Artikel-Update: Mittlerweile existieren diverse Wortmeldungen zu der Thematik. Die wohl prominenteste
Stellungnahme stammt von Moxie Marlinspike, der die von WhatsApp verwendete Verschlüsselungstechnik für den Signal-Messenger entwickelt hat.
In seinem Blogbeitrag bezeichnet er die Behauptung, die WhatsApp-Verschlüsselung weise eine Hintertüre auf, als falsch. Vielmehr sei es eine Designentscheidung, um eine reibungslose Nutzung durch die immens große Nutzerschaft zu gewährleisten. Die Gefahr eines Man-In-The-Middle-Angriffes (MITM) sei eine grundsätzlich immer vorhandene Gefahr in der Kryptographie. Bei einer WhatsApp-Konversation würde ein solcher derzeit den Nutzern sofort auffallen, wenn die Sicherheits-Benachrichtigungen aktiviert sind.
In der Praxis ändere sich der private Sicherheitsschlüssel mit jedem Tausch eines Smartphones oder gar der reinen Neuinstallation der Applikation. Die Entscheidung von WhatsApp, bei einem geänderten Schlüssel die Nachricht dennoch zu senden und dem Sender gleichzeitig eine Benachrichtigung über den Wechsel anzuzeigen, anstatt das Senden zu blockieren, sei sogar sicherer. Denn dadurch habe der Whatsapp-Server keine Chance festzustellen, wer sich die Notifikationen anzeigen lasse und wer nicht. Damit werde verhindert, dass man über Serverzugriff herausfinden kann, wo eine MITM-Attacke unentdeckt bleibt und wo sie auffallen würde. Man könne hier also beim besten Willen nicht von einer Hintertüre sprechen. Er kritisiert zudem die mangelnden medialen Anstrengungen, die Behauptung der Existenz einer solchen technisch adäquat zu verifizieren.
Der ursprüngliche Entdecker Tobias Boelter hält in einem
Blogeintrag die Verwundbarkeit nicht für eine absichtlich eingebaute Hintertür. Er kritisiert allerdings vom Standpunkt des Datenschutzes heraus weiterhin Facebooks Weigerung, die Schwachstelle zu beheben.
Die Sicherheitstechnologie-Koryphäe Bruce Schneier hat in einem
Eintrag ebenfalls zu dem Thema Stellung bezogen. Er sieht die Gefahr einer Verwundbarkeit einer Konversation als gegeben an, wenn auch mit den Einschränkungen, dass erst vom Angriffszeitpunkt weg mitgelesen werden kann und die Teilnehmer womöglich eine Sicherheits-Benachrichtigung erhalten. Bereits versendete Nachrichten seien weiterhin vor Zugriff geschützt. Von der praktischen Auswirkung her wäre so ein Angriff daher mit einem normalen Hacking-Angriff auf das Smartphone selbst vergleichbar.
Er bezeichnet die Verwundbarkeit als „klein“, sofern man sich Sorgen bezüglich einer Überwachung durch Regierungen mache, die Facebook unter Druck setzen können. In allen anderen Fällen müsse man sich keine Sorgen machen.
Besagte Sicherheits-Benachrichtigungen können WhatsApp-Nutzer unter Einstellungen -> Account -> Sicherheit aktivieren.