Kausu schrieb:
Btw ich habe tatsächlich relativ hohe Ansprüche an Organisationen, die ander belehren oder verbessern wollen. Einmal gelogen und die sind für mich gestorben und dies bei weitem nicht die einzige Ente von denen oder anderen NGOs.
Dann solltest du eventuell die gleichen Ansprüche an Politik und Wirtschaft stellen ... ach schei ... da gehören Lügen ja zum guten Ton.
Meiner Meinunng nach geht es bei Brent Spar auch nicht darum, wer da wie schlimm, offensichtlich, dumm, geltungsgeil gelogen hat. Es geht darum zu kapieren, welche Macht die Masse der Kosnumenten tatsächlich hat, wenn sie sich auch mal GEGEN ein Unternehmen entscheidet.
Siehe USA und Sammelklage gegen VW ... es wird das Unternehmen nicht groß kratzen (denn der deutsche Staat wird wohl wiedermal einspringen) ... aber ohne Schäubles und Merkels "SIcherheitsgurt" sähe das vielleicht etwas anders aus.
DAS ist die Marktmacht des Konsumenten ... sie besteht NICHT darin, das beste, tollste, schönste, billigste, teuerste, oder sostwie coole Produkt kaufen zu können ... es geht darum, dass der Kunde auf die revolutionäre Idee kommen könnte, einfach mal NICHT zu kaufen ... jedenfalls nicht bei DIR, der du nichtmal aufpassen kannst, dass die Schweinereien deines Unternehens unterm Radar bleiben.
Was würde es letztlich für die Unternehmen bedeuten, wenn die Konsumenten auf ihre Produkte liebend gerne verzichten, nur weil der Konzern nicht ganz konform geht, mit den Überzeugungen der Kunden?
Genau ... momentan wäre die Reaktion "mehr Geld ins Marketing" ... aber was ist, wenn dass auch nicht klappt, weil zu jeder Werbekampagne gleich Videos auftauchen, in denen die Werbeversprechen widerlegt werden, oder gezeigt wird, unter welchen Bedingungen das iPhone26,5 tatsächlich produziert wird (in denen also all das gezeigt wird, was die Marketingabteilung lieber verschwegt).
Darum geht es bei Brent Spar ... nicht darum, dass NGO's nicht lügen ... einzig und allein um die Macht der Märkte, die sich in diesem Fall gegen Shell gestellt hat.
Normalerweise sind andere Unternehmen für so etwas verantwortlich (Schmutzwäsche waschen und größere Marktanteile ergattern), und wenn es mal eine NGO macht, dann ist das gleich schlimm ... unsere Wirtschaft arbeitet seit weit über 100 Jahren ganz genau so.
Beim Lügen ist eher das Problem, dass Menschen einer "glaubwürdigen Lüge" eher glauben, als einer "unglaubwürdigen Wahrheit" (in Anführungsstrichen wegen Subjektivität von "glaubwürdig" ...).
Für Shell ist Brent Spar ein Warnsignal im Bezug auf das Unternehmensimage ... denn DASS die Greenpeace-Lüge überhaupt gezogen hat, sagt einiges über das Bild, was man schon vorher von Shell hatte (und von Greenpeace - sonst wäre es ja nicht so schockig).
@Demografischer Wandel:
Ich will ihn nicht negieren, aber auf ein paar kleinigkeiten Hinweisen.
Wir haben in den letzten 30-40 Jahren erlebt, wie sich eine "Pyramide" langsam auf den Kopf gedreht hat.
Was hat es mit der Pyramide auf sich gehabt?
Die Spitze dieser Pyramide bildete in den 50ern und 60ern die Alterskohorten 1890 - 1900 ... wie viele 60 - 80 jährige sind wohl nach 2 Weltkriegen (die Deutschland verloren hat) noch übrig gewesen?
Gleichzetig gab es die "Babyboomer", die für eine breite Basis gesorgt haben sowie eine eher "bescheidene" Gesundheitsversorgung (im Vergleich zu heute).
Das sind die Zutaten der Pyramide, die uns in Argumentationen um den demografischen Wandel immer als "idealer Naturzustand" verkauft wird. Aber "natürlich" ist an diesem Zustand nun wirklich garnichts.
