Womit verbringen die Mitarbeiter der Finanzbehörden (im Duchschnitt) wohl mehr zeit, mit der Ermittlung gegen Großhinterzieher oder mit der Überprüfung von Steuererklärungen eher "kleiner" Fische?
Ween die Prüfung eines "kleinen" Steuerbetrügers zwar aufdeckt, dass der ein paar tausend Euro nicht angegeben hat, dabei aber ein paar Mitarbeiter Stunden mit nichts anderem verbracht haben, dann wäre diese Zeit mMn viel effektiver genutzt worden, wenn es bei den Ermittlungen um große Beträge gegangen wäre.
Die Masse der Kleinsthinterziehungen ist am Ende insgesamt der größere Schaden, es wäre aber utopisch, davon auch nur so viele aufzudecken, das der Betrag dieser "aufgedeckten Steuerverbrechen" mit der Endsumme aus dem Hoeneß-Prozess vergleichbar wäre.
Was ich beim Hoeneß übrigens besonders perfide finde, ist nicht die "fast" zu späte Selbstanzeige, sondern der Umstand, dass er auch bei der noch Falschangaben gemacht hat ... genau deswegen gehört dieser Mann mMn hart abgestraft ...
Das ist wie: "Ich gestehe diesen Mord" ... "Ok den auch" ... "ja gut, das war ich auch" ...
Bei Hoeneß war allenfalls interessant, wie hoch die hinterzogene Summe im Prozess noch steigen wird ... wie viel Steuern der insgesamt gezahlt hat ist mir in dem Moment egal, in dem ich sehe, dass es offensichtlich mindestens 5% weniger war, als es bei ordentlicher Versteuerung hätten sein MÜSSEN.
Wie das mit Elbphilharmonie oder anderen Großprojekten ist, kann ich nicht beurteilen, aber zumindest mit dem BER musste ich mich vor einiger Zeit etwas genauer beschäftigen ... und ich sehe im fortwährenden scheitern dieses Großprojektes einen Beweis für den Spruch "der Fisch fängt immer vom Kopf her an zu stinken".
Leider kommen viele der Verzögerungen tatsächlich daher, dass die Entscheidungsgremien in diesem Projekt mit gewählten Vertretern aus der Kommunalpolitik besetzt wurden (was bei steuerfinanzierten und prestigeträchtigen Projekten eben mal so ist, das lassen die Herren und Damen sich nicht nehmen), statt mit Experten für das Thema "Großbaustelle" ...
Beispiel "Rauchabzug": Geplant wurde das von jemandem, der nichtmal Architekt ist, geschweige denn Brandschutzexperte ... im Prinzip haben die Politiker also ein "in dieser art einzigartiges Rauchabzugssystem" abgesegnet, von dem nichtmal der Entwickler sicher sagen konnte, ob es funktioniert ... die Politiker wollte wahrscheinlich ihr Gesicht mit der Implementierung "zukunftsweisender Technologie" in Verbindung bringen, und haben die Pläne deswegen lieber nicht mehrfach gegenchecken lassen.
Es ist durchaus ein Problem, wenn die Planung immer wieder über den Haufen geschmissen wird, weil ein Politiker in den letzten Umfragen ein bisschen zu wenig Zuspruch erhalten hat, und nun vesucht, mit rigorosen Änderungsvorschlägen etwas in öffentlicher Aufmerksamkeit zu schwimmen ... dem Wowereit hat das letztlich das Genick gebrochen, denn nicht wenige der Änderungsanforderungen für den BER kamen von Ihm.
Ich habe in einer Weiterbildung den BER als Negativbeispiel dafür kennen gelernt, was passiert, wenn eine Projektleitung den "Scope-Freeze" verpennt, oder ihn nicht gegen Politiker verteidigen kann ... in Berlin ist nicht nur ein Projektleiter deswegen entlassen worden (wenn er z.B. nicht nach der Pfeife der Politiker tanzen wollte ... oder KONNTE).
Wer den Begriff nicht kennt: "Scope Freeze" bedeten im Projektmanagement das "einfrieren" der Zielsetzung ... im Fall BER also das "einfrieren" der Baupläne zu einem bestimmten Zeitpunkt. Beim BER hat das nicht geklappt, denn daran, dass nach dem Scopefreeze nur wirklich fürs gelingen des Projektes notwendige Änderungen gemacht werden dürfen, daran haben sich dort vor allem die Entscheider nicht halten wollen.
Und jeder Häuslebauer weiß, dass man sich nach dem Richtfest nicht mal eben für einen anderen Grundriß entscheidet ... beim BER haben die das irgendwie wohl vergessen ... immer wieder vergessen.
Zusätzlich haben auch die beauftragten Architekturbüros einfach geschlammpt ... beispielsweise, indem sie Pläne ausgaben, auf denen einzelne Bauteile schlich falch oder garincht verzeichnet waren ... da passierts dann halt mal, dass ein fertiges Geländer gleich wieder zuruckgehen muss, weil beim Zulieferer aus den dort vorgelegten Plänen niemand entnehmen konnte, dass diese eine Säule eben DOCH in der Mitte des Geländers steht, statt am Ende.
Wenn ich einen Auftrag für den BER erhalten würde, dann würde ich mich nicht auf DEREN Pläne verlassen, sondern selbst vor ort meine eigenen Anfertigen (lassen) ... aber damit sollte man eigentlich NICHT rechnen ... wie man Pläne korrekt zeichnet, das sollten gerade bekannte Architekturbüros doch wissen ... oder?
Das Ergebnis ist dann eben ein Prestigeprojekt, dessen Rück- und Neubau mittlerweile glatt billiger wäre, als die Nachbesserung der bestehenden Anlagen.
Wie das in Hamburg gewesen ist, das kann ich nicht sagen, kann mir aber vorstellen, dass der Hamburger Senat eine nicht unbedeutende Rolle beim Scheitern "ihres" Prestige-Projekts Elbphilharmonie spielt.
Ich denke tasächlich, dass man bei fast jedem gescheiterten Großprojekt im Hintergrund ein paar Politiker findet, die ihr Image durch willkürliche Änderungen etwas aufpolieren wollten.