MasterXTC schrieb:
Mir ist rein nichts bekannt für was der Konservatismus überhaupt gut sein soll. Er steht für Stillstand und eine rückwärts gerichtetes Weltbild. Aber klar, es gibt in allem einen Gegenpol und auch wenn es für einen fortschrittlichen Menschen nur schwer verständlich ist warum man "Konservativ" sein kann, muss man sich wohl damit abfinden das Irrationalität wie der Konservatismus auch eine starke Kraft ist. Die Erfolge die diese Irrlehre zu Zeit überall feiert zeigt es leider nur zu gut.
Ich muss dir widersprechen ... Konservativismus ist mitnichten irrational ... er ist sogar sehr rational. Wer nichts ändert, der braucht sich nachher auch nicht anhören, dass durch IHN alles noch schlimmer geworden ist ... höchstens, dass er nichts gegen Missstände unternommen hat.
Vor dem Basis-Code unseres politischen Systrems ist der Konservatismus also sogar eine kluge Position ... denn du wirst wenigstens nicht NICHT wiedergewählt, weil du irgendwas versucht hast.
Die Konservativen versprechen vor allem eines: Stabilität (ein Versprechen, welches Anfang der 1930er nur durch de Unterstützung Hitlers (oder anderer politischer Extreme) einzulösen war ... ging aber dann fett nach hinten los ... vielleicht wäre die KPD damals sogar die bessere Wahl gewesen.
Kräfte die etwas ändern wollen stehen hingegen erstmal nur für eine ungewisse Zukunft ... es ist eben nicht klar, ob das Leben des Einzelnen tatsächlich in irgend einer Weise durch politische Veränderungen besser wird.
Mit den Konserativen hast du zumindest die Gewissheit, dass die zumindest keine "Verschlimmbesserungen" verabschieden ... denn die wollen am liebsten alles beim Alten belassen.
"Never change a running system" ... das ist Konservativismus in Reinstform, denn da steckt ja nicht drin, WIE das System läuft, sondern nur DASS es läuft. Ob es durch eine Änderung besser läuft, interessiert genau so lange nicht, wie es ein Risiko gibt, dass es danach schlechter laufen könnte (oder garnicht mehr läuft).
Gleichzeitig hat auch nicht jeder Mensch ein echtes Interesse an sozialer Gerechtigkeit ... die Ungleichheiten sind für viel zu viele zu profitabel (auch für den Kleinanleger mit H&K-Aktien).
Alles toll, so wie es ist?
Veränderung darf man nur von Menschen erwarten, die diese Frage ganz klar mit "Nein" beantworten.
in dieser Gruppe gibts dann Rechte und Linke ... Konservative eher weniger (mal abgesehen von denen, die irgendwo schon geblickt haben, dass es so nun doch nicht ewig weitergehen wird).
Ich neige mehr zu den linken Ansichten ... ich kann aber sehr gut verstehen, wenn Leute eher nach rechts blicken. Das ist eben ein anderes Dogma ... aber letztlich steckt dahinter auch nur der Wunsch nach einem guten Leben. Man erwartet sich das nur in einer etwas anderen Weise (eben ohne Miltikulti).
Letzten Endes sind beides ideologisch motivierte Positionen ... es haben sogar schon beide Seiten bewiesen, dass sie mit Macht nicht umgehen können. Rechts das 3. Reich, Spanien, Italien ... und Links der gescheiterte Ostblock-Kommunismus, oder eine spanische Republik, die einem Militärputsch nicht effektiv begegnen konnte (meiner Meinung nach das einzige echte Scheitern eines linken Staates ... obwohl man bei Anarchisten nicht wirklich von einem Staat reden kann).
Jeder "Alleingang" einer Seite wird das Problem nicht zufriedenstellend lösen ... denn Ideologie schießt eigentlich IMMER übers Ziel hinaus. Links macht man sich vor lauter Mitbestimmung Entscheidungsunfähig, und Rechts heißt es eben "friss oder/und stirb" (Führerprinzip Ahoi ... mit der Weidel wird gerade der rechte Rand unzufrieden sein ... gut so).
