Retro

TheA500 Mini im Test: Ersteinrichtung

 3/4
Michael Schäfer
65 Kommentare

Beim ersten Einschalten begrüßt der TheA500 Mini den Nutzer mit den bereits vom TheC64 bekannten Einstellungsabfragen. Bei diesen muss neben der Sprache auch die Art der Anzeige gewählt werden, wofür drei verschiedene Modi zur Verfügung stehen: eine fixierte Größe, bei der die Darstellung kleiner ausfällt und schwarze Balken an allen Rändern nach sich zieht, ein mittlerer Zoom mit einer größeren Darstellung und ein angepasster Bildschirm, der fast nur noch schmale Balken an den seitlichen Rändern besitzt. Darüber hinaus kann der CRT-Effekt aktiviert werden, mit dem das System versucht, ein Röhrengerät zu emulieren. Auch wenn der Amiga für seine Verhältnisse eine Fülle von Farben darstellen konnte, nutzten die Entwickler für eine höhere Farbpalette einen optischen Trick: Werden zwei Farben in einem Raster immer wieder pixelweise abwechselnd dargestellt, kann das menschliche Auge sie ab einer gewissen Größe nicht mehr auseinanderhalten und mischt beide – heraus kommt eine neue Farbe. Durch diesen kleinen Trick konnte die sonst eher geringe Farbpalette noch einmal deutlich erweitert werden.

Insgesamt werden 6 Sprachen unterstützt
Insgesamt werden 6 Sprachen unterstützt (Bild: Koch Media)
Auch der TheA500 Mini bietet einige Display-Einstellungen
Auch der TheA500 Mini bietet einige Display-Einstellungen (Bild: Koch Media)
Die Systemeinstellungen halten sich stark in Grenzen
Die Systemeinstellungen halten sich stark in Grenzen (Bild: Koch Media)

Dies funktionierte in dieser Form jedoch nur bei Röhrengeräten, für aktuelle Monitore sind die einzelnen Bildpunkte zu scharf voneinander getrennt und der Kontrast an den Kanten zu hoch, womit der Effekt ausbleibt. Die Emulation bleibt allerdings etwas hinter den Erwartungen zurück, hier sind Software-Emus wie WinUAE wesentlich überzeugender – wenn auch mit sehr viel Handarbeit und Wissen verbunden.

Ausgewogene Spieleauswahl – nicht für jeden

Nach Abschluss der Ersteinrichtung erscheint das bereits vom TheC64 bekannte Karussell mit den 25 vorinstallierten Spielen.

  • Alien Breed 3D
  • Alien Breed: Special Edition 92
  • Another World
  • Arcade Pool
  • ATR: All Terrain Racing
  • Battle Chess
  • Cadaver
  • California Games
  • Dragon’s Breath
  • F-16 Combat Pilot
  • Kick Off 2
  • Paradroid 90
  • Pinball Dreams
  • Project-X: Special Edition 93
  • Qwak
  • Simon the Sorcerer
  • Speedball 2: Brutal Deluxe
  • Stunt Car Racer
  • Super Cars II
  • The Chaos Engine
  • The Lost Patrol
  • The Sentinel
  • Titus the Fox
  • Worms: The Director's Cut
  • Zool

Darüber hinaus will Retro Games in unregelmäßigen Abständen immer wieder das eine oder andere Spiel zum Download über retrogames.biz anbieten.

Die Auswahl sorgte bereits im Vorfeld der Veröffentlichung sowohl für Lob wie auch für Kritik. Immer wieder kam die Frage auf, warum Titel X oder Titel Y nicht mit in der Auswahl vertreten wäre und ohnehin wäre sie wenig aufregend. Es darf dabei aber nicht vergessen werden, dass alleine die Beschaffung der Rechte heutzutage als ein Abenteuer für sich anzusehen ist. Viele der damaligen Publisher gibt es nicht mehr und entweder sind viele Lizenzen mit ihnen untergegangen oder wurden von anderen Firmen aufgekauft und später eventuell weiter veräußert. Diese aufzuspüren, dürfte nicht selten einer Schnitzeljagd mit unbekanntem Ausgang gleichkommen. So hätte der Autor dieses Tests auch gerne Shadow of the Beast in der Auswahl gesehen – nicht zuletzt wegen der außergewöhnlichen Musik von David Whittaker. Doch die Rechte dürften nach wie vor bei Sony liegen, die seinerzeit Psygnosis übernommen hatten, womit eine Lizenzerteilung als recht unwahrscheinlich anzusehen ist.

