ReMarkable Paper Pro im Test: Tastatur und Fazit

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Michael Schäfer
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Solide, aber teure Tastatur

ReMarkable bietet mit der Type Folio ebenfalls eine Tastatur-Hülle an, die das Arbeiten mit dem E-Note noch komfortabler gestalten und gleichzeitig das Gerät vor Beschädigungen schützen soll. Für diese muss der Nutzer aber mit 250 Euro noch einmal tief in die Tasche greifen. Das Case bietet ein vollständiges Tastaturlayout ohne Nummernblock bei einem Tastenhub von 1,3 mm, wobei das E-Note durch Magnete sicher gehalten wird und die Verbindung automatisch über seitliche Pins erfolgt.

Die Tastatur ermöglicht zwei Aufstellwinkel, die entweder relativ steil oder flach sind. Dadurch gibt es in puncto Ergonomie nur begrenzte Einstellmöglichkeiten. Da E-Ink-Displays vor allem den Vorteil bieten, recht Blickwinkelunabhängig zu sein, fällt dies nicht all zu stark ins Gewicht. Feinere Unterteilungen wären dennoch wünschenswert gewesen.

Mit der optionalen Tastatur lassen sich beim Paper Pro bequem Texte eingeben
Mit der optionalen Tastatur lassen sich beim Paper Pro bequem Texte eingeben

Das Schreibgefühl ist insgesamt gut, die Tasten besitzen eine ausreichende Größe und einen angenehmen Hub. Die leicht gummierte Oberfläche sorgt ebenfalls für ein gutes Tippgefühl und auch schnelles Schreiben bringt die Tastatur nicht aus dem Tritt. Über die Focus-Taste kann der Nutzer zudem den Refine-Modus aktivieren, bei dem die Seitenleiste ausgeblendet wird und der Stift als eine Art Mausersatz fungiert. Während der Stylus also im normalen Modus weiterhin für handschriftliche Notizen und Skizzen genutzt werden kann, können im Refine-Modus Texte markiert und in der bereits beschriebenen Form und mit allen genannten Einschränkungen bearbeitet werden.

Fazit

Mit dem Paper Pro und seiner neuen Farbdarstellung von E-Ink-Technologie will ReMarkable neue Maßstäbe bei E-Notes setzen. Der Test hinterlässt allerdings gemischte Eindrücke.

Die Verarbeitung des Testkandidaten lässt keine Wünsche offen und gibt somit keinen Grund zur Kritik, vor allem das minimalistische Design überzeugt. Ein Wasserschutz wäre für manchen Nutzer sicherlich wünschenswert gewesen, für viele Interessenten dürfte jedoch die fehlende Erweiterung des internen Speichers von 64 GB schwerer wiegen.

Die Farbdarstellung des Displays ist das Beste, was Branchenprimus E-Ink bisher in den Konsumentenbereich gebracht hat. Gallery 3 kann Farben wesentlich kräftiger darstellen, wobei es aus einem Spektrum von 20.000 Farbtönen schöpfen kann. Allerdings fällt die Auflösung des 11,8 Zoll großen Displays geringer als bei kleineren Geräten mit Kaleido-Farbdarstellung oder Graustufen aus. Dafür werden farbige Inhalte nun in ihrer nativen Auflösung dargestellt. Texte sind scharf und gut lesbar, aber bei der Geschwindigkeit des Seitenaufbaus bedarf es noch einiger Optimierungen. Der Touchscreen hat gelegentlich Probleme, Berührungen korrekt zu erkennen, was insbesondere bei Gesten auffällt.

Was sich die Entwickler jedoch bei der ersten Beleuchtung in einem ReMarkable-Gerät gedacht haben, wird wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben – einen Mehrwert bietet diese zumindest nicht, dafür ist die Helligkeit mit nicht einmal 4 cd/m² viel zu gering. Bei dunkler Umgebung sind Nutzer somit weiterhin auf eine externe Lichtquelle angewiesen.

Die Stifteingabe arbeitet sehr präzise, wobei der Versatz auch bei schnellem Schreiben sehr gering bleibt – zumindest solange Schwarz als Farbe verwendet wird. Farbige Stifteingaben erscheinen zunächst ebenfalls in Schwarz und werden mit einem Versatz von etwa einem Zentimeter in die gewählte Farbe umgewandelt, was vermutlich der Gallery-3-Technologie geschuldet ist. Beim Löschen farbiger Eingaben mithilfe der Radier-Funktion werden die zuvor verwendeten Pixel jedoch nicht vollständig invertiert, wodurch diese weiterhin leicht sichtbar bleiben und durchscheinen.

