Meine Güte, vielleicht sollte man einfach mal aus der eigenen Ecke herauskommen und nicht den eigenen Erfahrungshorizont als Maßstab aller Dinge ansehen. Nur weil man selbst keine Verwendung findet und als Mobiltechnik-Aficionado ständig Smartphone+Smartwatch+Tablet am Mann (oder Frau) hat, heißt das doch nicht, dass es für Geräte wie den Show keine Anwendungsbereiche gibt.
Ich möchte zwei konkrete lebensechte Beispiele nennen, in denen die Echo-Geräte (Show/Dot) eine sinnvolle Anwendung finden, die nicht anderweitig bereitgestellt werden.
Anwendungsgebiet 1 - die "Oma Hilfe"
Wurde bereits schon kurz angerissen, aber sowohl Show als auch Dot sind für ältere und/oder bewegungseingeschränkte Menschen eine echte Hilfe. Meine Oma ist Anfang 80, noch recht selbstständig und möchte weiterhin in ihrer Eigentumswohnung bleiben. Allerdings fällt ihr auf Grund diverser gesundheitlicher Probleme das Gehen schwer und alles braucht seine Zeit. Deshalb steht in ihrem Wohnzimmer ein Echo Show, im Schlafzimmer ein Dot und an der Wohnungstür ein Ring-System (das so angebracht ist, dass es nicht ins Treppenhaus sehen kann). Und Oma hat ein "seniorengerechtes" Smartphone. Zume Telefonieren für unterwegs. Und nur zum Telefonieren. Folgende Nutzungen gibts für die Oma:
- Videotelefonie. Oma telefoniert mindestens einmal am Tag mit meiner Mutter oder ihrem Sohn. Und wenn es nur 90 Sekunden sind. Sonst ruft sie auch die diversen Enkel regelmäßig an (über Skype). DAS gibt der alten Dame sehr viel Lebensqualität!
- Sprachsteuerung. Oma kann nahezu alles über die Sprache regeln. Anrufen, nach dem Wetter fragen, einen Kurzzeitwecker stellen, Radio hören, Musik hören (Prime Music sponsort die Family), Licht ein/ausschalten ... all das mit einfachen, selbsterklärenden Befehlen, ohne irgendwelche Knöpfe oder Menüs bedienen zu müssen.
- Tür. Wenns klingelt und Oma im Sessel sitzt, kann sie erstmal sehen wer an der Tür ohne sich anstrengend erstmal für 2 Minuten auf den Weg zu machen.
- Radio und Musik hören. Sie sagt Echo einfach, dass sie MDR Thüringen hören will und schon dudelt Echo los. Da muss nichts bedient werden. Gleiches gilt für "Echo, Musik von Roland Kaiser". Keine CDs, keine App.
- Erinnerungen. Sie sagt Echo, dass er sie an dieses und jenes erinnern soll. Gemeinsam mit ihr haben wir ein paar wichtige regelmäßige Termine als Erinnerungen eingebaut (Geburtstage) oder können die von der Ferne einbauen (über die Alexa App), zum Beispiel Arzttermine.
- Licht ein- und ausschalten. Sie kann aus ihrem Sessel heraus das Fernsehlicht ein- und ausschalten. Oder den Weihnachtsbaum. Oder den Ventilator. Und da das meiste über Smartplugs funktioniert, kann sie es auch an der Steckdose ausschalten.
- Kurzzeitwecker. Tee ziehen lassen? Kochzeit einstellen? Haarfärbemitteldauer einhalten?
- Und ganz wichtig: NOTRUF! Wenn irgendwas ist, kann sie über Echo jederzeit Hilfe rufen, auch wenn sie beispielsweise gestürzt ist oder sonst nicht ans Telefon kommt. Das gibt ihr - und uns! - eine unglaubliche Sicherheit. Einfach das sie die Möglichkeit hat, unproblematisch jemanden aus der Familie anzurufen wenn irgendwas sein sollte.
Anwendungsgebiet 2 - die faule Brut
Keine Ahnung, vielleicht gehöre ich als jemand im 4. Lebensjahrzehnt schon zu denen, die von der neuen Technik abgehängt sind. Oder zur wunderlichen Gruppe von Menschen, die nicht ständig Mobilgeräte mit sich herumtragen. Mein Smartphone kommt aufs Sideboard im Wohnzimmer wenn ich heimkomme ... und da bleibt es liegen. Auch das Tablet trag ich nicht im den Hals, sondern postiere es da und hol es, wenn ich es brauche. Jawohl - ein Leben ohne Smartphone in Grabschreichweite ist möglich!