Und von der "goldenen" Mitte darf man ganz allgemein nicht mehr erwarten, als die Verwaltung des Stillstandes.
Im Grunde ist es schon garnicht schlecht eingerichtet. In der Mitte ein dicker fetter fauler Block, der eigentlich nichts verändern möchte ... Linke und Rechte daneben, die den Platz in der Mitte durch ständige Querelen unbequem machen ... und dadurch dazu beitragen (beide), dass sich doch ab und zu mal was verändert.
Nur das Regulativ durch die Wirtschaft ist im politischen System unangebracht, nicht weil Politik die Wirtschaft ignorieren sollte, sondern weil die Wirtschaft schon von der Grundeinstellung her den Hals nicht voll kriegt.
Unyu schrieb:
Ich reite auf den Kriminellen rum, weil es die sind, die trotz Ausreisegründen nicht ausreisen.
über 20.000 haben das 2016 dennoch getan (unfreiwillig) ... es sind also nicht ALLE. Aber einer ist eben auch einer zuviel.
Das sehe ich bei Bachmann übrigens genauso ... jeder Brandredner ist einer zu viel.
Vielleicht sollten wir uns dem Kern nähern, dem Begriff Flucht und Einwanderung. 2 völlig verschiedene Dinge, die aber die Medien komplett durcheinander bringen. Kein Wunder, wenn auch die Bevölkerung alles als Gleich abstempelt.
Mir ist dieser Unterschied bekannt, dir vielleicht auch. Aber was soll diese Differenzierung bringen, wenn sie drei Seiten später schon wieder episch ignoriert wird, weils gerade besser passt.
Ich beuge dem Test mal vor:
Einwanderer sind Menschen, die in ein Land einreisen und dabei die Absicht verfolgen, dauerhaft zu bleiben und die Staatsbürgerschaft dieses Landes anzunehmen (hier ist die Freiwilligkeit maßgeblich).
Flüchtlinge sind Menschen, die aufgrund nicht selbstverschuldeter Umstände ihre Heimat verlassen mussten. Hier kann im allgemeinen davon ausgegangen werden, dass die nicht freiwillig geschah und eine Rückkehr in die Heimat geplant ist.
Die Trecks aus Ostpreußen 1945 bestanden aus Flüchtlingen (Vertriebene), die Spätaussiedler ohne Deutschkenntnisse (aber mit teilweise jahrhunderte zurückliegenden "deutschen" Wurzeln) waren Einwanderer.
Richtig, verglichen mit der Million (Oder warens mehr? Weiss ja Keiner.) ist das nichts. Das Argument hast du eh falsch begonnen, die Frage ist nicht wie viele ausgereist sind, sondern wie Viele Ausreisepflichtige nicht ausgereist sind.
Ich fasse zusammen: 20.000 Ausgewiesene sind dir also so lange nicht genug, wie noch ein einziger krimineller bleiben kann?
Ich verstehe den Standpunkt schon, aber in einem Rechtsstaat gibt es eben für alles gewisse Abläufe, die eingehalten werden müssen, damit sich nachher niemand beschweren kann. Es mag sein, dass für Dich, Dirk Bachmann, die Bild, Welt oder den Spiegel ganz klar ist, dass der Verdächtige eines Verbrechens überführt wurde ... das Gericht darf das dennoch anders sehen.
Ob nun 20 oder 2Mio ausgewiesen werden ... jährlich oder täglich ... das ist egal, denn es WIRD immer jemanden geben, der durch die Maschen schlüpft.
Die Alternative ist ein totaler Überwachungsstaat, der jeden einzelnen rund um die Uhr bespitzelt und bespitzeln lässt (einige dürften das aus der DDR kennen).
Jedenfalls wurde über den Vorfall der beispielhaften 3 offiziell in den Medien berichtet.
Im aktuellen politischen Klima ist auch nicht schwer zu erraten, warum die 3 in einem Flugzeug erwähnt wurden, während die 3 zeitgleich fliegenden vollbesetzten Flieger keine Erwähnung finden.
