Ich bin damals (1998-1999) zuerst mit SuSE eingestiegen (damals gab es nur seeehr wenige Distris), rein aus Interesse, weil damals Linux so langsam größer und bekannter wurde und man halt ein bisschen was darüber gelesen hatte in den Mainstream-Computermagazinen. Frustrationen mit Windows 9x/ME kamen noch dazu). Ich habe SuSE aber nur ein paar Tage lang benutzt, und bin dann nach weiterer Recherche auf Slackware umgestiegen mit einem dicken Linux-Buch daneben (das von Michael Kofler, das war damals so das bekannteste und beste deutsche Linux-Buch). Mein Ziel war, die Basics alle zu lernen, anstatt weiterhin SuSE mit YaST (GUI-Konfigurationstool) zu benutzen. Das war zwar bequem, aber ich habe letztendlich nichts gelernt dabei und kam mir ein bisschen wieder vor wie in Windows.
Also habe ich Linux mit einer relativ einsteiger-unfreundlichen, aber dafür minimalistischen und daher technisch gut zu überblickenden Distri gelernt: Slackware Linux. Das war ein harter Einstieg, nicht jeder mag sowas, aber es gibt Leute, denen kann man so einen Einstieg auch empfehlen. Das wären so die Leute, die heutzutage direkt mit bspw. Arch einsteigen würden (Slackware ist nicht mehr so generell empfehlenswert heutzutage, es sei denn man weiß sehr genau worauf man sich einlässt. Heutzutage sehe ich eher Arch an der Position, die Slackware früher hatte, also eine minimalistische Distri die aber trotzdem noch auf praktische Binärpakete setzt anstatt alles von Source zu compilen).
So ein Einstieg geht, aber man muss der richtige Typ Mensch für sein, der kein Problem hat, wenn es anfangs länger dauert und die Anfangs-Lernkurve sehr steil ist. Die Belohnung dafür ist dann aber immer ein System, was minimalistisch ist, effizient, und relativ gut zu überblicken ist weil das System zum Großteil genauso konfiguriert ist wie der User es wollte bzw. eingestellt hatte, und alles was der User nicht braucht, ist auch gar nicht erst vorhanden. Leute, die keinen Bock auf so eine hohe Anfangshürde haben, sollten aber eher in Richtung der einsteigerfreundlicheren Distris schauen (Mint, Fedora, Ubuntu, etc.).
Nachdem ich dann mit Slackware alle Basics gelernt hatte, war es im Prinzip egal, welche Distri ich nutze, ich würde ab dann ja mit allem klar kommen, weil ich allgemeine Linux-Grundlagen gelernt habe und nicht (nur) distributions-spezifische Dinge. Über die weiteren Jahre hinweg habe ich dann unter anderem Debian, Crux, Gentoo und Arch ausprobiert (also nicht nur in einer VM oder so, sondern tatsächlich einige Monate lang installiert und benutzt). Die am meisten genutzte Distri war dann letztendlich Arch, damit war ich irgendwie immer am zufriedensten, und dabei bin ich dann auch geblieben. Also auf meinem persönlichen Desktop und Notebook, sowie auch auf meinem Arbeits-Notebook. Auf meinen persönlichen Servern setze ich auf Debian.
Generell finde ich Arch auf dem Desktop und Debian auf dem Server sehr stark, denn bei Desktops will man vor allem aktuelle Software und Features haben ohne Stress (eine Rolling-Release-Binärpaket-Distri wie Arch ist hier perfekt für geeignet), und bei Servern will man vor allem maximale Stabilität und Zuverlässigkeit haben (also eine stabile Point-Release-Distri wie Debian).
Beide sind aber nicht unbedingt Einsteigern zu empfehlen, sondern richten sich eher an Leute die schon die Basics kennen (oder bereit sind, sie direkt am Anfang zu lernen, was etwas dauern kann).