California Games war schon beim TheC64 vorinstalliert
California Games war schon beim TheC64 vorinstalliert (Bild: Koch Media)
Another World – der Klassiker von Éric Chahi ist ebenfalls dabei
Another World – der Klassiker von Éric Chahi ist ebenfalls dabei (Bild: Koch Media)
Wer hat damals mit Battle Chess Schach spielen gelernt?
Wer hat damals mit Battle Chess Schach spielen gelernt? (Bild: Koch Media)

Externe Spiele möglich, aber umständlich

Wem die Auswahl nicht ausreicht, der kann auch Spiele per USB-Stick ausführen. Aktuell gestaltet sich dieses Vorhaben jedoch nicht so einfach wie beim TheC64, der Games in vielen Formaten angenommen hat. Beim TheA500 Mini können zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nur Titel im WHDLoad-Format (mit der Endung LHA) genutzt werden. Im Auslieferungszustand unterstützt der TheA500 Mini noch nicht das ADF-Format, dieses wurde aber zwischenzeitlich mit der Firmware 1.1.1 nachgereicht.

Das Projekt rund um WHDLoad wurde 1996 ins Leben gerufen und sollte Inkompatibilitäten zwischen den einzelnen Amiga-Modellen vorrangig in Bezug auf Spiele minimieren. Bei vielen Games griffen deren Entwickler seinerzeit direkt und nicht über das AmigaOS auf die Hardware zu, was bei veränderten Komponenten schnell dazu führte, das diese Titel auf den neuen Modellen nicht funktionierten. Das neue Format bot nun eine Möglichkeit, solche Spiele auf einer AmigaOS-kompatiblen Festplatte zu installieren und auf neuerer Hardware korrekt starten zu können. Andererseits ist das Überführen von Spielen in das WHDLoad-Format nicht so trivial, wie es beim ADF-Format der Fall ist, bei dem es sich im Grunde nur um Disk-Images handelt. Diese müssen im Emulator aber dann ebenso wie ihre physischen Gegenstücke gewechselt werden. Da WHDLoad auf Dateibasis agiert, ist es hierbei nicht notwendig. Die somit höhere Kompatibilität könnte ein Grund sein, warum sich die Entwickler beim TheA500 Mini eben für die implementierte Lösung entschieden haben.

Tiefergehend betrachtet, gibt es noch einige weitere Unterschiede, für das generelle Verständnis sollte die Erläuterung aber ausreichend sein.

Um LHA-Spiele von einem USB-Stick auf dem TheA500 Mini starten zu können, muss dieser zuvor präpariert werden, was aber keine große Schwierigkeit darstellen sollte. Dafür muss zunächst das „THEA500 WHDLoad Package“ von der Support-Seite des Herstellers heruntergeladen werden. Die somit erhaltene ZIP-Datei wird auf die Root-Ebene des Sticks kopiert und dort entpackt – fertig. Anschließend können Spiele im LHA-Format auf den Stick kopiert und von dort aus gestartet werden. Dafür erscheint im Karussell ein USB-Symbol, über das eine Übersicht mit den aufgelisteten Titeln aufgerufen werden kann. Die ADF-Dateien lassen sich auf gleiche Weise aufrufen, Kickstart und Workbench lassen sich ebenfalls nutzen.

Der Form halber muss aber darauf hingewiesen werden, dass im Sinne des Urheberrechts nur solche Games als unproblematisch angesehen werden dürfen, von denen der Nutzer auch das Original besitzt.

Das „Karussell“ bietet einige zusätzliche Informationen
Das „Karussell“ bietet einige zusätzliche Informationen (Bild: Koch Media)

Bei den bereits installierten Spielen gibt Retro Games dem Nutzer einige Informationen an die Hand. So wird neben der möglichen Spielerzahl ebenso angezeigt, welches Steuergerät bei welchem Titel am besten genutzt werden sollte – die Maus oder das Gamepad. Die Anzeige eines Joysticks sucht der Anwender jedoch vergebens. Des Weiteren kann mit einem Druck auf das Steuerkreuz des Gamepads nach oben dessen Tastenbelegung angezeigt werden. Bei manchen Spielen wurden einige Aktionen, die im Original über die Tastatur ausgeführt wurden, auf Tasten des Gamepads gelegt, womit sich die Belegung von Spiel zu Spiel ändern kann. Sollten während des Spielens Eingaben (wie unter anderem die Code-Eingabe bei Another World) erforderlich sein, kann jederzeit mittels der Menü-Taste am Seitenrand eine virtuelle Tastatur eingeblendet werden. Die Nutzung gestaltet sich zwar nicht so komfortabel wie die einer normalen Tastatur, reicht für solch kurze Eingaben jedoch meist aus.

Bei Verwendung externer Games können die Funktionen frei belegt werden und zudem weitere Optimierungen wie unter anderem bezüglich der Bildausgabe, der Speichergröße oder des Blitter-Modus vorgenommen werden. Diese sind jedoch davon abhängig, für welche Plattform das jeweilige Spiel entwickelt wurde. So dürften die meisten Einstellungsmöglichkeiten nur bei Titeln für den Amiga 600 oder 1200 angezeigt werden. Ein Joystick als Eingabegerät kann in den Einstellungen zwar ausgewählt, aber nicht mit Funktionen belegt werden – was sich im weiteren Verlauf noch als der größte Minuspunkt des Systems herausstellen soll.