Blutschlumpf schrieb:
(...) das Risiko von einem Nüchternen überfahren zu werden steht in kaum einem besseren Verhältnis als von jemand gekillt zu werden der ein Bier getrunken hat.
Wenn ich von einem Auto mit 100 km/h abgeschossen werde, dann ist es für meine Überlebenschancen wirklich egal, ob der Faher dieses Autos besoffen, leicht angetrunken, bekifft, sonstwie mehr oder weniger geistig abwesend war oder vielleicht sogar ein paar Sekunden vorher einen tödlichen Herzanfall erlitten hat. Jeder Statistiker wird Dir vollkommen recht geben, dass im Falle eines Unfalls der Zustand der Unfallbeteiligten in der Sekunde des Unfalls absolut keine Rolle für die Unfallfolgen spielt.
Dummerweise ist das nur die eine Seite der Medaille. Das eine ist der Risikoqualifizierung, die völlig unabhängig von den Ursachen des Unfalls ist. Die andere Seite ist aber die Risikoquantifizierung, die angibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Unfall tatsächlich eintritt.
Blutschlumpf schrieb:
Ist die Frage ob ich hier in einer Bringschuld bin. Imo ist dem nicht so.
Ich würde sagen wer 0,0 Promille fordert sollte detailiert nachweisen
a) inwiefern sich das Unfallrisiko mit der Promille-Zahl erhöht.
b) inwiefern eine 0,0 Grenze die Unfallzahlen verändert.
Eigentlich ist relativ logisch, dass jeder risikoerhöhende Faktor eine Steigerung der Unfallhäufigkeit nach sich ziehen
muss. Daher sehe ich Dich schon in einem argumentativen Zugzwang, wenn Du gegen diese Logik antrittst. Es sei denn, dass Du den Umstand grundsätzlich bezweifelst, dass Fahren unter Alkoholeinfluss einen solchen Risikofaktor darstellt.
Ansonsten bleibe ich bei der Behauptung, dass die Steigende Sicherheit der Autos alles andere mehr als wett macht.
Was Du offensichtlich nicht tust, sonst gäbe es keinen Grund, diesen Sachverhalt mit anderen Dingen zu kompensieren.
Andererseits hat die gestiegene Sicherheit wiederum nur nur Einfluss auf die Schadensauswirkungen, aber nicht auf die Schadenhäufigkeit. Damit greift diese Kompensation allerdings an den beiden unterschiedlichen Seiten der Medaille an, letztlich werden also Äpfel und Birnen verglichen.
Wenn du mir ein Land mit ähnlich hoher Verkehrsdichte und Kilometerleistung/Fahrer nennst welches merklich sicherer ist als Deutschland (keine Tempolimit auf Autobahnen, keine 0,0 Promille, kein Lichtzwang am Tage, hier herrscht ja richtige Anarchie auf der Straße), dann reden wir weiter.
Da es ein solches Land nicht gibt, müssten also alle Einflusfaktoren auf beiden Seiten der besagten Medaille miteinander verglichen werden. Da Du das offenbar getan hast, um zu Deinen Aussagen zu kommen, wäre es doch sehr interessant, die Allgemeinheit an Deinen Überlegungen teilhaben zu lassen.
Das klingt imo eher nach so nen Pseudo-Psycho-Gesabbel-Argument um wieder irgenwo Tempolimits einzuführen.
Die Autobahnen sind die sichersten Straßen in Deutschland, keine Frage. Sehr geringe Unfallwahrscheinlich pro gefahrenem Streckenkilometer, und wegen gesicherter Strecken und sicherer Autos keine überaus hohe Wahrscheinlichkeit gravierender Unfallfolgen - es ist halt besser, in die Leitplanke einzuschlagen als ein einen Alleebaum an einer Landstrasse.
Aber auch hier sehe ich Dich in Zugzwang. Auf die Idee, ein Tempolimit auf Autobahnen unter besonderer Berücksichtigung unterschiedlicher Promillegrenzen einzuführen, ist schließlich bisher, vor Dir, irgendwie noch keiner gekommen.
Von der verbesserten Fahrzeugsicherheit haben übrigens in erster Linie die Fahrzeuginsassen etwas. Zum Glück sind die auf den Autobahnen abgesehen von ein paar Motoradfahrern unter sich. Wenn ich jetzt also innerstädtisch wegen der Fußgänger und Radfahrer weniger tanken darf als auf den Autobahnen, wie schaffe ich das dann, nach dem Umtrunk an der Autobahnraststätte an der Ausfahrt für die letzten Kilometer Landstrasse und Innenstadt schlagartig wieder nüchtern(er) zu werden?
Viele Grüße, Tiguar