bartio schrieb:
Selbst dir müsste aufgefallen sein, dass Deutschland mit seiner Haltung der offenen Grenzen und des "Kommt alle her" in Europa und der Welt alleine darsteht. Neben Österreich (die alle nach Deutschland durchschleußen), haben nun alle anderen Nationen Grenzkontrollen.
Zum ersten ist die Behauptung "Kommt alle her" nie Maßstab eigenen Handelns für die Bundesregierung gewesen. Das ist ausschließlich auf dem Mist von Pegida und Konsorten gewachsen, die im Zuge ihrer Hetzkampagne natürlich plakative Aussagen brauchen um ihren Mitläufern eine schmissige Argumentationsgrundlage zu liefern.
Zweitens sollten wir uns nicht daran orientieren, was andere Länder in dieser oder ähnlicher Fragen schlechter machen als wir. Das legt die Messlatte nur tiefer und ist im Grunde nur blinder Aktionismus.
bartio schrieb:
Nun sollte man sich ernsthaft Fragen, wer der eignetliche Geisterfahrer ist. Die Nation die ganz alleine gegen die Vernunft sein eigenes Land mit Millionen Einwanderern überfordert oder die anderen EU-Staaten, die ihre Grenzen dicht gemacht haben, um die eigene Bevölkerung und sich selbst "zu schützen"?
Welche Millionen bitte? Und andere Regierungen, vornehmlich diese unserer osteuropäischen Nachbarn schützen ihr Volk noch vor ganz anderen Dingen. Einer freien und unabhängigen Presse, der Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben oder der grassierenden Sinti/Roma "Plage". Wenn es also bedeutet in der Flüchtlingsfrage gegen den Strom zu schwimmen, dann ist es mir tatsächlich lieber Spinner genannt zu werden als meinen moralischen Kompass zu verlieren.
Auch Schweden, das in Europa mit Abstand die meisten Flüchtlinge (gesehen auf die Bevölkerungszahl) aufgenommen hat, führte zuletzt wieder Grenzkontrollen ein. Das wird aber das Problem weder für Schweden, noch Deutschland noch Europa lösen. Es drängt die Flüchtlinge nur wieder auf Seite 2 der Tageszeitungen, dort wo die Meldungen von gesunken Flüchtlingsbooten im Mittelmeer auftauchen bzw. die von überfüllten Flüchtlingslagern der Länder an der EU Peripherie. Klar, das hilft dem Pegidaist (gerade selbst erfunden), denn dann kann er sich wieder um die armen Obdachlosen und Bettler kümmern, deren Wohlbefinden ihm ja sehr am Herzen liegt. (Natürlich nicht erst, seit dem Flüchtlinge zu uns kommen.)
bartio schrieb:
Sind alles rechte Verblendete oder einfach nur realitische Bürger, die sich nicht - wie hier in DE - für die Probleme der Welt verantwortlich machen lassen wollen.
Die Antwort darauf würde mich gerne interessieren.
Wenn Deutschland ein Global Player sein möchte, müssen wir auch globale Verantwortung übernehmen und das mit Abstand reichste Land in Europa zerbricht nicht an einer Million Flüchtlinge. So hoch kann Europa die Grenzmauern gar nicht ziehen, als das wir nichts mehr von der menschlichen Tragödie im Nahen Osten mitbekommen könnten.
Das die USA quasi keine Flüchtlinge aufgenommen haben und sich Osteuropa mit Händen und Füßen dagegen wehrt ist meiner Meinung nach kein erstrebenswertes Handeln sondern eine moralische Bankrotterklärung. Ganz allgemein gesprochen, gibt Europa ein ordentliches Faustpfand aus der Hand, wenn es darum geht andere Staaten an Dinge wie allg. Menschenrechte zu erinnern, wenn wir uns mit ihnen auf eine Stufe stellen.
bartio schrieb:
Wenn du ausländische Medien liest, erkennt man wie das Ausland zum Großteil mit Unverständnis auf den deutschen Weg reagiert.
Ist das so? Da ich anderen Sprachen, als der Englischen nicht ausreichend bemächtigt bin, kann ich mich nur an die anglo-amerikanischen Zeitungen halten. Dort entdecke ich oft ein gewisses Erstaunen und je nach Autor Spuren von Scham ob der Angst vor der eigenen Courage.
bartio schrieb:
Frau Merkel plädiert jedoch immenroch auf eine gesamt europäische Lösung. Nur zu dumm, das alle anderen Länder da nicht mitmachen wollen. Würde sagen: Läuft bei ihr.