Der "Pillenknick" hat schon für die ersten Einbrüche beim Nachwuchs gesorgt, und knapp 40-50 Jahre danach haben wir nun eine Situation, in der Viele nach dem Modell DINK leben (double income, no kids), oder selten mehr als 2 Kinder in einer Familie zu finden sind (Bevölkerungswachstum bei 2 Kindern pro Familie ist maximal 0).
Es ist also vielmehr "normal", dass sich die Pyramide umgedreht hat ... wenige alte (wegen Opfern in 2 Kriegen), Babyboom, Pille, AIDS (hatte ebenfalls negative Folgen fürs Bevölkerungswachstum) ... und die Doppelbeschäftigung als Standard -> Keine Zeit für die Blagen. Und die Babyboomer wollen halt jetzt auch so langsam in Rente.
Gleichzeitig wird in den Prognosen oft mit einer Lebenserwartung von weit über 100 Jahren gerechnet ... was die Situation natürlich auch verstärkt ... statistisch betrachtet handelt es sich bei diesen Prognosen um "Joker" ... denn es sind immer mehrere Prognosen möglich ... für die Demografiedebatte wird aber immer nur die mit abstand "positivste" gewählt ... alle jetzt noch lebenden werden 120 Jahre erreichen und im gleichen Zeitraum wird nur noch aus jeder 15. Partnerschaft ein Kind hervorgehen.
Absolute Obergrenze bei der Lebenserwartung gibt in Kombination mit der absoluten Untergrenze bei den Geburten dann genau das Szenario, mit dem man dem Volk Angst machen kann. Dabei sind schon 100 Jahre Lebenserwartung bei 1/5 Fertilität krass genug - aber das gibt halt noch nicht diesen tollen umgedrehten Weihnachtsbaum in der Grafik.
Das Problem bei Prognosen ist aber ganz allgemein, dass ihr Eintreten nur "wahrscheinlich" ist ... und je weiter die Prognose in die Zukunft reicht, desto geringer wird diese Eintrittswahrscheinlichkeit.
Die Prognosen aus der Demografiedebatte beziehen sich oft auf Zeitpunkte jenseits von 2050 ... da ist von der Wahrscheinlichkeit nicht mehr viel übrig. Drüber gesprochen wird aber meist, als wären das "bewiesene Fakten" ... dabei trifft "worst case scenario" eigentlich viel besser, denn DAS ist es letztlich.
Ich will damit nicht den demografischen Wandel negieren, sondern nur darauf hinweisen, dass auch in dieser Debatte Interessen verfolgt werden, die diese Entwicklung dramatischer darstellen, als es eigentlich sauber machbar ist (z.B. Krankenkassen oder Rentenversicherer, bei denen das als Argument für Leistungskürzungen und Beitragserhöhungen genutzt wird).
Auf das Ding mit den Wahrscheinlichkeiten wird dabei nur extrem selten hingewiesen (und wenn man es tut, wird einem gleich mal vorgeworfen, man würde wissenschaftliche Fakten ignorieren) ... aber im Grunde sind die Prognosen, welche den Schreckensmeldungen zu Grunde liegen, auch nicht viel besser, als eine Wettervorhersage für den 13. April 2020 (und die ist auch kein wissenschaftlicher Fakt).
Das aus den gleichen Studien auch Prognosen gezogen werden können, die den Wandel als weniger gefährlich dastehen lassen ... auch das wird meist verschwiegen ... argumentiert wird mit der größten möglichen Zahl (bewusst OHNE Verweis auf die Originalquelle, da stehen nämlich alle Prognosen drin).
Auch mit den tatsächlich gutmütigsten Schätzungen ist der Wandel noch evident ... aber reicht das für die Rechtfertigung höherer Beiträge bei geringerer Leistung aus?
Lieber gleich richtig auf die Kagge hauen, dann kaufen einem die Versicherten das auch leichter ab
Eine echte Pyramide ist "normal" für Gesellschaften, in denen der eigene Nachwuchs die einzige Altersvorsorge darstellt und in der die Menschen sterben wie die Fliegen. In diesen Gesellschaften wird 24/7 für eine "breite Basis" gesorgt.
20 Kinder zeugen, damit am ende 5 übrig bleiben, die einen im "Alter" (40+ ) versorgen können ... da hat hier keiner Bock drauf und unsere "moderne" Familienstruktur (maximal 2 Generationen unter einem Dach und die Verwandschaft über die ganze Republik verteilt) macht das eigentlich auch unmöglich.