Also jetzt wird die Argumentation etwas unübersichtlich, bzw. bewegen wir uns von der Ursprungsfrage weg, hin zu Nebenkriegsschauplätzen.
Lass uns nochmal den Ursprung rekapitulieren:
DFFVB schrieb:
@bensen
“Das ist kein Pseudostandard, das ist ein offizieller IEEE-Standard, der nur eben noch nicht final ist.“
Und das ist einfach großer Humbug. Entweder es final und offiziell oder in Erwartung dessen nennt man es konsequenterweise proprietär. So einfach ist das. (...)
Infolgedessen ging das große Hauen und Stechen los, was nun proprietär sei und was nicht. Du kommst mit einer Grunddefinition die es so nicht gibt. Jetzt wirfst Du mir vor, ich würde die falsche Definition heranziehen / wildern.
Das ist falsch. Wie Du am Beispiel von MP3 siehst, kannst Du auf einen Sachverhalt mehrere Definitionen anwenden. Warum sollte das für eine enorm abstrakt geführte Diskussion über die Bedeutung von "proprietär" am Beispiel eines Standards anders sein? Ich kann mich genausogut hinstellen und sagen, ich definiere das ausschließlich juristisch, denn das sind diejenigen die alles entscheiden (Unser Bundesverfassungsrichter Andreas Voßkuhle ist in diesem Sinne der mächtigste Mann im Staat, weil er jede Entscheidung kassieren kann). Nicht umsonst ist die Überschrift "
Verschiedene Bedeutungen". Es gibt hier kein "richtig" oder "falsch". Ich sag so, Du sagst so. Weil ich aber nicht dumm bin, geb ich sogar noch zu, dass die tradierte Lesart eher in die Richtung geschlossen geht, ich das hier mit ner Krücke Einzelfallbezogen hingebogen habe. Richtig wäre gewesen: "
Bense, solange ein Standard nicht final ist, ist er nicht offiziell. Der wird auch frühestens 2019 offiziell." Nein stattdessen bin ich in seinem Vokabular geblieben... Haben wir jetzt aber auch ausreichend diskutiert. Ich kann aber auch gerne Rechtsfortbildung am lebenden Beispiel mit Dir betreiben... "be my guest".
Und wo sage ich, dass die IEEE nicht standardisiert sei? Bitte Quelle! Natürlich ist es ein (wip) Standard. Nur halt (noch) nicht offiziell (wir reden von AX, nicht von der Institution als solches). Ist nun mal ein Unterschied. Vlt. hilft es Dir wenn Du den Herstellerblickwinkel verlässt und alle Stakeholder (Nutzer, Regulierungsbehörden) mit einbeziehst. Denn nach Deiner Argumentation wir die offizielle Verabschiedung marginalisiert. Allein von der Logik, warum gibt es diese dann, wenn es eh keinen Unterschied macht? Beschreib doch mal bitte, was sich mit der offiziellen Verbabschiedung alles ändert, die Implikationen etc. pp. Deine Argumente lesen sich eher so, wie wenn die dann mit nem Sektchen anstoßen, aber schon alles geklärt sei...
Atkatla schrieb:
Ich kann es dir mit Sicherheit sagen, weil das Gerät nach 802.11ax Draft 1.0 spezifiziert ist. (Das heisst erstmal nur, dass die den Standard erfüllen)
Woher weißt Du, dass das Gerät danach spezifiziert ist, bzw. ist es auch zertifiziert? Vom Standard in dem Sinne können wir ja bis zur offiziellen Verabschiedung auch nicht sprechen. Ich bin ja bei Dir, dass es eine normative Kraft des faktischen gibt, gleichwohl ist die Degradierung der offiziellen Verabschiedung falsch. Ja es gibt Hypothesen / Assumptions und Drafts, allerdings gibt es ja seine Gründe dafür, dass es dann nicht verabschiedet wird, und sich bis 2019 Zeit gelassen wird. Denn theoretisch wie auch praktisch sind die Hersteller spitz wie Nachbars Lumpi, den Standard als solchen so schnell wie möglich zu verabschieden - weil: Neue Geräte, mehr Umsatz! Genau aus diesem Grund prescht Asus nun vor und will ein Produkt verkaufen, welches so weitgehend nutzlos ist (wie AD Router auch). Nutzlos im Hinblick auf AX und fehlende Clients!
