@Prosaft:
wenn du so sicher bist, dass wir beide es nicht beurteilen können, warum schließt du dann schon wieder damit, dass der gegangen Weg für dich alternativlos war?
Die traurige Wahrheit ist ja, dass die Zusammenhänge so komplex sind, dass sich selbst hoch anerkannte Experten nicht einig sind. Wie es bei anderer Vorgehensweise im gleichen Moment weiter gegangen wäre, werden wir nie erfahren. Ich frage mich nur, was dich so sicher macht, dass wir so wie wir es gemacht haben, am billigsten davon gekommen sind. Ich bin mir nur bei einem sicher. Die Banken sind so am billigsten weg gekommen und haben nichts daraus gelernt, die Politik hat wenig gelernt. Was für große Töne wurden gespuckt, zum Thema Restriktionen für hoch riskante Spekulation? Die Banken zocken fröhlich weiter und wir alle tragen das Risiko erneut. Was bringt dich auf das schmale Brett zu behaupten, ich denke Geld sei gleichgültig? Wie viel Geld uns die Bankenrettung gekostet hat, kann kein Mensch beziffern, da die europäischen Steuerzahler diese noch mehrere Generationen lang abtragen müssen.
Weiter bin ich sogar ein Freund der schwarzen Null, nur werden die Schulden in den falschen Bereichen gemacht und es wird an den falschen Stellen gespart.
Tomislav2007 schrieb:
Hallo
Ist SED Nachfolgepartei denn so falsch ?
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Linke
[...]
Habe ja nicht geschrieben, dass es gar nicht der Fall ist, aber auch nur ein Teil der Wahrheit und ein Teil einer immer weiter zurückliegenden Geschichte. Andere Parteien haben auch dunklere Kapitel und tun sich auch nicht leicht mit der Vergangenheitsbewältigung. Es gibt immer weniger Leute bei den Linken, die das konkret betroffen hat und wenn da "böse Buben" ausfindig gemacht werden, distanziert man sich meist recht zügig. Da gibt es Parteien, die halten leider über 20% der Deutschen nicht für unwählbar, die zwar immer wieder betonen mit dem extremen Rand nicht zu tun haben zu wollen, die Leute aber dennoch nicht rauswerfen. Manche sind sogar Landes- oder Jugend-Verbandsvorsitzende.
Tomislav2007 schrieb:
Gysi ist Geschichte und wenn ich die Wagenknecht sehe bekomme ich Schüttelkrämpfe.
Gysi hilft und inspiriert noch wo er kann. Wenn du bei Wagenknecht Schüttelkrämpfe bekommst...naja, was ist das für ein Argument? Schäuble hat mehr Charisma? Wenn du Pofalla auf seinem alten und nun seinem neuen Posten freundlich grüßen siehst, hast du Schmetterlinge im Bauch?
Tomislav2007 schrieb:
Die theoretischen Thesen der Linken können für einzelne achso benachteiligte Bürger schon toll klingen aber das war es dann auch schon.
Die Linken wollen die öffentlichen Investitionen/Ausgaben erhöhen, den achso benachteiligten Bürgern viel mehr geben und Unternehmen/Reiche stärker besteuern.
Die Linken bleiben nur die Antwort schuldig wie das ganze finanziert werden soll, vor allem wenn die Unternehmen mit den Arbeitsplätzen ins Ausland abhauen würden weil es Ihnen hier mit den Linken zu ungemütlich werden würde.
Die Linken wären ein Experiment mit ungewissem Ausgang und bei den etablierten Parteien weiß man wenigstens was man hat, ein Deutschland das zu den wohlhabensten Ländern der Welt gehört und ein Deutschland das eines der besten Sozialsysteme der Welt hat.
Mit deinen ersten, abfälligen Sätzen machst du ja schon deutlich, dass du auf der Sonnenseite stehst und Leute die unterhalb des Durchschnittseinkommens liegen, generell als selbst verschuldet arm betrachtest. "Achso benachteiligt" kling abfällig, einige haben das sicher verdient, weil sie nicht wollen, anderen gegenüber, die nicht können, ist das respektlos und denen tust du unrecht.
Der Rest ist die alte Laier der CDU/FDP: geht es den Unternehmen gut, geht es den Menschen gut, wir sind doch ein Team! Besteuern wir Reiche und Unternehmen höher, verlieren wir Kapital und vernichten Arbeit!
Fakt ist, ein sozialdemokratischer Staat, verteilte Reichtum um. Die Verteilung der Sitze nach links und rechts, ist ein Gezerre um das Ausmaß dieser Umverteilung. Dass generell umverteilt werden muss, steht für die meisten, selbst die FDP, außer Frage. Nun ist es ja mehr oder minder Geschmackssache, ab welchem Punkt es zu weit geht und ab welchem Punkt der Mehrheit des Volkes am besten gedient ist, muss die Praxis zeigen. Nach meinem Geschmack entwickelt sich unsere Politik zu sehr dahin, dass die Mittelschicht und sogar ein wenig von ganz unten abgegraben wird, zugunsten der Spitze der Pyramide. Das ist ja sogar nachweislich so und wird nur durch das betonen des steigenden
Durchschnitts-Reallohn kaschiert.