Ich nutze die Echos für:
- Videotelefonie. Siehe oben. Oder um meinen Eltern ihre Enkel vorzuführen.
- Überwachung. Kinder? Katzen? Und man ist vielleicht nicht zuhause?
- Radio und Musik hören. Der Echo Show 8 hängt über die Klinke an einem brauchbaren paar Lautsprechern mit Verstärker. Für meine Ansprüche reicht das mehr als aus ... ich bin kein HiFi-Fetischist, der Kabel knistern hört. Und eine gut gepflegte Prime Audiobibliothek mit ordentlichen Playlists ist was feines.
- Wecker am Morgen. (Dot im Schlafzimmer)
- Kurzzeitwecker. Zum Kochen, Backen oder um die perfekte Ziehzeit von 15 Sorten Schwarz-/Grün-/Oolongtee einzuhalten.
- Erinnerungen (und wir nutzen das häufig). Müllkalender, Termine, Geburtstage, Blumenkauftage, alles mögliche.
- Wetter, Verkehr, Nachrichtenkurzzusammenfassung.
- Merklisten (uhhh ich weiß, die Einkaufsliste ist böse ... da weiß Amazon, dass ich Olivenöl, Windeln, HP Sauce und Waschpulver brauche).
- Lichtsteuerung. Die indirekte Beleuchtung im Wohnzimmer besteht aus 5 Lichtquellen, die zum Teil nur über Smartplugs gesteuert werden können. Ich kann bequem vom Sofa aus die ganze Beleuchtung oder einzelne Lampen schalten. Und Abends reicht ein "Echo, gute Nacht" aus um ALLE smarten Lampen in der Wohnung auszuschalten.
- Wissensdurst. Es gibt so einige Dinge, die ich Alexa über die Echos frage. Rein aus Neugier, weil ichs grad gelesen oder gehört habe. Oder weil meine Holde fragt, ob Sean Connery überhaupt noch lebt. Oder welche Spiele der Fussball EM heute Abend laufen.
- Sicher noch einiges, was mir jetzt nicht einfällt.
Gut, nun kann jemand sagen das ist viel zu viel Bequemlichkeit. Man kann sich ja bewegen und so! Ok. Man kann auch die Wäsche noch im Bottich waschen, auswringen und mangeln. Auch ein ordentlicher Kohleherd zum Kochen ist nicht verkehrt. Und mehrmals täglich Aufwaschen von Hand ist auch was feines! Oder ist das "gute" Bequemlichkeit?
Uuuund um das Smartphone-Argument doch nochmal aufzugreifen: Alle diese Dinge kann ich auch OHNE Smartphone mit diversen Gerätschaften bewältigen. Ich habe einen Kurzzeitwecker zum Aufziehen, Zettel und Stift zum aufschreiben, eine kleines HiFi-Gerät fürs Radio und für die (verstaubende) CD-Sammlung, ein Festnetztelefon (wie Oldschool!), ein richtiges Mobiltelefon (mit richtigen Tasten und die 'smarteste' Funktion ist das Versenden von SMS!), so einen klassischen alten Radiowecker mit roten Ziffern, Fenster um nach dem Wetter zu sehen, Lichtschalter und Schaltsteckdosen, Bücher zum nachlesen. Daraus folgere ich also, dass ein Smartphone völlig überflüssig ist. Alles was ich benötige, kann ich auch ohne Smartie machen. Trotzdem hab ich eins ... weil es in bestimmten Situation bestimmte Aufgaben erfüllen kann.
Die Datenschutzproblematik ist nicht von der Hand zu weisen. Aber da ich im Internet unterwegs bin, mein Smartphone mit Bluetooth/NFC draußen mit mir rumtrage, mit EC Karte bezahle, eine TEGUT Kundenkarte benutze UND regelmäßig bei meinem Bäcker meine Backwaren kaufe (DER hat ein Profil über mich ... der weiß sogar, wann ich Schweinsohren kaufe und wann ich gesundes Brot anschleppen muss) - hinterlasse ich eine große Spur an Daten. Da ich aber damit nicht allein bin, ist mein individuelles Risiko nicht über die Maßen groß. Und ich bin informiert genug, um für mich entschieden zu haben, das Risiko zu akzeptieren. So wie andere völlig "sinnlos" auf Ski oder Fahrrädern die Berge runterfahren.
Niemand braucht Echo Shows oder Dots zwingend für seine Lebensführung. Aber es gibt eine Menge Menschen, denen die Geräte das Leben erleichtern und die sinnvolle Nutzungsmöglichkeiten finden. Das Leben geht auch jenseits der eigenen Erfahrungshorizonts weiter ....