News 30 Jahre U61000: Als die DDR die technische Wende einläuten wollte

Ja, die POS ist schon laaaaaange her. Aber wir können das doch noch ohne Rechtschreibfehler: "Überholen ohne einzuholen!".
Die 2 anderen Phrasen waren: "Der Sozialismus siegt" und "Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf".
 
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Matze1971 schrieb:
Das ist aber eine mehr als kühne Behauptung. Dazu ein Zitat aus einem Artikel der OTZ vom heutigen Tag zum gleichen Thema:

"...
Unterschiedlichen Schätzungen zufolge kostet das Mikroelektronikprogramm die DDR bis zu 20 Milliarden DDR-Mark sowie vier Milliarden Westmark. ... Zu gewinnen war der Wettlauf nicht.


...
..."

Wie immer liegt die Wahrheit dazwischen. Im Ostblock, mit seinen Embargos sicherlich die fortschritlichste Fertigung, im Westen schon Normalität. Aber, wenn man nicht/schlecht an die Chips von Intel, Zilog u. co. rankommt, eine super Alternative.

Wobei ich mich echt frage, woher mein Vater die TI Chips hatte

PS bekommt man 1MBit Muster eigentlich noch irgendwo (ebay, ...)? Die werden ja nicht alle vernichtet worden sein.
 
Sam Miles schrieb:
War das WF, ein Röhrenhersteller in Berlin Köpenick, damals um 1988 nun konkurrenzfähig am Weltmarkt? Ja, aber natürlich.
Hast du da nähere Infos zu?
Weil, mit den Halbleitern bzw. Mikrochips ja offensichtlich nicht - weder von der Leistung noch vom Preis her...

Das ist immer eine interessante Diskussion. Auch wenn die Treuhand sicher viel Mist gebaut hat und so einigen tatsächlich konkurrenzfähigen Unternehmen leider den Gnadenstoß verpasst hat: Es war längst nicht alles konkurrenzfähig auf dem unbeschränkten Weltmarkt.
"Aber wir hatten doch volle Auftragsbücher!" oder ähnliches ist halt in einer Planwirtschaft für einen subventionierten Betrieb kein Merkmal, was zeigt, dass die Welt quasi nur auf die Produkte gewartet hat.
 
Raykus schrieb:
von der Gruppe Attarriii :D:D:D:D:daumen::daumen::daumen::daumen:

Übrigens: Meine Klasse war die erste, die nicht mehr mit einen Rechnenschieber arbeiten mussten. Wir bekamen den DDR Taschenrechner SR1 ! Der läuft übrigens immer noch, mit der ersten Batterie!!! Ich glaube fast, dort ist eine Atomzelle drin! :cool_alt:
und meine Klasse war damals bei uns (östlich von Berlin) der letzte Jahrgang (Abgang 1987), der mit einem Rechenschieber arbeiten musste. Einen Taschenrechner SR1 hab ich auch noch, aber nicht von der Schule. Läuft auch noch mit der 1. Batterie. :daumen::daumen:
 
Ein wunderbarer Artikel. Gerne mehr davon, ich finde solche Themen hoch interessant. :)

Gruß,
Oliko
 
Bei mir geistert der hier noch rum, hat aber Batterien gefressen, soweit ich mich entsinne.
 

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MojoMC schrieb:
... was zeigt, dass die Welt quasi nur auf die Produkte gewartet hat.

Psst kleiner Tipp: die DDR hatte schon lange für den Westen produziert, nicht erst seit der Wende. Nun galten plötzlich neue Löhne, neue Umweltschutzbedingungen, etc. .
 
Bei Spielern und Entwicklern fanden die Rechner trotz ihres vergleichsweise hohen Preises beiderseits hohen Anklang, über 500 Spiele und Programme erschienen für die genannten Computer, zumeist handelte es sich dabei jedoch um illegale Portierungen westlicher Titel.

Also ich hab das anders in Erinnerung, es gab diese KC85 und Spiele, die standen wenn überhaupt aber nur vereinzelt in Jugendclubs oder bei Veranstaltungen im Zelt rum und wurden gehütet wie ein heiliger Gral. Diese Gummitastatur war auch absurd schlecht und verschluckte ständig Eingaben.

Das Ding war alles andere als Massenware und privat haben die wegen des absurden Preises von ca. 4000 Mark sowieso keine Rolle gespielt.

Für den Preis bekam man des öfteren auch schon ein vollausgestatteten C64/C128 aus diversen Kleinanzeigen. Diese quasi Schmuggelimporte von der Westverwandtschaft waren in Wahrheit viel wichtiger, konnte man mit Westgeld tatsächlich aber auch im Intershop kaufen. Selbst das japanische MSX dürften mehr Leute gehabt haben.

