ReMarkable Paper Pro im Test: Größeres Display mit geringerer Auflösung und verbesserter Farbdarstellung

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Michael Schäfer
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Im Vergleich zum Vorgängermodell ReMarkable 2 hat der Hersteller das Display des Paper Pro von 10,3 Zoll auf 11,8 Zoll vergrößert. Zwar erreicht es damit nicht das oft von Nutzern geforderte DIN-A4-Format, kommt diesem jedoch deutlich näher als andere E-Note-Lösungen. Die Auflösung beträgt 1.620 × 2.160 Bildpunkte, wobei vom Hersteller ein Seitenverhältnis von 4:3 gewählt wurde. Angesichts der Displaygröße weist das Paper Pro mit 229 ppi eine geringere Pixeldichte als kleinere E-Book-Reader auf, die oftmals über eine höhere Auflösung auf kleinerem Raum verfügen und die dadurch eine schärfere Darstellung erreichen.

Die Oberfläche des Displays ist zudem komplett plan gestaltet, wobei der Abstand zwischen der Display-Oberfläche und der darunter liegenden Darstellungsschicht sehr gering ausfällt. Die matte Oberfläche soll zusätzlich vor Reflexionen schützen und ein besseres Schreibgefühl bei der Stiftnutzung bieten.

Die größte Neuerung beim Paper Pro dürfte jedoch die Farbdarstellung unter Verwendung der Gallery-3-Technologie von E-Ink darstellen, die sich grundlegend von der immer mehr bei E-Book-Readern Einzug haltenden Kaleido-3-Technologie unterscheidet. Während Kaleido 3 Farben unter Zuhilfenahme einer zusätzlichen Schicht, dem sogenannten „Color Filter Array“ (CFA), erzeugt, bei dem Subpixel in Cyan, Magenta und Gelb mit Graustufen-Pixeln kombiniert werden, um Farbpunkte zu erzeugen, werden die Farben bei Gallery 3 direkt und ohne eine zusätzliche Schicht erzeugt. Jedes Pixel enthält dabei Pigmente in Cyan, Magenta, Gelb und Weiß, die zusammen die jeweils gewünschte Farbe ergeben. Dieses Prozedere dürften einige Nutzer in leicht abgewandelter Form von ihrem Drucker kennen.

Ein Nachteil dieser Technik besteht jedoch darin, dass die Farbpixel keine eigenen schwarzen Pigmente mehr besitzen. Das Schwarz wird nun aus den drei vorhandenen Farben gemischt, was zu einem weniger tiefen Schwarz führen kann. Dennoch überwiegen die Vorteile: Laut Hersteller können mit Gallery 3 beim Paper Pro über 20.000 Farben dargestellt werden, während Kaleido 3 nur 4.096 Farben bietet. Zudem ist der Hintergrund des Displays durch die fehlende zusätzliche Schicht heller, was zu einem verbesserten Kontrast führt. Die Auflösung wird bei der Farbdarstellung ebenfalls nicht mehr verringert.

Wegen seiner sehr guten Farbdarstellung und der Größe eignet sich das Paper Pro auch für E-Paper
Wegen seiner sehr guten Farbdarstellung und der Größe eignet sich das Paper Pro auch für E-Paper

Die genannten Verbesserungen sind sofort erkennbar: Farben wirken deutlich kräftiger und farbliche Abstufungen, wie bei Verläufen, werden nun fließender umgesetzt. Auch farbige Texte profitieren von der nativen Farbdarstellung und erscheinen deutlich feiner und in gleicher Auflösung wie die Graustufengeschwister. Die gesamte Darstellung wirkt wie auf mattem Papier gedruckt, was eine deutliche Steigerung der Anzeigequalität bei den E-Ink-Panels bedeutet. Allerdings bleibt die Darstellung nach wie vor hinter der Bildqualität von LC-Displays zurück.

Die neue Farbdarstellung bringt jedoch auch einige Nachteile mit sich. Da das Ausrichten der Pixel aufgrund der verschiedenen Farben und damit höheren Anzahl von Pigmenten in einem Pixel mehr Zeit erfordert, ist das Umblättern langsamer als bei Kaleido 3 oder reinen Graustufen-Displays. Beim Seitenwechsel kann es je nach Inhalt auch mal bis zu einer Sekunde dauern, bis die neuen Inhalte vollständig angezeigt werden.

Beleuchtung mit wenig Nutzen

Eine weitere Neuerung gegenüber dem ReMarkable 2 ist die integrierte Beleuchtung, die jedoch für einiges Stirnrunzeln in der Redaktion gesorgt hat. Nutzer von E-Ink-Displays mit Farbunterstützung sind es zwar gewohnt, dass die Helligkeit geringer als bei Graustufen-Displays ausfällt, doch das Paper Pro steigt diesbezüglich zu neuen Tiefen auf: In den Messungen wurde eine maximale Helligkeit von durchschnittlich lediglich 3,84 cd/m² erreicht – der niedrigste jemals bei einem E-Ink-Display gemessene Wert auf ComputerBase. Der Eindruck entsteht, dass die Beleuchtung mehr eine Alibi-Funktion erfüllt, als tatsächlich praktisch nutzbar zu sein. Für komfortables Lesen im Dunkeln ist diese unzureichend, denn die Inhalte sind auf dem Bildschirm gerade noch zu erkennen, womit sich das von ReMarkable beworbene „stundenlange Lesen und Arbeiten ohne Überanstrengung der Augen“ kaum realisieren lässt. Der Erfahrung nach sind für ein augenschonendes Lesen in dunkler Umgebung in etwa 30 bis 40 cd/m² erforderlich. Natürlich werden die Werte je nach Sehvermögen und Vorlieben des jeweiligen Nutzers variieren, die Möglichkeiten des Paper Pro dürften dennoch in den meisten Fällen weit darunter liegen. Eine gut ausgestaltete Beleuchtung sollte daher die Belange vieler verschiedener Nutzergruppen berücksichtigen. Im vorliegenden Fall werden nicht wenige Besitzer in diesen Fällen auf eine externe Beleuchtung zurückgreifen müssen.

Helligkeitsverteilung des Paper Pro in cd/m²
4,19 3,67 3,57
3,84 3,61 3,84
4,05 3,79 4,06
Durchschnittshelligkeit: 3,84 cd/m²
Farbtemperatur: 4.100 K

Die Beleuchtung lässt sich außerdem nur in fünf Stufen anpassen und daher nicht stufenlos regeln. Zudem lässt das Paper Pro einen Blaulichtfilter vermissen, die Farbtemperatur liegt bei neutralen 4.100 K.

Der verwendete Touchscreen funktionierte im Test nicht immer zuverlässig. Normale „Tipps“ wurden zwar immer erkannt, das Wischen für einen Seitenwechsel oder Pitch-To-Zoom dagegen nicht immer umgesetzt. Oft benötigte es hier mehrere Anläufe.