mibbio schrieb:
Hat Intel aktuell überhaupt was im Portfolio, was da zumindest auf dem Papier gleichwertig ist? Oder haben sie da mittlerweile den gleichen Rückstand wie bei Threadripper im HEDT Segment?
Definiere "gleichwertig"!? -> im realen RZ Betrieb das so erstmal nicht pauschalisierbar. Es gibt genug Gründe für AMD - aber auch genug, die gegen sprechen. Auch ist eine hohe Core Anzahl nicht zwingend das Maß von einem guten oder der Anforderung passendem Produkt.
Was man hier auch wieder sieht, das Portfolio hat maßgeblich einen Fokus auf viele Kerne auf wenig Raum. Das ist generell im Compute Bereich auch gut und schön, allerdings fehlt auch mit Zen3 irgendwo der Brot und Butter Prozessor? Also ein Gegenstück für die Massenware von Intel?
Unsere letzten Systeme bspw. sind mit 2x16C ausgestattet. 768GB RAM pro System, vSphere Enterprise Plus, Windows Server Datacenter. Die Cluster bestehen idR aus zwei, drei oder vier Systemen.
Klar könnte man jetzt aus einem vierer Cluster ein zweier Cluster machen - das spart vSphere seitig die halben Kosten, weil bis zu 32C pro Sockel gehen. Win Srv. DC skaliert in 2C Schnipseln auf gleicher Anzahl = gleiche Kosten, aber man muss einfach 50% Reserve vorhalten anstatt nur 25%. So muss ein Host alles abdecken -> bräuchte also 48C inkl. der doppelten vSphere Kosten und 2,25TB RAM totel, damit das "gleichwertig" in dem Fall aufgeht. Und schon kippt das preislich wieder zugunsten Intel.
Man muss aber auch dazu sagen, das ist jetzt wie seit langem schon (auch bei Intel!!) im virtualisierungsbereich zumindest abseits der Hyperskaler oder ähnlicher großer Anbieter meist überhaupt nicht CPU Preis bestimmt. Weil einfach der Rest so viel mehr bei einem System kostet, dass der Prozessorpreis ziemlich unter geht.
Leider wird immer wieder der selbe Fehler in den News aus dem Consumerbereich gemacht - und sich ausschließlich auf dem CPU Listenpreis bezogen für einen Vergleich. Ob da nun der Prozessor paar hundert Euro Liste mehr oder weniger kostet, ist ziemlich wurst egal, weil es eh in der Masse unter geht und die Rabattierung idR steigt, wenn die Listenpreise teurer werden. 50% und mehr sind kein Problem. Nur wenn so ein System mit Lizenzen und Co. 30, 40k€ (EDIT: Liste!) kostet, wo macht das dann einen Unterschied ob da 500€ pro oder kontra für den Prozessor auf dem Papier stehen? 500€ Ersparnis auf dem Papier sind idR das Aufziehen eines Betriebskonzepts in mixed Vendor Umgebungen nicht wert.
Und die wenigsten Unternehmen wechselt alles in einem Rutsch - und wenn doch, dann sind diese meist so klein, dass es eh nur ein zwei Server sind. Wo dann wieder die Frage, ist, wozu so einen riesen Trümmer? Doppelte, wen auch brach liegende CPU Cores kosten bei Microsoft einfach 100% Aufpreis. 16, 24 oder 28/32C, nur weil es gerade Mode ist? Nett, aber teuer ohne konkrete Anforderung.
Wo Intel aber aktuell keinen wirklichen Stich sieht ist klar der HPC Bereich in Sachen Compute Power pro Watt bzw. pro benötigtem Rackspace.
Leider fehlt es bei AMD nach wie vor an guten klein bis Mittelklasse Systemen, sie decken den Embedded und Integrated Systembereich nicht wirklich ab (das was die Xeon-D und Konsorten sind) und im unteren Ende, dort wo man die Masse macht, fehlt es auch irgendwie an den Alternativen zu Intel. Schade, aber das Multichiplet Design ist für diese Produkte einfach zu unflexibel. Und der Markt für AMD scheinbar zu wenig attraktiv.