ReMarkable Paper Pro im Test: Schreiben auf dem Paper Pro
5/6Die eigenen Gedanken lassen sich auf dem Paper Pro leicht und schnell festhalten. Generell stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Das komplette Notizbuch, welches aus mehreren Seiten bestehen kann oder das „Quick Sheet“, bei dem es sich nur um eine einziges virtuelles Blatt handelt. Bei den kompletten Notizbüchern steht dem Nutzer zudem eine Fülle an Templates zur Verfügung, die alle möglichen Nutzungen von einfachen Checklisten über linierte und karierten Hintergründe bis hin zu Storyboards abdecken sollen.
Die leicht angeraute Oberfläche des Displays soll dabei laut Hersteller für ein Schreibgefühl wie bei echtem Papier sorgen. Diesen Anspruch erfüllt das Paper Pro zwar nicht ganz, kommt aber nah an das reale Vorbild heran. Die meisten Nutzer dürften sich nach kurzer Zeit an den aber immer noch erkennbaren Unterschied gewöhnt haben.
Zwei Stylus zur Auswahl
ReMarkable bietet für das Paper Pro, wie bereits erwähnt, zwei neue Stifte an – den Marker und den Marker Plus, von denen sich einer, je nach Wahl, im Paket befindet. Separat sind diese für 89 beziehungsweise 139 Euro zu erwerben. Beide Modelle unterscheiden sich hauptsächlich durch die Radierfunktion am oberen Ende, die die preiswertere Variante nicht besitzt. Dank der angerauten Oberfläche und der Größe eines normalen Stifts liegt der Marker beim Schreiben und Zeichnen gut in der Hand.
Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen, die noch passiv agierten, verfügen der Marker und Marker Plus über einen eingebauten Akku mit einer Kapazität von 80 mAh, der magnetisch an der rechten Gehäuseseite des Paper Pro befestigt und induktiv geladen wird. Nutzer, die von einem älteren ReMarkable E-Note auf das Paper Pro umsteigen, können die alten Stifte nicht weiterverwenden, was somit für zusätzliche Kosten sorgt. Ebenso sind die neuen Marker-Modelle nicht mit den älteren E-Notes kompatibel.
Beide Stifte sind mit einer neuen Spitze ausgestattet, die laut ReMarkable für ein noch realistischeres Schreibgefühl sorgen soll. Da sich die Spitzen mit der Zeit abnutzen, legt der Hersteller dem Stift sechs Ersatzspitzen in einem Etui bei, die so angeordnet sind, dass sie problemlos und ohne Aufwand direkt aus der Box in den Stylus eingesetzt werden können.
Komfortables Schreiben, aber langsame Farbumsetzung
Die Latenz beim Schreiben fällt für ein E-Ink-Panel erstaunlich gering aus, selbst bei schnellen Eingaben ist kaum ein spürbarer Versatz zwischen der Stiftspitze und der Darstellung auf dem Display zu beobachten. Laut Hersteller liegt die Reaktionszeit dabei bei lediglich 12 Millisekunden, was im Vergleich zum Vorgänger trotz Farb-Display eine Verbesserung von 40 Prozent darstellt und so helfen soll, Irritationen zu vermeiden.
Bei der Verwendung von Farben verhält sich die Gallery-3-Technologie allerdings etwas anders: Die Eingabe erscheint zunächst in Schwarz und wechselt erst danach in die gewünschte Farbe. Dies kann bei schnellem Schreiben zu einem Versatz von etwa einem Zentimeter führen, was ebenfalls auf die geringere Geschwindigkeit der Pixelausrichtung zurückzuführen sein dürfte, die bereits beim Seitenwechsel erwähnt wurde. Doch auch an diesen Effekt werden sich die Nutzer rasch gewöhnen.
