Intel Core Ultra 200S im Test: Fazit

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Volker Rißka (+1)
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Intel Core Ultra 200S alias Arrow Lake ist eine effiziente Enttäuschung. Intel hat es trotz der Verzögerungen, dem Sprung auf den Chiplet-Ansatz, neuen Kernen und dem spät verkündeten Wechsel auf TSMCs Vorzeige-Fertigung nicht geschafft die ausgelutschte Vorgängerarchitektur ausnahmslos zu übertreffen.

Core Ultra 9 285K, Core Ultra 7 265K und Core Ultra 5 245K zeigen teils beachtliche Fortschritte bei der Effizienz gegenüber den Vorgängern, verlieren auf Seiten der Leistung aber nicht nur das Gaming-Duell gegen AMD Ryzen 7000X3D, sondern auch gegenüber Core i9-14900K, Core i7-14700K und Core i5-14600K. In Anwendungen, die nicht extrem auf das Speichersystem ausgelegt sind (7-Zip), gelingt das zwar, aber auch hier gibt es einen Wermutstropfen: Ryzen 9000X ist ab Werk effizienter. Erst weit unterhalb der Werkseinstellungen wird es unschlagbar effizient.

Intel Core Ultra 9 285K, Core Ultra 7 265K und Core Ultra 5 245K im Test
Intel Core Ultra 9 285K, Core Ultra 7 265K und Core Ultra 5 245K im Test

Für Spieler hat Intel Core Ultra im Endeffekt nur ein Argument im Vergleich zu den Vorgängern in der Hand: Den extrem gefallenen Verbrauch. Doch dasselbe Niveau bei höherer Leistung mit weniger Auf und Ab in den Benchmarks bekommen Spieler auch bei AMD. Und welcher Inhaber einer der letzten K-CPUs wechselt nur aufgrund der Effizienz auf Core Ultra inklusive neuer Plattform?

Ryzen 9000 hat zuletzt vorgemacht, wie schwer es ist, Spieler aktuell zum Wechsel zu überreden, wenn es bei der Leistung kaum voran geht. Intels Core Ultra macht bei der Leistung jetzt einen Schritt zurück und wird sich dementsprechend richtig schwer tun, zumal die UVP gar nicht bis kaum gefallen sind.

Intel Core Ultra 200S im Test
Intel Core Ultra 200S im Test

Der Vergleich mit AMD ist auch an anderer Stelle passend: Beide Unternehmen haben so etwas wie die Rollen getauscht. War AMD in den Anfangsjahren von Zen stets in Anwendungen voraus und in Spielen unterlegen, ist es nun umgekehrt: Intel ist in Anwendungen stark, in Spielen aber weit zurück – so war es bei Ryzen 1000 zum Start auch. Und der Benchmark-Balken-Sargnagel in Form des AMD Ryzen 7 9800X3D kommt in zwei Wochen erst noch. Für Gamer auf der Suche nach einer der absolut schnellsten Gaming-Prozessoren führt jetzt schon kein Weg an AMD vorbei und dann wohl noch weniger.

Dass am Ende selbst die stärksten Core Ultra 200S in Spielen out of the box nur die Leistung eines Core i5-14600K liefern, ist dabei sogar überraschend schwach. Im Schnitt liegen die drei K-Prozessoren stets knapp zweistellige Prozentsätze hinter dem jeweiligen Vorgänger. Der Blick in die Details verrät, dass die Schwankungsbreite dabei extrem groß und nahezu unvorhersagbar ist: Von fast 20 Prozent Rückstand bis zu 15 Prozent Vorsprung im eigenen Haus ist alles dabei.

Die Messungen zur Kern-zu-Kern- und Speicher-Latenz legen nahe, dass darin die Hauptursache zu finden ist. Wie deutlich Arrow Lake-S mit DDR5-8200CL38 in Spielen zulegt, stützt diese Vermutung.

Der Core Ultra 9 285K lief im Test mit G.Skill Trident Z5 Royal DDR5-8000 bei DDR4-8200CL38
Der Core Ultra 9 285K lief im Test mit G.Skill Trident Z5 Royal DDR5-8000 bei DDR4-8200CL38

Aber es dürfte auch noch einen anderen Einflussfaktor geben: In einigen Spielen liegen die drei CPUs fast auf identischem Niveau, was auf Probleme beim Scheduling und Windows zurückzuführen sein könnte. Die theoretisch hohe Rohleistung/IPC kommt so im Spiel oft nicht an.

Dass Intel deshalb in den Herstellerbenchmarks viel auf Titel, die die Software Intel Application Optimization (APO) unterstützt, vertraut, deutet ebenfalls darauf hin. Denn das Tool optimiert das Scheduling, also die Zuweisung der Last zu den richtigen Kernen – die Liste der unterstützten Spiele ist allerdings weiterhin klein und auch eine Roadmap gibt es nicht. Für die Zukunft bedeutet das aber eventuell wirklich noch Optimierungspotenzial.

In der Gegenwart ist der Start der Intel Core Ultra 200S ein Bauchklatscher geworden. Die gestiegene Effizienz ist zwar löblich, aber ohne Mehrleistung in allen Bereichen bleiben die größten Kaufargumente direkt auf der Strecke. Der Preis wird zum Argument werden müssen.

Den Blick weiter gefasst, hat Intel endlich den Absprung von der ausgelutschten Architektur ins Chiplet-Zeitalter geschafft. Nun gilt es die vollständig neue Basis zu optimieren und auf die eigene Fertigung zu ziehen, bei der Intel wieder führend sein will. Die Basis ist gelegt, jetzt muss sie zeigen, dass sie trägt.

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Intel Core Ultra 9 285K, Core Ultra 7 265K und Core Ultra 5 245K im Test
Intel Core Ultra 9 285K, Core Ultra 7 265K und Core Ultra 5 245K im Test

ComputerBase hat Core Ultra 9 285K, Core Ultra 7 265K und Core Ultra 5 245K von Intel leihweise unter NDA zum Testen erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt.

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