Mal ein aktuelles (Problem-) Beispiel.
Volkmarsen. Ein Deutscher aus dem gleichen Ort, mit deutschem Nachnamen, deutschem Aussehen, deutschen Vorfahren und (sehr) deutschem Auto fährt mit voller Absicht in einen Karnevalsumzug mit vielen Kindern und verletzt am Ende um die 70 Personen. Dass es keine Toten gegeben hat, pures Glück.
Was passiert?
Als erstes natürlich die übliche Verdächtigung, dass kann nur ein islamischer Terrorist sein, gefolgt von dem üblichen zynischen "Danke Merkel!".
Auf Twitter schrieb der Nutzer, es sei "interessant, dass keine Aufnahmen verbreitet werden sollen". Dann wird in Frageform nachgeschoben: "Weil die Version der Regierung dann immer abweicht von der 'gesehenen' Tat?"
Eine Augenzeugin habe in einer WhatsApp-Gruppe geschrieben, der Täter habe einen Migrationshintergrund, heißt es in sozialen Medien.
Eine angeblich jüdische Nachrichtenseite meldete am Montagnachmittag auf Englisch, es habe sich bei der Amokfahrt um einen islamistischen Anschlag gehandelt. Eine Quelle für ihre Informationen nennt die anonyme Seite gar nicht erst, dennoch wird der Bericht auf Facebook unter anderem von der AfD Oberhausen geteilt.
Eine AfD-Seite aus Waiblingen verbreitet nicht nur diese Falschmeldung, sondern auch einen Bericht der Seite "Deutschland Stimme", die für sich beansprucht, "ohne political correctness-Filter" zu berichten. Allerdings berichtet sie auch ohne jeden journalistischen Anspruch und schreibt entgegen aller vorliegenden Informationen: "Es war ein Anschlag!"
Den "Lügenmedien" werfen die anonymen Betreiber vor, "sie bezeichnen den Täter als DEUTSCHEN oder als 29-jährigen Mercedesfahrer! Und das, obwohl die ersten ausländischen Agenturen ganz klar von Zeugenaussagen berichten, die ohne jeden Zweifel von einem Moslem und Südländer als Täter sprechen". Als Quelle wird die erwähnte angebliche jüdische Seite erwähnt, die wiederum keine Quelle nennt.
Quelle
Für Leute mit einem bestimmten Weltbild, ist diese Tat natürlich der Super-Gau, deutsche Kinder ohne Grund umbringen zu wollen, also wartet man gar nicht erst ab wie die Fakten sind und streut für die eigene Klientel "alternative Fakten", denn was nicht sein kann auch nicht sein darf.
Um zum Topic zu kommen. Ist das schon Volksverhetzung, da es offensichtlich nur der eigenen moralischen Reinwaschung dient, und in dieser Form nur anonymisiert, also ohne Klarnamen passieren kann? Mit einem stupiden "das wird man doch noch mal sagen (denken) dürfen" kommt man hier jedenfalls kaum weiter.
Was passiert wäre, wenn der Täter nun tatsächlich ein Ausländer, womöglich Mohammedaner gewesen wäre, kann man sich ungefähr vorstellen. Und auch das wäre mit Klarnamenpflicht dann deutlich weniger Hetzcharakter.
BTW: Wie vorher schon erwähnt, ich lehne die Pflicht eher ab, aber mitunter fällt es schwer den Standpunkt aufrecht zu erhalten. Gerade nach der vergangenen Woche.