Auch an anderer Stelle fordern farbige Eingaben ihren Tribut, so machen sich bei diesen schnell die weniger optimierte Invertierung bemerkbar. So werden vor allem dicke farbige Linien beim Einsatz des virtuellen Radiergummis nicht vollständig gelöscht, sondern bleiben in abgeschwächter Form weiterhin sichtbar. Auf dem Dokument selbst sind sie zwar vollständig entfernt, scheinen auf dem Display aber immer noch durch. Dieser Effekt kann unter Umständen vom manchem Nutzer als störend empfunden werden.
Wichtigste Zeichenutensilien vorhanden – mehr aber nicht
Der virtuelle Zeichenkasten des Paper Pro bietet eine Vielzahl an Optionen, die für den alltäglichen Gebrauch sicherlich ausreichend sind, sich in ihrer Art jedoch auf die Nutzung für Notizen beschränken. Wer ein vollwertiges Mal- oder Skizzenprogramm erwartet, wird enttäuscht. Zur Verfügung stehen bekannte Werkzeuge wie Bleistift, Kugelschreiber, Fineliner, Füllfederhalter, Filzstift, Pinsel und Marker. Der Stylus berücksichtigt, je nach gewähltem Werkzeug, nicht nur den ausgeübten Druck, der Einfluss auf die Dicke und Deckkraft der Eingabe nimmt, sondern auch den Neigungswinkel, was beispielsweise das Schraffieren mit dem Bleistift ermöglicht. In den Voreinstellungen der Stifte kann die Dicke der Eingabe bereits aus drei Abstufungen voreingestellt werden.
Obwohl das E-Ink-Panel selbst über 20.000 Farben darstellen kann, ist die Farbauswahl bei den Stifteingaben systembedingt begrenzt, dem Nutzer stehen lediglich sechs bis neun vorgegebene Farben zur Verfügung – ein eigener Farbmischer ist nicht vorhanden. Die vorgewählten Farben dürften dabei jedoch nicht immer den Erwartungen des Nutzers entsprechen, so erscheint beispielsweise ein Rot eher als rot-braun und damit weniger als Signalfarbe.
Darüber hinaus bietet das Paper Pro weitere nützliche Werkzeuge: Eingaben können vergrößert, gedreht oder in ihrer Position verändert werden. Zudem werden Ebenen unterstützt, die mit den bereits erwähnten Templates gefüllt werden können. Was das Gerät allerdings nicht bietet, sind vorgefertigte geometrische Formen. Eine automatische Umwandlung von Grundformen wie Rechteck, Dreieck oder Kreis, wie sie beispielsweise bei einigen Onyx-Modellen zu finden ist, fehlt ebenfalls. Hier ist reines Freihandzeichnen angesagt.
Exzellente Schrifterkennung auch unter schwierigeren Bedingungen
Die Schrifterkennung hingegen kann im Test überzeugen und liefert sehr gute Ergebnisse. Selbst bei schnell geschriebener und schwer lesbarer Schrift agiert sie zuverlässig. So lassen sich auf das virtuelle Papier gebrachte Gedanken mühelos in editierbaren Text umwandeln – vorausgesetzt, das Paper Pro hat Online-Zugriff auf die Server von ReMarkable. Eine vollständig offline funktionierende Schrifterkennung gibt es nicht.
Die Möglichkeiten zur Textformatierung sind stark begrenzt, egal ob der Text per Tastatur eingegeben oder aus der Handschrift umgewandelt wurde. Der Nutzer kann Texte lediglich kopieren, ausschneiden sowie Fett- oder Kursivschrift verwenden, die Schriftgröße ist zudem auf drei Abstufungen beschränkt. Es ist weder die Option vorhanden, andere Schriftarten zu nutzen, noch ist es möglich, Texte flexibel an andere Stellen zu verschieben. Auch bei der Breite des Textfelds stehen nur zwei Größen zur Verfügung, wodurch der Nutzer immer dem vorgegebenen Layout unterworfen ist.
Gleiches gilt für Stiftgesten, wie dem einfachen „Kritzeln“, um Wörter schnell löschen zu können, wie sie von anderen Systemen bereits seit Längerem unterstützt werden.