Atkatla schrieb:
Du hast eine Grundlage immer noch nicht beachtet: die haben bei dem anderen ac-Router sich ebenfalls 100% an den ac-Standard gehalten. Und diesen um eine höhere Modulation ergänzt. Das ist erlaubt und widerspricht dem Standard nicht. (...) Du machst aber diese falsche Schlussfolgerung.
Also entweder baust Du einen Strohmann auf, oder hast mich falsch verstanden. Wo ziehe ich diese Schlussfolgerung? Natürlich können sie den Standard ergänzen, solange es diesen nicht verletzt, ist auch konform, das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es sich bei der Ergänzung um proprietäre Technik handelt (QAM). Wenn wir sagen der AC Standard sind 100%, dann hast Du halt mit der zusätzlichen, proprietären Modulation 120%. Und dass es sich dabei um proprietäre Technik handelt, hast Du selbst gesagt. Und woher nimmst Du nun die Gewissheit, dass es bei dem neuen Router (abseits der GUI) nicht wieder Sonderlocken geben wird? Zwar im Rahmen des AX Drafts, aber eben um xyz ergänzt? Wissen wir beide nicht.
Das mit der aggressiven Vermarktung ist eine Mutmaßung meinerseits, weil ich es für unwahrscheinlich halte, dass sowohl CB und Golem hier leichtfertig dazu hinreißen lassen, Falschinformationen wieder zu geben, und ich davon ausgehe, dass Asus sich hier aus Marketinggründen mit fremden Federn schmücken wollte. Ist natürlich 100% Spekulation. Kann aber natürlich auch sein, dass hier voneinander abgeschrieben wurde - die anderen News schreiben nichts davon ...(ist jetzt aber auch kein kriegsentscheidender Punkt, wir wissen beide nicht wie die finalen Specs aussehen, ich hab dazu auch nichts mehr gefunden).
Wie Du weiter schreibst müssen wir hier zwischen Features des SoCs und der Routersoftware abgrenzen.
Das ist in der Tat ein wichtiger Punkt. Nur was sind trennscharfe Kriterien? Wir sind uns beide einig, dass die GUI immer individuell sein wird, auch Gelumpe wie VPN ist herstellerspezifisch (ja ich weiß, dass VPN auch standardisiert ist, ich meine eher die Umsetzung, Unterstützung von ipsec) aber wann ist ein Feature dann proprietär und eine Abweichung zum Standard? Das überlasse ich an der stelle Dir, Du hast diese Abgrenzung jedenfalls bei QAM Richtung proprietär getroffen...
Ad IEEE und rechtsfreier Raum... also so falsch ist der Satz von mir nicht, zumal Du ja selber schreibst, dass es dafür die Regulatory Domains schreibst, es also sehr wohl Berührungspunkte zu der jeweiligen nationalen Jurisdiktionen gibt. Nicht zuletzt können wir auch hier das Pferd von hinten aufziehen und sagen: Du kannst halt keinen Router in Deutschland verkaufen, der nicht mit unserer Gesetzgebung in Einklang steht. Da kann sich die IEEE ausdenken was sie wollen... aber genau deswegen gibt es ja die Regulatory Domain. Und Du weißt ganz genau, dass ich das zur Untermauerung der Argumentation gesagt habe, dass "proprietär" ein nicht normierter Begriff ist. Also entweder die greifst Du These als solches an (indem Du mir eine "Grunddefinition" lieferst, oder lässt es bleiben. Das sind nämlich sonst Nebelkerzen. Btw, widersprichst Du Dir noch an anderer Stelle sehr deutlich, Du sagst die Firmen würden Rechtssicherheit wollen. Wie erhalten sie denn Rechtssicherheit, wenn sie sich im rechtsfreien Raum befinden? Wie erhältst Du Rechtssicherheit? Richtig durch eine Legislative... aber damit hat Qualcomm nun wirklich nichts zu tun. Was Du meinst ist "Planungssicherheit".
Aber um mir auch mal den Spaß einer Nebelkerze zu erlauben:
Atkatla schrieb:
OpenSource die Situation eindeutig geklärt ist, was Anwendung und Zugänglichkeit angeht.
Oh je, dieser Satz ist auf so vielen Ebenen falsch... Warum benutzen die meisten Linux Distros dann kein ZFS? Es gibt kaum ein besseres Beispiel für die unterschiedliche Interpretation von Lizenzbedingungen als OSS...
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Aber ja von der Grundaussage her sollten wir es dann gegessen haben, ein Standard kann nicht offiziell und nicht final zur gleichen Zeit sein.