So traurig das ist aber die DDR hat in Sachen Mikroelektronik wirklich fast nichts geleistet. Man hat auf Biegen und Brechen ein frühen CP/M Rechner samt Microsoft Basic kopiert und das ganze nach Versuch und Irrtum irgendwie zum laufen bekommen.

Das Ding hat wirklich keine Nostalgie verdient. Ich würde sogar behaupten der KC85 hat auch in den VEBs nicht viel genutzt, mit dem DDR Konzept der totalen Vollbeschäftigung war da nämlich auch nichts zu optimieren!

Die KC85 war wirklich der Trabant unter den Computern, funktioniert irgendwie, also war das Thema der echten Weiterentwicklung im wesentlichen auch beendet. Dieser gnadenlose Rückstand an Innovationen in der Planwirtschaft überall war auch ein Sargnagel der DDR.
 
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"Und die ursprünglichen Designer der Schaltkreise schauten quasi aus der Ferne zu, lächelnd und sich ihres Vorsprungs gewiss: „Einmal", erzählt der DDR-Mikroelektroniker, „fanden die Kollegen auf einem Chip eine mikroskopisch kleine Inschrift". Viele Grüße aus Silicon Valley stand da. Auf russisch. (mz) "
AshS schrieb:
...

So traurig das ist aber die DDR hat in Sachen Mikroelektronik wirklich fast nichts geleistet. ...
Ich würde sogar behaupten der KC85 hat auch in den VEBs nicht viel genutzt, mit dem DDR Konzept der totalen Vollbeschäftigung war da nämlich auch nichts zu optimieren!

...
Dieser gnadenlose Rückstand an Innovationen in der Planwirtschaft überall war auch ein Sargnagel der DDR.

1. Aus dem Nichts etwas zu erschaffen ist schon eine gewisse Leistung!

2. Die Computer hätten definitiv etwas gebracht, gerade in großen Betrieben mit Lagerhaltung. Aber, wenn die Alten meinen: "Solange ich hier bin, kommt mir das nicht ins Haus", steht die Technik auf verlorenen Posten. Auf der Warnow Werft in Rostock versauerten die Rechner auf dem Flur.
Es fehlte ja auch noch an der entsprechenden Schulung.

3. Innovation war da, aber entweder abgewürgt oder Geld fehlte.
 
AshS schrieb:
Das Ding hat wirklich keine Nostalgie verdient.

Du kannst Nostalgie nicht vom Verbreitungsgrad in der Bevölkerung oder dem Nutzen für die Volkswirtschaft abhängig machen. Wenn du mit den Spielen/Programmen als Kind/Jugendlicher Zeit verbracht hast und ein Wiederaufrufen heute glückliche Erinnerungen hervorruft, dann ist es Nostalgie für dich.

Die historischen technischen und wirtschaftlichen Unzulänglichkeiten halten die Leute nicht davon ab, auch heute eine winzige Gemeinschaft zu betreiben und dem KC zu huldigen.
 
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psYcho-edgE schrieb:
"Der Sozialismus siegt" stand mit großen Buchstaben an einem Hochhaus am Pirnaischen Platz in Dresden. Wenn man heute genau hinsieht, sieht man noch die dunklen Verfärbungen an der Wand :p
Ein Dresdner! Willkommen im Klub.
Das wollte ich nicht schreiben, da geener aussr uns was mid Scherbelbärger Bladz anfangen gann. :):):)
 
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UweW. schrieb:
Scherbelbärger Bladz

Der ist mir nicht wirklich geläufig, zwar schon mal gehört, aber wüsste ich nicht dass es um den Pirni geht wäre ich jetzt auch aufgeschmissen... bin aber auch erst JG 96 ;):p
 
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andi_sco schrieb:
Aus dem Nichts etwas zu erschaffen ist schon eine gewisse Leistung!

Die ganze DDR Mikroelektronik bestand ausschließlich aus Reverse Engineering, dem kopieren und nachbauen der Westrechner. Nichts davon ist in die Entwicklung im Westen jemals zurück geflossen.

Ich finde man sollte auch aus der Geschichte lernen, was eigentlich schief lief. Es gab im Osten einfach keine Vergütung für fähige Programmierer, als Selbstständige hingegen, wären sie bereits böse Kapitalisten gewesen.

Die Massenproduktion dieser geklonten Rechner wurde hingegen einfach durch die Menschen selbst verhindert, du kannst keine Anlage modernisieren, wenn du auch niemanden kündigen darfst und wenn niemand einen Leistungsanreiz hat außer die Held der Arbeit Medaille.

Die KC85 Entwicklung war vor allem Flickschusterei, nur eine weitere eingefahrene Produktionslinie die unmöglich zu reformieren war.

