Tomislav2007 schrieb:
Zusammenfassung: Ich kapiere das nicht, gerade Ihr Linken die unsere aktuelle Politik, unsere aktuellen Politiker und unseren aktuellen Staat ablehnt wünscht euch mehr Staat im Gesundheitswesen.
Die Krankenkassen SIND Privatwirtschaftlichen Interessen unterworfen ... auch die müssen Gewinn abwerfen. Und während DUu dich über gesunkene Behandlungskosten freust, regst du dich gleichzeitig über die mises Zahlungsmoral der Krankenkassen auf.
Die Zahlungsmoral wird vom Kunden (das bist z.B. Du, der sich über günstige Versorgung freut) auf alles was daran hängt übertragen.
VBis hin zur miesen Versorgung, dem Lohndumping, den Überstunden, der maroden Technik, und der gewohnheitsmäßigen Züchtung resistenter Keime.
Alles das wird zu einem Teil natürlich gemacht, um Gewinne zu generieren (bei der Krankenkasse, im Krankenhaus, und natürlich auch, wenn du dich über die gesparten 2,50 bei der letzten Behandlung freust).
Also, wo soll das "billiger" bitte herkommen, wenn nicht aus Überstunden, Lohnstagnation und Zahlungsverweigerung der Krankenkassen aus hahnebüchenen Gründen. Jeder freut sich über ersparnisse ... aber Einsparungen sind eben nur auf einer begrenzten Anzahl von Wegen möglich. Man kann die Qualität der Leistung verringern, die Leistung mit weniger Personal erbringen, oder das vorhandene Personal schlechter bezahlen ... und wenn das nicht reicht, dann sucht man eben (per Ausschreibung) bei jedem Pups nach dem billigsten Anbieter, und zwingt seine Zulieferer damit in den gleichen Zirkus.
Alles Dinge, die man im Gesundheitssystem nicht dringend will ... tut uns leid, die AOK zahlt leider nur die halbe Herztransplantation ... den rest müssen sie schon selbst schaffen ... dafür kostet die halbe Operation jetzt nur noch knapp 3/4.
Effektiver erscheinen die privatisierten Unternehmen nur, wenn man alles ausser acht lässt ... von der Bilanz abgesehen, denn NUR die zählt ... für Dich als Kunden offensichtlich genauso, denn genau an dieser Stelle entstehen auch die Preise, und wenn du die niedriger haben willst, dann muss im Gesundheitssystem eben an Schrauben gedreht werden, an denen man vielleicht lieber doch nicht drehen sollte.
Das ist bei Staatsunternehmen nichts anderes ... auch die können nur dann günstigere Preise bieten, wenn sie schlechter bezahlen ... Pflegekräfte, Zulieferer, Reinigungspersonal.
Das ist nicht eine Errungenschaft der Privatisierung, sondern eine Folge des ganz persönlichen Sparzwangs ... das gleiche hätte auch mit Staatsbetrieben passieren können, ist es aber nicht.
Warum wohl? Lass mich raten, weil die Staatsbetriebe zu unflexibel waren (ihre Mtarbeter bis aufs Blut auszubeuten, um Dir günstige Preise bieten zu können).
Das problem bei privaten Unternehmen, ist der Zwang, nur auf die quantisierbaren Aspekte des Unternehmens zu schauen ... im Gesundheitswesen, dem Bildungswesen oder bei vielen sozialen Dienstleistungen ist die Leistung selbst aber eben nur sehr schwer quantisierbar. Was ist ein funktionierendes Bein wert? Was ist die Anstrengung wert, die Erzieher und Lehrer unternehmen, damit ein Kind Lesen und Schreiben lernt oder Rechnen oder die von der Gesellschaft erwarteten Umgangsformen?
In der Bilanz taucht all das nicht auf ... denn in Zahlen kann man das nunmal schwer ausdrücken.
Wie effizient ist ein Krankenhaus, in dem eigentlich gesunde Menschen an resistenten Keimen verrecken? Wie effizient ist eine Schule, die haufenweise asoziale ausspuckt, die keinen tolleren Spaß kennen, als "Opfer zu tätern".
Ganz klar, das ist tödlich effizient ... halt nur im Bezug auf die Kosten, die das ganze verursacht.
Die Frage ist nur, ob diese Systeme dann noch das Leisten, wofür sie ursprünlich etabliert wurden.
Die Funktion des Gesundheits- und Schulwesens ist es gerade nicht gewesen auch dann noch "kostendeckend" zu arbeiten, wenn jede Einsparung im nächsten Bilanzjahr zu NOCH weniger Budget führt, auf leerstände sofort mit Kündigungen reagiert werden muss, oder man eben immer die billigste Bandage am Markt einkaufen muss.
Nirgends steht geschrieben, dass die von diesen Systemen geforderten Leistungen in annehmbarer Qualität auch unter der Vorraussetzung der absoluten Wirtschaftlichkeit gewährleistet werden können.
Meiner Meinung nach gefährdet die von der Privatwirtschaft geforderte Flexibilität und Kosteneffizienz die Leistungsfähigkeit dieser Systeme ... weit mehr, als Schmarotzer das je könnten.
An den Ausschreibungen siehst du übrigens eine Stilblüte des freien Marktes ... eventuell könnten sogar Großprojekte in Deutschland erfolgreich durchgeführt werden, wenn man nicht immer "negativ-versteigern" würde (der billigste kriegt den Zuschlag). Es gibt nur wenige Unternehmen, die sich erlauben können, bei solchen Ausschreibungen tatsächliche Planungen zu Grunde zulegen ... denn was die Plauzngen eigentlich kosten, dass sieht man immer wieder, wenn die Projekte dann am Ende doch 1, 2 oder 30 Mrd Euro mehr kosten.
Klar war das bei der Ausschreibung auch schon, aber den Bauherren interessiert halt primär billig, vor allem wenn er dem Volk ein Denkmal präsentieren möchte ... man will ja nicht sofort S21-ähnliche Proteste.
Also verspricht man einen Bau für 12Mio. von dem man eigentlich sicher ist, dass er nicht weniger als 18Mio. kosten wird. Nicht, weil man dieses Kunsstück für machbar hält, sondern NUR weil man erstmal den Zuschlag haben will ... und für realistische Schätzungen bekommt man den dann eben doch nicht.
Und das kann nichts anderes sein, als Kritik am System selbst ... denn wohldefinierte Gruppe einzelner Schuldiger gibt es da nicht. Dazu fehlt hier das "Reiz--Reaktionsschema" ... das ist Ursache und Wirkung in einem.
Wer immer nur billig will, steht irgendwann eben vor dem Zwang, selbst billiger werden zu müssen. Eine der fiesesten Eigenschaften von Kreisläufen ... alles kommt irgendwann wieder bei dir an.