Da stelle ich mir die Frage, wie stur und uneinsichtig ein Mensch eigentlich sein kann.
Noch so ein Punkt. Sich jahrzehntelang aus den Fördertöpfen der EU gütlich tun und dann wenn es um Solidarität und das Eintreten für die europäischen Werte geht, zeigt die hässliche Fratze der Nationalstaaterei erneut ihr Antlitz.
Bei der Frage über Kontingente gilt es ein verdammt dickes Brett zu bohren, aber Deutschland wird seine Position sicher nicht verbessern in dem es Regierungen wie Ungarn nacheifert. Und wenn die Zustimmung nur über die finanziellen Daumenschrauben zu erlangen ist, dann bin ich mehr als dafür.
bartio schrieb:
Genauso ist es die von dir beschwörene Flüchtlingsromantik eine Verallgemeinerung.
Du nennst es also Romantik, wenn ein Mensch tatsächlich den Wunsch verspürt während der Nacht nicht von Fassbomben oder marodierenden Terroristen aus dem Schlaf gerissen zu werden?
bartio schrieb:
Natürlich sind auch viele hier, die wirklich fliehen. Das sind die mit Familien. Aber 19-25 jährige in Gruppe allein resiende Männer, mit Sicherheit nicht. Schließlich lassen sie ihre "schwachen" Frauen und Eltern daheim.
Der Weg aus Syrien nach Deutschland ist jetzt nicht gerade mit Dorothees
gelben Steinweg vergleichbar. Die Gefahr in den Wirren der Flucht Frau und Kind zu verlieren ist recht groß, ganz zu schweigen von anderen Dingen die Frauen passieren können. Ein Mann richtet da gegen drei vier andere wenig aus, wenn es zum äußersten kommt. Und ich darf erneut daran erinnern, dass damals beim Mauerbau ebenfalls junge, starke Männer im wehrfähigen Alter die zahlenmäßig größte Gruppe von (Republik)flüchtlingen darstellte und Frau und Kind zurückließen. Und da ging es im besten Fall um knapp 50 - 100m Luftlinie.
bartio schrieb:
Dazu kommt noch, das man sich wundern muss, wie sich diese Gruppe von Flüchtlinge hier aufführen. Trotz der strengen "Informationspoltiik", kommt immerwieder etwas heraus.
Nicht "diese Gruppe", sondern Teile dieser Gruppe. Deinem Argument folgend wäre Ostdeutschland ein Hort der Nazis. Ich habe im letzten halben Jahr mehr Meldungen von brennenden Flüchtlingsheimen gelesen als von gewalttätigen Flüchtlingen. Wobei sich deren Gewalt, wenn sie dokumentiert wird, meist gegen andere Flüchtlinge richtet, was wiederum mit dem Grad der Belegung der Unterkünfte korreliert. Wenn ich Buddha mit 80 Wildfremden in ein Großraumzelt ohne viel Privatsphäre stecke, wird selbst er vermutlich sehr schnell, sehr reizbar sein. Umso eher, wenn er den lieben langen Tag nur herum sitzt und Däumchen dreht.
bartio schrieb:
Wie zB. die Sache am Kölner HBF.
Hunderte von Flüchtlingen haben dort Mädchen sexuell belästigt und andere Bürger wurden gar ausgeraubt. Toll, willkommen in Dtschl 2016.
Der Hit: Laut Meldung waren viele Täter schon der Polizei bekannt!!! Ganz toll.....Aber Sie waren womöglich doch nur "traumatisiert" und haben deshalb diese Straftaten begangen.
An dem Vorfall gibt es nichts zu beschönigen, die Zustände müssen für die Betroffenen wirklich erschütternd gewesen sein. Was du aber aus den bisherigen Informationen zu dem Vorfall alles heraus liest ist überwiegend eine große Märchenstunde, vor allem im Bezug auf die Flüchtlinge, die seit Monaten zu uns kommen. Die Menschen, welche die Frauen begrapscht und ausgeraubt haben sind Verbrecher, keine Flüchtlinge. Dass beide Begriffe für dich Synonym stehen ist jedoch beschämend.
bartio schrieb:
Das ist schlicht falsch. Dir ist wohl entgangen, das hunderttausende ohne eine Registrierung hier im Land unterwegs sind, Lauf Meldung der Gewerkscahft der Polizei vom Herbst, wird geschätzt das ca. 70%-80% nicht polizeilich registriert und überprüft wurden.
