenden und
Erzieherinnen, die auch negative Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit männlichen Auszubildenden
bzw. Erziehern gemacht haben, steht die Relevanz der Erhöhung des Männeranteils
in Kitas außer Frage.
Die qualitativen Interviews verdeutlichen zudem, dass männliche Fachkräfte als ebenso kompetent
eingeschätzt werden wie weibliche Fachkräfte. Zudem fühlen sich männliche Auszubildende
und Erzieher in Kitas willkommen. Sie nehmen die ihnen entgegengebrachte Offenheit und
Wertschätzung wahr und empfinden sie als Bestärkung und „Motivationsspritze“. Einige der
befragten Männer sind sich sicher, dass gerade diese Unterstützung dazu geführt hat, dass sie in
einer Kita als Erzieher arbeiten oder dort verbleiben.
http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSF...ty=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf
Ich habe nur Zahlen von 2012 (aktuellere konnte ich nicht finden), aber in diesem Jahr hatten 12 200 Jungen eine Ausbildung in einem Pflegeberuf begonnen. Und von 1992 bis 2012 stieg die Quote männlicher Ausbildungsanfänger um 69%. Eine stattliche Zahl wie ich finde und Beleg dafür, dass die Kampagnen zur Steigerung der Attraktivität für Männer in diesen Berufsfeldern nachhaltig wirken.
Mustis schrieb:
Abseits davon, dass es Frauenquoten erstaunlicherweise NUR für sehr lukrative Jobs gibt, sehe ich keine Unterschiede. Und das ist, was ich meine. Das ist keine Gleichbehandlung, das ist bevorzugte Behandlung. Gleichbehandlung wäre eben auch Männerquoten in Frauen dominierten Beruf oder eben auch Frauenquoten für Jobs, die monetär nicht so lukrativ sind wie Vorstandsposten. Das heisst nicht, das der Feminismus als ganzes inzwischen obsolet ist. Es zeigt aber, das der Feminismus stellenweise zu weit geht und es nicht mehr nur um Gleichbehandlung geht. Was eben auch einige etablierte Feministinnen der Anfangsjahre sehen und kritisieren und dafür ne Menge Anfeindung kassieren.
Kein Wunder, sind Frauen doch bisher in überwiegend prekären und schlecht bezahlten Tätigkeitsfeldern mit tendenziell befristeten Arbeitsverhältnissen aktiv gewesen. Warum sollte man eine Quote für Berufe einführen, in denen Frauen ohnehin schon überrepräsentiert sind?