Man fragt sich echt, was die DDR mit ihren Deviseneinnahmen damals eigentlich gemacht hat. Als Kind hatte man vor allem nur Holzspielzeug satt, das einzige Comic "Mosaik" und als Krönung irgendwann mal eine Modeleisenbahn.
Bis 1989 gab es aber nicht mal einen Walkman und der erste der dann kam kostete 300 Ostmark, nicht 20 Westmark wie der Sony aus dem Intershop. CD-Player gab es gar nicht und Videorekorder waren mit 7350 Mark genau wie der KC85 reine Luxusware.

Die DDR hat Technologieentwicklung durch Ineffizienz vor allem verhindert. Man kann die Bedürfnisse der Menschen auch nicht einfach feststellen und dann irgendwie planwirtschaftlich befriedigen. Das funktioniert nicht einmal heute, aber die Firmen die es weniger schlecht als andere machen, bleiben im Markt auch übrig!
 
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Was nützt dir das Reverse Engineering, wenn du keine Produktion hast und diese kam zum Teil aus der DDR.

PS die Prakti I war zu Ihrer Zeit eine der modernsten Kameras (hoffentlich) - scheiterte aber auch ein wenig an den Batterien, die aus polnischer (?) Produktion mussten dann hergenommen werden
 

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andi_sco schrieb:
Was nützt dir das Reverse Engineering, wenn du keine Produktion hast und diese kam zum Teil aus der DDR.
Die DDR-Produktionsanlagen kamen zum Großteil von Elektromat, dem "Applied Material des Ostens". Kurz vor der Wende in ZFTM umbenannt: Zentrum für Forschung und Technologie der Mikroelektronik.
Aus russischer Produktion stammten die ADS-6 Öfen und es gab auch erste Implanter. Den "Rest" musste Schalck-Golodkowski organisieren.
Ergänzung ()

AshS schrieb:
Die ganze DDR Mikroelektronik bestand ausschließlich aus Reserve Energiering...
Das kann ich aus meiner Zeit am ZMD so nicht bestätigen. Aber wir bekamen auch nicht immer den nötigen Einblick. Die Abteilungen waren streng abgeschottet und in jeder Abteilung gab es pro Schicht einen IM. Da musste man gut aufpassen, was man von sich gab.
Aber Jahre später (nach der Wende) habe ich mit einem zusammengearbeitet, der Chips aus westlicher Produktion geschliffen hatte. ;)
 
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@AshS gibts nur den Meckermodus bei dir ...
Hast du vergessen das es gewisse Embargos gab ?
Hast du auch vergessen was Reperationszahlungen bedeuteten und was so ein Marschallplan für die BRD war?

Die Grundvorraussetzungen um überhaupt erfolgreich bei so etwas zu sein sind total anders.

China hat ja auch durch reverse Engeniering angefangen bis die Leute fit genug waren selber was zu schaffen und aktuell halten sie gut mit und werden in absehbarere Zeit vorne sein. Aber da ist eine ganz andere Wirtschaftsgröße dahinter.
 
Ich wollte mich nur anschließen und einen Lobgesang auf diesen Artikel geben :) bitte mehr davon! Sehr spannend.
 
xxMuahdibxx schrieb:
@AshS gibts nur den Meckermodus bei dir ...
Hast du vergessen das es gewisse Embargos gab ?
Hast du auch vergessen was Reperationszahlungen bedeuteten und was so ein Marschallplan für die BRD war?

Die Grundvorraussetzungen um überhaupt erfolgreich bei so etwas zu sein sind total anders.

China hat ja auch durch reverse Engeniering angefangen bis die Leute fit genug waren selber was zu schaffen und aktuell halten sie gut mit und werden in absehbarere Zeit vorne sein. Aber da ist eine ganz andere Wirtschaftsgröße dahinter.

Die Reparationen an die Russen waren 1953 zu Ende, die Mitgliedschaft im RGW (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe) brachte der DDR hingegen russisches Erdöl und die chemischen Produkte daraus, für den Ost-West-Handel. Sogar die Kernreaktoren kamen aus Russland.
Die DDR hatte so gesehen nur ein anderen Marshallplan.

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Diese CoCom-Sanktionsliste hingegen wurde über Drittstaaten auch fleißig umgangen.

Dass erklärt nicht den technischen Rückstand den die DDR bis zur Wende hatte. Der Hauptfehler lag einfach im Kommunismus selber, zu glauben nicht nur die Kapitalisten abschaffen zu müssen, sondern damit auch das ganze freie Unternehmertum und jegliche Firmenrisiken an sich!

Dabei kann man Firmen auch völlig legal in Staatsfonds für sich arbeiten lassen oder nur über die Steuerschrauben die Vermögensbildung regulieren. Das ist eigentlich der wahre Sozialismus und die Länder die ihn besser beherrschen als wir und für die Menschen ein höheres Medianvermögen schaffen sind kaum jemanden bewusst!
 
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