Idon schrieb:
Ja gut ... wann hast du dich zuletzt von diesen gewählten Vertretern tatsächlich vertreten gefühlt?
Ich kann diese Entscheidungen an EINER Hand abzählen ... und ich verfolge das Geschehen auch schon seit knapp 30 Jahren etwas bewusster.
Die Entscheidungen, die ich für Murks halte (meist mit wissenschaftlicher Begründung ... und zumindest bei Entscheidungen im Bildungsbereich bin ich als Pädagoge nicht ganz inkompetent), kann ich nichtmal an Händen abzählen, wenn ich ALLE Hände meines bekanntenkreises dafür zur Verfügung hätte.
Ich bin mir nicht sicher, ob die Entscheidungen durch Volksentscheid "besser" wären, aber VIEL schlechter KÖNNEN sie nicht sein ... denn da gibts eigentlich nichts mehr.
Es geht ja bei meinem obigen Post primär darum, wie diese egoistische Grundhaltung aufgebrochen werden kann, damit Volksentsczheide funktionieren.
Diesen Effekt des ... hmmm ... nennen wir es mal "Altersstarrsinn" ... hast du übrigens nicht nur in den USA ... schau dir mal an, bei welcher Partei, die Wählerschaft welches Durschnittsalter hat.
Ich glaube, dass unsere derzeitige Regierung auch primär von Menschen gewählt wurde, die eben kein Interesse an Bidungs- oder Sozialpolitik haben.
Das Durschnittsalter bei CDU und SPD dürfte recht ähnlich sein ... beim Einkommen denke ich liegt die CDU (noch) leicht vorne ... aber den Altersdurchschnitt sehe ich bei beiden Parteien WEIT über 40.
Frage daher: Funktioniert unsere Demokratie mit den gewählten Volksvertretern wirklich anders, als die Volksentscheide auf kommunalebene in den USA?
Oder entscheiden die Interessen der älteren Generation nicht vielmehr überall in der Politik?
In Anbetracht einer beinahe umgekehrten "Bevölkerungspyramide" eigentlich noch gemeiner: Ist das nicht für eine Demokratie sogar ganz normal ... wenn die Mehrheit entscheidet und die Mehrheit eben über 50 ist?
Ich verstehe die kritik an Volksentscheiden ... im Grunde sehe ich es nicht viel anders ... aber ich ziehe die Konsequenz und sage mir "ganz oder garnicht" ... und wenn Volksentscheide doof sind, dann sind auch die Entscheidungen, die in regelmäßigen Wahlen getroffen oder abgefragt werden nicht weniger doof.
Wenn Du "gute" Entscheidungen haben willst, dann musst Du - wie Platon vor fast 2500 Jahren - eine absolute Monarchie mit "Philosophen" an der Spitze fordern, über denen nur ein ehernes Gesetz steht. Willste nicht ... und auch das kann ich verstehen ... ich hab auch kein Bock aufn Könich. Selbst wenn der Entscheidungen trifft, die für den Staat, das Land, das Volk, die Wirtschaft langfristig am besten sind UND wenn die Gesetze ihm die politische Linie bei vielen Entscheidungen vorgeben.
Ich befürworte Volksentscheide IN unserem demokratischen System, weil sie die Entscheidung auf eine viel breitere demokratische Basis stellen können, als wenn nur ein paar hundert Deligierte darüber beraten und abstimmen. Ich halte das für wichtig, weil kein Wahlprogramm gewährleisten kann (weder im Text und schon garnicht in der meist mangelhaften Umsetzung), dass Detailentscheidungen der nächsten 4 Jahre im Sinne der Wähler getroffen werden.
In einzelnen Punkten gibt es eben in der Bevölkerung Mehrheiten für eine eher grüne Linie, in anderen Punkten stmmt man vielleicht eher der Linken zu, oder der AFD, SPD, FDP, und bei wieder anderen hält man die Haltung der Piraten für "eigentlich ganz vernünftig" - auch Leuten, die ihr Kreuz gewohnheistmäßig bei der CDU machen, kann das passieren.
Es ist einfach zu viel verlangt, in EINER Wahl alle 4 Jahre eine Auswahl an Vertretern zu bestimmen, und von denen dann zu erwarten, dass sie ALLE Entrscheidungen im Sinne der ihnen zugefallenen Mehrheit regeln ... das ist schon schwer, wenn EINE Partei die absolute Mehrheit erlangt hat.
Dafür sind die Gebiete zu komplex, Meinungslagen zu differenziert ...
Ich würde mir einige Dinge wünschen ... zum einen eine Informierte und gebildete Wählerschaft, ohne die Volksentscheide zum Desaster werden MÜSSEN. Natürlich braucht es dafür eine Informations-Infrastruktur, die das ermöglicht UND auch fördert/fordert.
Zum anderen die Möglichkeit, auf Basis der mir zur Verfügung gestellten oder selbst zusammengetragenen Informationen meinen Teil zu einer demokratischen Entscheidung beitragen zu können ... auch wenn das dann nur ein 60mio.-stel der Entscheidung darstellt.
Ich will mehr tun, als meine Stimme alle Vier Jahre der Partei mit Hackfresse zu geben , von der ich glaube, dass sie mich am wenigsten verarschen will (sorry, hier hängen grade wieder viele Wahlplakate ... echt gruselig).
Im kommunalen Rahmen habe ich Volksentscheide zudem als eher positiv erlebt ... mitten in Deutschland.