Vorallem da es im Sommer/Herbst einfach zu viel waren, um ein geordnetets Verfahren anzuwenden. Ein Grund warum die Einzelfallprüfung für Syrerer ausgesetzt wurde. Wer also hier ist, weiß kein Mensch.
Dass unsere Polizei aber weder Geld, noch Personal noch aktuelle Technik besitzt um die Menschen auf erkennungsdienstliche Weise zu registrieren, kann der gemeine Syrer bei der Reise nach Deutschland jedoch nicht wissen. Hier rächt sich, dass seit Jahren an der Polizei gespart wurde.
Ich frage mich jetzt aber schon wo die hunderttausenden unregistrierten Flüchtlinge alle sind, kampieren die in unseren Wäldern und Kleingärtneranlagen? Schlafen die in Lauben und unter Brücken? Die bekommen weder Essen noch Unterkunft. Wenn du mich fragst, sind die meisten schon längst in den Erstaufnahmestellen bzw. weitergereist.
bartio schrieb:
Da stimmen wir doch überein. Selbst nach Moanten hat es diese politische "Führung" (bewusst in ") nicht geschafft ein Migrationsgesetz in die Wege zu leiten.
Auch wird immernoch fälscherlicherweise Asyl und Migration durcheinander gewürfelt. Dabei sind es fundamentale Unterschiede die gravierende Auswirkungen haben.
Wir reden hier nicht von Monaten, sondern Jahrzehnten. Was mit Masse an den Teilen der Bevölkerung liegt und nicht etwa der politischen Führung. Denn wer dogmatisch an der Feststellung festhält, Deutschland sei kein Einwanderungsland, dem kann man auch nicht den Sinn eines Migrationsgesetzes nahebringen. Ein wie auch immer geartetes Gesetz auf den Weg zu bringen, hätte doch bedeutet, dem dt. Michel erklären zu müssen, dass wir durchaus Einwanderungsland sind. Ein Gedanke, den ein überwiegender Teil der deutschen Bevölkerung gemieden hat, wie der Teufel das Weihwasser. Grüne, Linke, Teile SPD haben die Forderung nach einem solchen Gesetz aber schon seit Jahrzehnten formuliert.
bartio schrieb:
Ich bashe die Parteien nicht wegen ihrer vermeintlichen Meinungen. Politik ist zum Großteil nur streicheln der eigenen Clientel.
Deshalb werden Grüne und Linke immer für Flüchtlinge und Asyl sein, egal was passiert.
Und bei Pegida, AfD und Konsorten ist das etwa anders?
bartio schrieb:
Warum das so ist? Denke das hier der linke Flügel der Politik sich da schwer tut, da ein faires Migrationsgesetzt à la Kanada für diese Personen zu "inhuman oder rechts" wäre.
In Kanada gibt es jedoch den gesamtgesellschaftlichen Konsens, dass Einwanderung für das Land notwendig und nützlich ist. Eine Feststellung zu der sich Deutschland als Ganzes wohl noch durchringen muss. Das kanadische Modell wird sogar von der SPD favorisiert.
bartio schrieb:
Möchtest du diese Phrase auch begründen? Warum ist es gut das sich alle anderen Länder zurückziehen und der inländische Bürger hier die Zeche für die ganz Welt tragen darf...und zwar ganz alleine?
Wenn ich das schon lese, diese gekünstelte Opfermentalität: "Wir zahlen die Zeche für die ganze Welt."
Schweden hat auf die Bevölkerungszahl gerechnet mehr Flüchtlinge aufgenommen als wir und auch sonst gibt es noch genügend andere Länder, die Asyl auch als solches verstehen. Wer vor Krieg und Terror flieht, soll also abgewiesen werden nur weil er Flüchtling X+1 ist? Das lässt sich moralisch nicht halten und Frau Merkel hat es auch genauso formuliert.
bartio schrieb:
Das was du sagst ist doch Quatsch. Rechtsradikale, Bettler, Singles, etc haben natülich ein Anrecht auf staatliche Unterstützung, wenn Sie Staatsbürger sind. Schließlich können Sie nirgends anders hin. Man kann solche Menschen - egal wie ungeliebt Sie sein sollten - nicht "abschieben".
