KTelwood schrieb:
Integration bedeutet für mich : Sprache lernen und lesen. Nur so kann man auch wichtige Nuancen aufschnappen.
Da sind wir uns ziemlich einig ... das Problem ist mMn aber (wie immer bei Sätzen mit "lernen" drin) die Motivation. Der Lernende muss für sich selbst eine sinnvolle Erklärung finden, WARUM er genau DAS nun gerade lernen muss (und deine oder meine Meinung spielen dabei eigentlich keine wirklich bedeutsame Rolle).
Ich hatte damit noch im Studium an einzelnen Stellen so meine Problem. Denn ich habe nicht so recht kapiert, was man denn nun mit Kurvendiskussionen, Integralrechnung oder Gruppentheorie in der Grundschule anfangen können soll.
Dementsprechend habe ich mich mit diesen Inhalten auch nicht so intensiv beschäftigt, wie mit Zahlentheorie, Geometrie und vor allem mit der Anbindung der Inhate des Matheunterrichts an die Erlebniswelt der Kinder.
Was die Bildung betrifft, ich halte viel von einer Quote. Maximal 35% einer Klasse sollten aus Kindern bestehen deren Eltern zuhause wenig bis kein Deutsch sprechen oder selber Mangelnde Sprachkenntnisse haben. Ab 40% kippt die Leistung der ganzen Klasse massiv. Das liegt daran, dass im Unterricht immernoch 1 Lehrer redet und von 20-30 Kindern verstanden werden will. Wenn das nicht der Fall ist...dann funktioniert das nicht.
Ich war an einer Schule, mit solch einer Quote ... allerdings ging die eher in die andere Richtung, denn 50% der Plätze MUSSTEN an Kinder von NICHT-Akademikern vergeben werden. Das Ding steht halt direkt neben der Universität, und so hat man sich berechtigte Sorgen darum gemacht, wie man an dieser "Versuchsschule" einen repräsentativen Schülerschnitt bekommt. 50% Akademiker ist zwar viel zu viel (die Quote liegt in der Grundgesamtheit lang nicht so hoch), aber mehr als 50% "Malocherinder" war einfach etwas utopisch, da die ihre Kids zu der Zeit eh nicht gerne auf eine Gesamtschule geschickt haben (sondern auf die Real- oder Hauptschule ... wenn die Leistungen reichten, eventuell auch ein Gymnasium).
Das Konzept einer Gesamtschule war in den ausgehenden 70ern eben noch sehr kompliziert zu verstehen ... aber, dass es das in der DDR gab, das wusste jeder.
Den SPD-Ansatz mit "noch mehr Sozialarbeitern" und "mehr Fördern" halte ich für Bullshit.
Das ist nicht Ansatzweise von der SPD
Die Forderung nach "mehr" ist ein ganz alter Hut in der Pädagogik. Die Herleitung ist denkbar einfach.
Jeder Lehrer weiß, das "Erklären" eigentlich die besten Erfolgschancen hat, wenn man sich dabei voll auf den konzetrieren kann, dem man etwas begreiflich machen möchte.
Das "pädagogische Optimum" wäre also eigentlich Einzelunterricht.
DAS wiederum kann sich aber kein Staat Leisten.
Da das Schulsystem jedoch vom Staat getragen wird, muss man Abstriche vom pädagogischen Optimum machen.
Vom wirtschaftlichen Standpunkt her ware es wohl am tollsten, wenn 1 Lehrer alle Kinder der Welt unterrichten könnte ... ein Ding der Unmöglichkeit, denn schon Versuche (über Jahrzehnte) mit Gruppen bis zu 120 Schülern haben gezeigt, dass das Lernen unter diesen Bedingungen nicht gut klappt.
Das ist dann wie aufm Bazar ... es wird gehandelt.
Die einen Fordern weniger Ausgaben im Bildungssystem und Dauer-Evaluation der Maßnahmen, KVP in der Schule ... find ich erstmal gut, später mehr dazu) und allgemein die ständige Suche nach "Einsparpotenzialen" (ökonomische Optimierung).
Die Anderen fordern mehr Personal (auch weil Evaluationen Zeit beanspruchen ... es lohnt sich trotzdem WENN es gut gemacht wird), Sozialarbeiter, Freiraum für Förderprogramme usw. um damit den "Betreuungsschlüssel" zu erhöhen, und Folglich mehr Zeiteinheit pro Kind aufwenden zu können, um dem irgendwas zu erklären (pädagogische Optimierung).
Es ist klar dass dabei nur ein System herauskommen kann, in dem das Lernen zu wünschen übrig lässt (rein qualitativ) und das Schulsystem allgemein als "zu teuer" gilt.
Bis vor etwa 2 Jahrzehnten hatten die Pädagogen die Oberhand (68er und folgende), wobei das Bildungssystem eigentlich ziemlich ineffizient gehandhabt wurde (vom ökonomischen Standpunkt aus).
Heute haben eher die Ökonomen die Oberhand (Diplom-Betriebswirte entwerfen staatlich beauftragte Evaluationsmaterialien für z.B. soziale Kompetenzen), und die Folge ist (wie könnte es anders sein?), dass die Schule zwar etwas besser haushaltet, pädagogisch betrachtet aber immer mehr im Argen liegt (eben soziale Kompetenzen oder auch simples Fach- und Allgemeinwissen).
Mit einem Gleichgewicht in diesem Spiel sind leider ALLE Beteiligten maximal unbefriedigt. Und da es diesen Zwiespalt auch in der Wirtschaft und vor allem in der Bevölkerung gibt, können diese Strömungen auch der Politik nicht ganz egal sein. Möchte man (das Volk, Pack, Wahlvieh oder die Lobbyisten-Bezahler) nun ein Bildungssystem, was wenig kostet, oder eines in dem die Kinder gut lernen? Am liebsten natürlich beides ... aber aus oben genannten gründen ist das schwer machbar, denn lernen kostet nunmal Zeit, und Zeit kostet Geld.
Es geht ganz von allein, wenn Karl-Theodor nicht mehr als "Waldschlöschen Gymnasium" darf, sondern zur "Gesamtschule am Klärwerk".
Das sehe ich genauso, aber die Eltern von Karl-Theodor wirst du leider zwingen müssen ... zumindest solange es irgendwo noch ein "bessere" Schule gibt.
Die sozialen Unterschiede sind uns Deutschen lieb und teuer.