ReMarkable Paper Pro im Test

Ein E-Note mit der Bildschirmgröße des Paper Pro sollte sich eigentlich ebensogut als E-Book-Reader eignen, jedoch erfüllt das Gerät diese Erwartung nur bedingt, da die dafür benötigten Funktionen kaum vorhanden sind. Die Optionen zur Anpassung der Schriftgröße sind begrenzt und die Pitch-to-Zoom-Geste, wenn sie erkannt wird, vergrößert zwar die Schrift, ordnet den Text jedoch nicht neu an, sodass nur der vergrößerte Ausschnitt sichtbar bleibt. Eine Möglichkeit die Darstellung zu verschieben, besteht ebenfalls nicht.

Die Reader-Funktion scheint von ReMarkable daher nur als Ergänzung betrachtet zu werden, was potenzielle Käufer abschrecken könnte. Gerade die neue Gallery-3-Technologie, die Farben hervorragend darstellt, kombiniert mit dem 11,8 Zoll großen Display, wäre unter anderem ideal für E-Papers oder Fachliteratur. Allerdings dürften nur wenige Nutzer bereit sein, 650 Euro für einen digitalen Notizblock auszugeben, um sich dann zusätzlich einen E-Book-Reader anzuschaffen, zumal die Auswahl an Geräten mit großem Farbdisplays begrenzt ist und die bisher nur auf die Kaleido-3-Technologie mit 4.096 Farben zurückgreifen. Dennoch könnte für solche Nutzer Geräte wie das Boox Note Air 3 C (Test) von Onyx die bessere Wahl darstellen, das von sich aus bereits einen wesentlich größeren Funktionsumfang mitbringt und sich dieser mit dem offenen Android-System zudem leicht erweitern lässt. Darüber hinaus ist der Stylus bei einem Preis von 550 Euro bereits inbegriffen. Lediglich bei der Display-Größe müssen Nutzer mit 10,3 Zoll leichte Abstriche machen, dafür ist die Auflösung höher.

ReMarkable macht es den Nutzern zudem nicht einfach, benötigte Inhalte auf das Paper Pro zu übertragen. Da das Gerät beim Anschluss an einen Rechner nicht als Massenspeicher erkannt wird, bleibt nur der umständlichere Weg über den Browser oder die Desktop- und Mobil-App, wobei das Paper Pro vor allem beim Zugriff über den Browser nicht immer erkannt wird. Für eine erweiterte Cloud-Funktion, die eine unbegrenzte Speicherdauer der eigenen Dateien bietet, wird ein Abonnement von etwa 3 US-Dollar pro Monat oder 30 US-Dollar jährlich angeboten.

Auch wenn oder auch gerade weil ReMarkable das Paper Pro primär als digitalen Notizblock vermarktet, bietet dieses für die verlangten 650 Euro zu wenig. Zwar ist die Stifteingabe hervorragend, aber allein das reicht nicht aus, zudem viele Funktionen auch wieder an den Marker gekoppelt sind – bereits einfaches Markieren eines Textes geht nicht ohne diesen. Es fehlen zudem grundlegende Funktionen wie die Wahl eigener Farben, mehr Schriftgrößen, die Auswahl weiterer Schriftarten oder die Möglichkeit, Texte zu verschieben und neu positionieren zu können. All das bietet das Paper Pro nicht. Hinzu kommen die beschränkten Möglichkeiten beim Export der eigenen Notizen. Der Hersteller bezeichnet dies zwar als Beschränkung auf das Wesentliche, damit der Nutzer beim Arbeiten nicht mit Unnützen abgelenkt wird, es scheint aber eher so, als wenn er mit diesem Argument die Limitierungen des Paper Pro besser verkaufen will.

Sollte ReMarkable aber die genannten Schwächen im Rahmen eines System-Updates beheben, könnte das Paper Pro im E-Ink-Bereich die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau darstellen und damit jeden Cent wert sein – zumindest wenn keine Beleuchtung benötigt wird.

ReMarkable Paper Pro
Produktgruppe E-Book-Reader, 30.10.2024
  • Darstellung
    +
  • Bedienung
    O
  • Verarbeitung
    ++
  • Großes Display
  • Sehr gute Farbdarstellung dank Gallery 3
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Sehr gute Stifteingabe
  • Schwache Beleuchtung
  • Importieren von Inhalten und Exportieren von Notizen sehr umständlich
  • Wird nicht als Massenspeicher erkannt
  • Geringe Funktionen

ComputerBase hat das Paper Pro leihweise von ReMarkable zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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