Umso tragischer ist, dass du nicht erkennst, dass ich diesen Quatsch ausschließlich formuliert habe, um dir den Spiegel vorzuhalten, wie egoistisch dein Standpunkt in diesem Fall ist. Der Art. 16 GG ist der einzige Artikel der nur für Ausländer gilt, das verleiht ihm aber deswegen nicht weniger
Verfassungsrang.
bartio schrieb:
Wenn nun ein Asylanträger wiederholt straffällig werden, werden diese in all anderen Ländern der Erde abgeschoben. In Deutschland nicht, obwohl Sie durch ihre Taten bewiesen haben, das sie kein Interesse an Integration haben. hmm, warum?
Ich versuche es für dich einmal umzuformulieren. Dann gelingt im Anschluss auch die Transferleistung.
"Da hat jemand einen strafrechtlichen Verstoß begangen z. B. etwas aus dem Supermarkt geklaut und deswegen ist sein Mietvertrag ungültig."
Asylrecht und Strafrecht sind zwei unterschiedliche Dinge, das heißt jedoch nicht, dass Asylbewerber einen Freifahrtschein haben. Es sind gibt keine dokumentierten Fälle, in denen der Staat gesagt hat: 'Wir verzichten auf Strafverfolgung, weil es ein Asylbewerber ist'. Polemische Maximalforderungen wie bei dem Thema immer von der CSU bzw. AfD/Pegida zu hören sind, helfen niemandem.
bartio schrieb:
2016 geht genauso weiter wie 2015. Dh, wieder mindestens eine Million zusätzliche "Flüchtlinge".
Dazu kommt dann noch der Familiennachzug der mit Bleiberecht. Dann sind hier keine 1,2mio+, sondern relatisch gehen Institute von 5mio+ aus.
Dann musst du mir sagen wo die ganzen Millionen neuen Arbeitsplätze entstehen sollen.
Leihst du mir deine Kristallkugel auch einmal? Ich müsste da noch Lotto spielen, ehe Deutschland bankrott geht. Verlässliche Prognosen wirst du nirgendwo finden, höchstens bei den Panikmachern und Brandrednern, die mit genau deinen Zahlen jonglieren. Eine Wettervorhersage fünf Tage in die Zukunft ist schon mutig, eine Aussage über Flüchtlingszahlen in 2016 zu treffen ist wahnwitzig.
bartio schrieb:
JEtzt hat sich schon das städtische Leben hier immens verändert. Soviel Armut wie zu sehen ist, gab es in den letzten 30 Jahren nicht. Ich fahre täglich an der "Tafel" vorbei. Was da mittlerweile abgeht wenn Einlass ist, ist nicht mehr feierlich. Nicht auszudenken was bei 5mio+ sein wird.
Oder war dir die Armut nicht vielleicht eher egal, bis du mit der Nase darauf gestoßen wurdest. Kann ja auch sein.
bartio schrieb:
Leute wie dich kann ich nur beneiden. Entweder bist du extrem naiv, läuft nur blind durch die Stadt oder gehst stets vom guten im Menschen aus.
Ich betrachte mich tatsächlich als Philanthropen. Vielleicht solltest du es auch mal damit versuchen, ist besser für's Gemüt. Hilft auch gegen die German Angst.
bartio schrieb:
Dann hoffe ich wirklich, dass soetwas wie hier in Mannheim häufig berichtet oder jetzt am Kölner HBF deiner Tochter nie passieren wird.
Wenn nämlich soetwas in deinem näheren Bekanntenkreis passiert, oder du es aus erster Hand mitbekommst, ändert sich auch deine Meinung
Ja, das hoffe ich tatsächlich auch.
Was meine Meinung dazu angeht, ich hoffe ich bin charakterlich so gefestigt und von meinen persönlichen Idealen so überzeugt, dass mir ein auch privates Unglück meinen moralischen Kompass nicht raubt. Bis dahin tue ich solche "Du wirst schon sehen" Behauptungen leichtfertig als Geschwätz ab.