Cytrox schrieb:
Es gibt Binaries die unabhängig von der Distro funktionieren?
Dank GNU ist zum Glück das meiste standarisiert. Heutzutage ist es recht simpel seine Anwendungen für die unterschiedlichen Linux Distributionen zu veröffentlichen. Man sollte natürlich sich nicht beschweren, wenn man versucht eine ziemlich neuwertige App auf einem 3 Jahre alten Linux zu starten.
Wenn man sonst keine Wahl hat und auf das Programm angewiesen ist wird man das wohl machen müssen. Aber in welcher Hinsicht ist selbst kompilieren besser als eine exe runterzuladen?
Für den DAU ist natürlich one-click-install die beste Lösung. Für alle Anwender, die mit Vernunft handeln, ist es besser genau zu wissen, was der eigene Rechner da macht.
In höchster Konsequenz ist z.B. gentoo das nonplusultra, wenn es darum geht.
Die realität des Alltags ist nun mal keine perfekte Welt. Die Repos zu verwalten kostet Resourcen, und folglich kann nicht jedes Programm immer und vor allem immer in der gewünschten Version im Repository vorhanden sein.
Das muss aber auch nicht. Denn in Repos liegen in aller Regel stable releases. Für die aller meisten gibt es dementsprechend keinen Grund auf einem Produktivsystem etwas anderes zu verwenden. Nochmal: Es ist absolut unwahrscheinlich, dass Adobe auf die Idee kommt Photoshop auf metro zu porten, es im Windows Store zu veröffentlichen und dann auch noch ein Anwender sagt "boah, die metro app suckt, ich brauch die metro version von vor 3 Monaten". Wir reden hier über kleinst-Applikationen, die selten verschlimmbessert werden.
Das man zu einem Compiler greifen kann ist hier nur ein schwacher trost, weil den nur die wenigsten bedienen können - und noch viel weniger sich überhaupt die Mühe machen wollen.
Wer an dem Punkt angelangen ist, etwas selber zu kompilieren, wird es entweder tun oder nicht. Wer es dann tut, wird sehr wohl feststellen, dass z.B. make config, make, make install nicht viel Aufwand und erst recht nicht schwer sind.
Welche Distros? Jedenfalls nicht das hochgelobte und so anwenderfreundliche Ubuntu oder?
Ubuntu ist keine rolling release distri. Beispiele wären Arch Linux, Linux Mint Debian. Ubuntu ist für die meisten Anwender gut, weil sie relativ aktuelle und definitiv stabile Software in ihren Repos vorhalten. Wer etwas mutiger ist, geht halt den rolling release Weg. Ich persönlich würde heute niemandem mehr raten Ubuntu zu installieren, weil das Release System für Clients zu "langsam" ist. Ist halt ein Überbleibsel aus der Debian Geschichte und dessen stabile Software für Server Hintergrund.
Davon abgesehen - nein, es tut mir leid, aber ich will mich nicht länger damit beschäftigen. Ich will dass der PC läuft, inkl. den Programmen die ich will, damit ich ihn verwenden kann. Mir ist schon klar dass es bis zu nem gewissen grad Spaß macht sich selbst etwas korrekt einzurichten, aber das sollte nicht zum Zwang werden, weils einem sonst schnell zum Hals raushängt.
Genau der Punkt ist es doch, was einem ein Repo abnimmt. Anstatt einem Anwender sagen zu müssen "geh dort hin, lad es runter, installier es" reicht ein "installier es aus dem Repo". Wie unnütz ein Betriebssystem wird, wenn es kein zentrales Repo für Anwendungen liefert, zeigt Android ohne den Android market.
Wenn ich einen Admin hätte der mir alles korrekt einrichtet und wartet wär das ganze sicher super. Aber für meinem privaten Desktop kann ich mir so einen nicht leisten, also muss ich es selbst machen .. und dann nochmal für meinem Laptop.
Totschlagargument schlechthin: Cloud für Anwendungseinstellungen. Momentan lassen sich schon viele Einstellungen über Live syncen (control panel, sync PC settings). Einmal einrichten, auf allen Geräten gleiche Settings haben (mein Gott, ich liebe z.B. google sync in chrome).
Was mach ich wenn ich Tool X brauche (oder auch gar nicht brauche, sondern einfach nur will weils komfortabler ist) das nicht im Repo ist und dass es auf der entwicklerseite nicht für meine Distro gibt? Was mach ich wenn es, wie für das hochgelobte Ubuntu üblich, Monate- oder gar Jahrelang die neue Version einer Anwendung nicht gibt? Oder wenn für die neue Version nur "experimentelle" Pakete existieren wo man vor dem Produktiveinsatz gewarnt wird?
Dann hast du endlich verstanden, wieso "neu" nicht gleich "besser" ist. Natürlich ist es ganz toll immer das latest release zu haben, jedoch ist es nicht immer besser als ein stable zu haben. Genau das pseudo-garantieren repos jedoch. Wenn du dir einmal in nem rolling-release System was zerschossen hast, weil du unbedingt das neueste wolltest, wirst du spätestens gelernt haben, was für Tücken das mit sich bringt. Die Warnung für den Produktiveinsatz hat seinen Grund. Etwas was es für Windows Anwender übrigens in der Regel nicht gibt. Bei denen wird einfach angenommen, dass sie kein Problem damit haben, wenn neuere Software unstable sein kann.
Nun ja, DAU-Tauglich wie es das runterladen eines Installers ist, ist es jedenfalls nicht. Und wenn man dann noch Probleme hat bei den Libraries, die zum erfolgreichen kompilieren nötig sind, wirds blöd.
Und noch dazu, zeitraubend ist es alle male, bis dann endlich mal läuft.
DAU-tauglicher als eine zentrale Softwareverwaltung zu haben, geht nicht mehr. Ein Grund, wieso app stores auf mobilen Geräten so erfolgreich sind. Man denke einfach mal an die Windows Mobile 6.0-6.5 Ära zurück.
Abschließend:
Egal wie man es dreht und wendet, das mit den typischen Repos zu vergleichen, wie wir sie in Linux distris kennen, macht keinen Sinn:
- Es gibt keine Abhängigkeiten zwischen den Anwendungen
- Es handelt sich um Kleinstapplikationen, die nicht Systemkomponenten darstellen.
- Die Windows User sind eher gewöhnt clickibunti Wege zu gehen, anstatt selber Hand anzulegen.
- Selber kompilieren wird bei Metro apps nicht möglich sein, da der Quellcode wohl kaum offen wird für diese Apps. Allein das Geschäftsmodell von MS diesbezüglich untergräbt opensource Development größtenteils.