Patrick schrieb:
@ Elioth
Vielen Dank für Deinen sehr ausführlichen Beitrag. Wie Du schon schreibst, es gibt in diesem Fall - wie in eigentlich jedem - nicht nur "Ja" und "Nein". Deshalb ist es auch wenig verwunderlich, dass es zahlreiche unterschiedliche Darstellungen der Vorgeschichte gibt, leider widersprechen einige Dinge davon auch Deiner Schilderung.
So wurde der erste Haftbefehl aufgrund des "Verdachts der Vergewaltigung in minder schwerem Fall" erlassen, der zuständige Staatsanwalt hielt nach seinen Ermittlungen den Vorwurf für übertrieben und zog den Haftbefehl deshalb zurück. Assange hätte hier übrigens problemlos festgenommen werden können, zu diesem Zeitpunkt hielt er sich an seinem Wohnsitz in Schweden auf.
Dass dann später noch ein zweiter Haftbefehl aufgrund neuer Aussagen erlassen wurde, ist fast schon ein schlechter Witz (eigene Meinung!): Angeblich soll Assange mehrfach gegen den Willen - aber ohne den Einsatz von Gewalt - mit den beiden Frauen Geschlechtsverkehr gehabt haben. Die Frage lautet nun: Warum haben die beiden das mehrfach zugelassen? Im Übrigen steht hier nicht zweifelsfrei fest, was nun wirklich der Vorwurf war, hier gibt es nämlich auch offizielle Aussagen der Staatsanwältin, die "Vergewaltigung" nennen.
Und so üblich ist ein Gesuch per Interpol übrigens nicht, auch wenn der gesuchte sich im europäischen Ausland aufhält und dies auch bekannt ist. Für diesen Zweck gibt es multilaterale Abkommen, die solche Verfahren schneller als per Interpol abwickeln sollen.
Hallo Patrick,
eine Richtigstellung Deiner (ich nenne es jetzt mal "Deine") Fehlaussagen ist dennoch nicht erfolgt. Die definitiven Fehlaussagen habe ich Dir im Beginn meines Posts aufgezeigt und auch Quellen zur Recherche diesbezüglich genannt.
Im Übrigen sind (ganz im Gegensatz zur hiesigen üblichen Vorgehensweise) sämtliche Vorgänge seitens der Staatsanwaltschaften in Schweden ausführlich dokumentiert. Diese Verfahrensweise kenne ich im Übrigen auch bei z.B. der internat. Fahndung nach einem Deutschen aus meinem weiteren Bekanntenkreis, der vor etwa 1 Jahr wegen Prostitution/Zuhälterei (in Schweden sind Zuhälterei und die Ausnutzung von Prostitution illegal) in Schweden angeklagt war. Auch dieser wurde international gesucht, später verhaftet und nach einem Freispruch entlassen.
Über viele der anderen Punkte und auch über die Sinnhaftigkeit der ganzen Angelegenheit können wir gerne diskutieren (darum heisst das hier vermutlich auch Forum?!). Bei näherem Lesen meiner weiteren Ausführungen im vorhergehenden Post wirst Du feststellen, daß auch ich skeptisch in dem Fall der Anschuldigungen bin. Jedoch wirfst Du Dich allzu bereit als Sprachrohr einer einseitigen Berichterstattung ins Rennen. Auch Dein jetziges Post enthält NEUE Falschdarstellungen, die auch in keiner Weise von Dir belegt oder zumindest plausibel gemacht sind.
Ich habe in den Anklagepunkten, die durch die Oberstaatsanwältin genannt wurden, bislang keinerleid Aussage dazu finden können: Zitat Patrick: "Angeblich soll Assange mehrfach gegen den Willen - aber ohne den Einsatz von Gewalt - mit den beiden Frauen Geschlechtsverkehr gehabt haben"
Darüber hinaus eine kleine "Aufklärung" in Rechtsfragen: Auch in Deutschland ist es sexuelle Nötigung oder sogar Vergewaltigung, wenn beispielsweise eine im Vollrausch befindliche Person zu Sex missbraucht wird.
Ausser Frage steht, daß die Vorwürfe geklärt werden müssen. Und dazu sieht deutsches wie schwedisches Recht formelle Vorgehensweisen vor, denen auch bei einem Herrn Assange gefolgt werden muss.
Ausser Frage steht auch, daß WENN die Vorwürfe sich nicht erhärten, die Anklage natürlich fallen gelassen werden muss.
Ausser Frage steht auch, daß Schweden Assange NICHT ohne weiteres an die USA ausliefern KANN, da er formal nichtmal eine Straftat begangen hat, die dies begründen würde. Täten die Schweden das, wäre der Kollateralschaden im Lande exorbitant (das lass Dir aus meiner Erfahrung in Schweden einfach mal behauptet sein). Dieses Risiko können selbst die Amis nicht eingehen, denn abseits der sprichwörtlichen "Neutralität" der Schweden ist Schweden im Hintergrund ein sehr wichtiger nachrichtendienstlicher Partner in bezug auf z.B. Russland und man könnte im schlimmsten Fall hier eine strategische Position verlieren. Dies ist auch ein theoretisches Exempel der Macht an Herrn Assange den Amis gewiss nicht wert.
Hinter dem ganzen "Dreckige Wäsche Waschen" verlieren die zugegeben engagierten Verschwörungstheoretiker mal wieder den Blick auf die wirklichen "Verschwörungen". Assange ist höchst unwichtig im Gesamtbild, eignet sich aber vortrefflich, um den Leuten was zum Geifern hinzulegen und so genau diese davon abzulenken, was wirklich läuft. Nicht umsonst findet sich in den Dokumenten leider eben massenhaft politischer Tratsch, statt wirkliche Enthüllungen. Für den Nicht-Informierten mag sich einiges wie eine Enthüllung lesen aber das ist beileibe eher der Informations-Passivität der Leute geschulded, denn einer "Verschwörung". Mein Hinweis auf einen gewissen Verlag im Vorpost kam nicht von ungefähr und war ganz konkret als Anstoss an Dich als Journalist gedacht.
Ich würde mich also freuen, wenn statt politischer Polemisierei sich Redakteure mehr auf echte Hintergrundrecherche konzentrieren würden und nicht nur nach der "Schlagzeile" suchen. Journalisten sollten Fakten als solche kennzeichnen und alles andere als eben nicht solche. Glaub mir, den Zielen (die vermutlich bei uns beiden näher liegen, als Du denken magst) dürften so wesentlich mehr gedient sein.
Dennoch insgesamt erfreulich zu sehen, daß auch solche Themen hier von Redakteuren aufgegriffen und behandelt werden und kontroverse Auseinandersetzung im Forum finden.
In diesem Sinne weiterhin viel Erfolg.
Elioth