Was mich aber an unserer "GroKo" im Kern massiv stört, sind der Umgang mit den großen, weltbewegenden Themen, bei denen sie nach meinem Geschmack nahezu alles falsch machen. Euro, EU, Atom-Endlagerung, Waffenexporte, militärische Unterstützung bei Öl-Kriegen, dadurch ankommende Flüchtlinge (für mich: nur mit Herkunfts-nachweis, kontrolliert, sonst gerne), Netzpolitik, Privatisierung lebenswichtiger Infrastruktur...und und und.
Ein Stück weit stimme ich dem Olf mit seiner Betrachtung zu, dass jeglicher Sozialismus, der in Teilen und kurzen Perioden Erfolge verzeichnen konnte (Castro-Kuba hatte seine lichten Momente, hat z.B. entscheidend zum Ende der Apartheit in Südafrika beigetragen, ein gutes Bildungs- und Gesundheitssystem, ein schlimmeres Vorgängersystem abgelöst, aber auch seine Schattenseiten gezeigt), sehr mit Repressionen neo-liberaler Kräfte zu kämpfen hatte, sogar mit direkten militärischen Angriffen.
Ansonsten haben wir ja einige Seiten zuvor über die System an sich, bzw. deren Vor- und Nachteile diskutiert.
Tomislav2007 schrieb:
Es ist schon richtig das wir mittlerweile nur das kleinste Übel wählen, aber unter der CDU weiß ich wenigstens was ich habe und das ist nicht annähernd so schlecht wie du es propagierst.
Nenn mir doch ein einziges Land das eine linke Regierung hat und wo es den Menschen auch nur annähernd so gut geht wie in Deutschland.
"Es soll sich etwas ändern, aber ich will bloß nicht anders machen müssen und nichts riskieren." vs.
"Ich weiss nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll."
Und: Dänemark. Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass für mich Wachstum und Durchschnittsreichtum bei weitem nicht die einzigen Maßstäbe für ein gut regiertes Land sind. Was ist mit Nachhaltigkeit? Gerechtigkeit? Zufriedenheit?
Beispiel Atommüll-Endlager: in unseren aktuellen Bilanzen, ließt sich der Deal nicht schlecht. Was unsere Nachfolgegenrationen in 100-200 Jahren über uns Sauhaufen sagen werden? Wie kommt es dass unser Land so "reich" ist und in Studien zu Zufriedenheit mit der Lebensqualität/Glück ständig nur mittelmäßige Plätze belegen? Bei der letzten groß angelegten die mir bekannt ist, belegten wir
Platz 45.
Viele sozialistisch geführte Staaten liegen übrigens vor uns.
In einer Welt in welcher das Land mit dem größten Wirtschaftswachstum automatisch das beste Land ist, mögen rechts-konservative Regierungen besser sein. Aber man denke daran dass der wirtschaftliche Erfolg um so größer sein kann, desto besser unsere Natur und auch der Rohstoff menschliche Leistung ausgebeutet wird. Die japanische Wirtschaft läuft ja auch ganz OK,
aber die Leute springen nun mal reihenweise von den Dächern, wenn sie nicht vorher einen Herzinfarkt erleiden. Na herzlichen Glückwunsch.
Tomislav2007 schrieb:
Das ist genau das Problem das ich mit links und rechts habe, wenn man die wählen würde dann würde man leider zwangsweise die extremen Ränder mitbekommen.
Grüße Tomi
Bei der CDU bekommst du doch auch die marktradikalen Ränder mit.
ThomasK_7 schrieb:
Ein System, welches nur ohne Sanktionen des politischen/wirtschaftlichen Gegners, also der alleinigen Weltherrschaft, sich als besser verkaufen lässt, ist kein besseres System! Das bessere System setzt sich im Wettstreit durch. Deswegen hat z. Bsp. auch der Nationalsozialismus im Wettstreit verloren.
Das ist mal eine gewagte Theorie möchte ich behaupten. Ich würde behaupten du verkennst total den historischen Kontext, nicht nur bzgl. letzterer Aussage.
Hätte Hitler ein paar klügere Entscheidungen getroffen (Russland nicht zu dem Zeitpunkt angreifen) und dann womöglich als erster die Atombombe gehabt..The Man in the High Castle lässt grüßen, zum Glück kam es anders. Dass der Nationalsozialismus an seinem politischen System gescheitert ist, schließt du woraus?
Ein System das besser geeignet ist alle anderen zu besiegen und zu verdrängen, muss noch lange nicht das sein, welches der Mehrheit der Menschen das glücklichste Leben und der Natur den bestmöglichen Fortbestand bescheren würde. Also woraus schließt du, das dem so sein muss?