Falls es dir nicht gleich aufffällt ... das Zauberwort heißt "Quote".
Die Bilder aus Vollbesetzten Maschinen hätten es bei vielen wohl nichtmal ins Langzeitgedächtnis geschafft. Dinge die "normal" oder "gut" laufen, reißen nunmal niemanden aus seiner Lethargie.
Es besteht kein Grund zum Jubeln, das man Osteuropäer einstellt, um den Lohn nach unten zu drücken. Nur was hat das mit Nordafrikanern zu tun? Das Lohndumping ist zweifelsfrei einer der wichtigen Elemente dieser aktuellen Politik.
Du sagst es selbst, Lohndumping funktioniert nur mit "noch" billigeren Arbeitskräften ... der Pole ist unter Umständen teurer, als der Tunesier bei gleicher Qualifikation ... Da ist die Antwort auf die Frage, was Lohndumping mit Nordafrikanern zu tun hat.
Allerdings wird das Lohndumping "nach" den Nordafrikanern nicht aufhören. Auch wenn man die Nordafrikaner ALLE rausschmeißt, und niemanden mehr nach Deutschland rein lässt, wird das Lohndumping weitergehen ... dann halt mit Deutschen.
Muss wohl leider echt so weit kommen, bis mal eine ernsthafte deutsche Partei (rechts der Linken) was gegen Lohndumping unternehmen will, denn solange das die Deutschen nicht knallhart trifft, generiert man mit sowas auch keine Mehrheiten (und die Möglichkeit, Mehrheiten zu generieren, ist eigentlich das einzige, was deutsche Politiker in Wallung bringt).
Noch profitiert die Mehrheit der Deutschen vom Lohndumping (billige Preise, hohe Gewinne und Renditen, billige Kredite u.v.m.).
Ich sehe politische Extreme an der Macht eher kritisch, aber als Kräfte im politischen System sind sie unverzichtbar ... denn da würde sich mMn sonst nix bewegen (abgesehen von der ganz normalen Korruption und den üblichen Geschenken für die Korrumpierer).
Daher lehne ich Parteiverbote auch strikt ab, solange die ihre verfassungs- und demokratiefeindliche Gesinnung nicht mit Handlungen untermauern (z.B. Flüchtlingheime oder gegnerische Parteibüros abfackeln). Der Zusammenhang zwischen dem Ereignis und der Partei muss dabei widerspruchslos beweisbar sein ... ALLE Zweifel sind auszuräumen - ansonsten gilt "in dubio pro reo" ( "im Zweifel FÜR den Angeklagten" ).
Ein alter Rechtsgrundsatz, der in der Debatte um kriminelle Nordafrikaner auch gerne mal vergessen wird. Ist wirklich zweifelsfrei ERWIESEN (im EINZELFALL), dass der betreffende des Verbrechens schuldig ist ... oder, dass er im Falle eines Schuldspruchs auch tatsächlich nach Tunesien auszuweisen ist?
Für alles brauchst du dabei amtliche Belege, die im deutschen Rechtssystem auch anerkannt werden ... teilweise ist das glaube ich etwas komplizierter, als man sich das so vorstellt.
Ich wollte eigentlich zu Beginn genau darauf hinaus, dass eben nicht einfach nur "Kriminelle" NICHT sofort abgeschoben werden, sondern, dass das in JEDEM einzelnen Fall seine individuelle Begründung hat ... den Rechtsstaat und seine Institutionen ... und auch die Schlupflöcher, die diese dank mangelnder Totalüberwachung (noch) bieten. Eine Pauschalverurteilung ganzer Bevölkerungsgruppen lehne ich jedoch STRIKT ab ... selbst wenn diese Gruppe laut irgendeiner Zeitung zu 50% aus Mördern und Vergewaltigern bestehen könnte.
Ich fände es "nicht so klug" - um es vorsichtig auszudrücken - die Freiheit ALLER zu opfern, nur um diese Schlupflöcher im Rechtssystem zu schließen.
Hast DU etwa Bock auf Big Brother?