@Kokuswolf
Du, ich will mich ja auch nicht über den Sinn und Unsinn von Werbung streiten. Ich sehe auch, dass die eindeutige Identifizierung einzelner Nutzer aus Sicht der Werbeindustrie und Betreiber werbefinanzierter Angebote nützlich sein kann, insbesondere, wenn es darum geht, Missbrauch zu vermeiden, wie du es anhand des “Erhalte gratis Coins, wenn du dies und das tust”-Beispiel gezeigt hast. Genauso verstehe ich auch, dass sich viele Dienste in ihrer jeweiligen Form nur durch Werbefinanzierung halten können. Nachhaltige Alternativkonzepte, die idealerweise kostenlos
und werbefrei sind - so, wie es die meisten gerne hätten - gibt es eben leider noch nicht.
Meine Frage war aber eher, was wir als Nutzer denn effektiv von dieser “Dynamik”, der eindeutigen Identifizierbarkeit, der Webseiten- und Dienstübergreifenden Verfolgung haben? Den großen Nutzen sehe ich hauptsächlich bei den Werbetreibenden, die möglichst maßgeschneiderte, weil effektivere Werbung schalten wollen.
Gratis Coins kann ich dem Nutzer meines Spiels auch gewähren, indem ich ihn bitte, einen einzigartigen Code einzugeben, den er erhält, nachdem er sich erfolgreich bei dem beworbenen Dienst angemeldet hat (wie ein Gutscheincode). Ich bekomme vom Nutzer den eindeutigen Nachweis, dass er das Angebot wahrgenommen hat, der Werbende ist glücklich über seinen neuen Datensatz, weshalb er mich bezahlen kann und der Nutzer kann mit seinen gratis Coins spielen. Ist ein bisschen mehr Aufwand für den Nutzer, aber sei’s drum - dafür muss ihn der Werbedienstleister nicht permanent, unwiderruflich und ohne sein Einverständnis über seine Hardware-IDs tracken. Mal ganz unabhängig davon, was für einen Schabernack man potentiell noch so treiben könnte, wenn man frei nach Laune Daten abgreift, teils ohne sich an Regeln zu halten. (Dass die Datenerhebung u.A. durch die DSGVO theoretisch reguliert ist, heißt nicht, dass ich auch jeder brav dran hält.)
Grundsätzlich finde ich Werbung auch gar nicht so schlimm (zumindest solange bspw. die Lesbarkeit einer Webseite nicht darunter leidet), sondern den ganzen Rattenschwanz an Trackingmechanismen, der da dran hängt. Was ist - erneut, aus Sicht eines Nutzers - so verkehrt daran, Werbung auszuliefern, die thematisch zum aktuell besuchten Dienst passt? Werbung für Webhosting, Router und RGB-Tastaturen auf ComputerBase, Felgenreiniger, Fahrzeugvermietung und Tuning-Artikel in einem Motorsportportal, Barttrimmer und Anti-Schuppen-Schampoo beim Kicker. Wenn ich eine bestimmte Webseite nutze, ist die Wahrscheinlichkeit doch groß, dass ich an thematisch relevanten Produkten Interesse habe. Das hat doch früher auch funktioniert. Im Druck und den linearen Medien wird auch heute noch “einfaches” Zielgruppenmarketing angewendet.
Ja, die Werbeeinnahmen dürften dann sinken, weil die Werbung weniger effektiv ist. Auf der anderen Seite kann es dazu führen, dass die Nutzer ihre Schutzschilde wieder runterfahren und Werbung zulassen. Aber wahrscheinlich ist meine Betrachtung da einfach zu naiv.
Es ist meiner Meinung nach auch ein Unding, wenn man uns dynamisch die Preise diverser Produkte “personalisiert”, je nach dem was das jeweilige Analysetool aus unserem Profil heraus liest oder gar von unserem verwendeten Gerät abhängig macht. (Oh, du surfst auf einem iPad? Du darfst mehr zahlen als dein Nachbar!)
Natürlich ist völlig klar, dass beispielsweise Spotify in einem gewissen Umfang ein Profil über mich anlegen muss, wenn eines der zentralen Features darin besteht, mir individuelle Playlisten zu generieren. Solange das Profil allein in Spotifys Händen bleibt und zweckgebunden ist, ist das auch absolut in Ordnung.
Aber du siehst - Romane kannst nicht nur du schreiben.
Deswegen habe ich gehadert, ob ich überhaupt antworten soll. Irgendwann artet es einfach aus.
Cpt.Yesterday schrieb:
Ich sehe schon das ist wieder zum Klassiker der Foren-Kriege. Apple-Jünger steigen aus der Senke und verbreiten Ihr Halbwissen ...
Da gab es letztens ein Bericht, dass selbst Bildschirminhalte durch diverse freie Apps aufgezeichnet werden bei iOS. Das ist immer noch aktuell und nicht geändert.
https://www.heise.de/mac-and-i/meld...n-heimlich-iPhone-Bildschirm-auf-4301541.html
Ach, wie schön, dass du auch gleich die ersten Schüsse in deinem heraufbeschworenen Foren-Krieg abfeuerst und dich mit deinem einseitigen Halbwissen selbst zur Zielscheibe machst.
Wie auch
ComputerBase berichtete, erwähnt sogar die von dir selbst verlinkte Quelle, dass Apple umgehend darauf reagiert hat und mit Rausschmiss aus dem AppStore droht, sollten die Betroffenen nicht binnen 24 Stunden eine saubere Version der App einreichen, die entweder die Session Replay Frameworks entfernen oder die Nutzer eindeutig darauf hinweisen.
Und nur falls du tatsächlich dachtest, das gäbe es bei Android nicht:
Forscher: Android-Apps schicken Screenshots und Videos an Drittfirmen, Juli 2018.
Android-Apps dürfen ihren eigenen Bildschirm abfilmen, ohne nach Berechtigungen zu fragen. Damit können Entwickler das Verhalten ihrer Nutzer tracken.
Der Trog, aus dem die Schweine fressen, ist immer der gleiche. Es sind nur die Schweine, die wechseln.