Nobsi schrieb:
Moin
Sich vorzustellen, und seinen Namen nennen zeigt nur von guten Umgangsformen.
Das hat mit Überwachung nichts zu tun.
Wer Böses im Schilde führt, fühlt sich natürlich überwacht.
Gruß
Nobsi
Nein, ich (auch du) stelle mich
nicht jedem erstmal mit Namen vor und erzähl dem am besten auch noch meine Wohn-Adresse. Die Frau im Supermarkt soll eben nicht wissen, wer da gerade Kondome kauft oder wer die Person namentlich ist, welche sich in der Apotheke die Pille für danach kauft und vieles mehr.
Weiterhin: Es wurde sich ja über Jahre hinweg genau darüber echauffiert, das sogenannte Internet-Sternchen bzw Influencer alles für ein paar Klicks/Likes tun und ihr komplettes Privatleben online stellen. Jetzt soll aber jede Aktion die du im Internet tätigst "
auf dich zurück fallen können"?
Anonymität schützt eben auch Privatsphäre!
Was meinst du was für Debatten entstehen, wenn wir im Internet überall mit Klarnamen unterwegs wären?
Wenn ein Lehrer, Kindergärtnerin oder Hebamme Abends eine Runde Battle-Royale, Dying Light oder Doom spielt - was meinst du was dann los ist, wenn das raus kommt? Oder Bundeswehr-Soldaten bzw. Polizisten in gehobenen Positionen Wolfenstein spielen usw.? Oder wenn deine Arbeitskollegen/Arbeitgeber mitbekommen, das du obwohl du krank bist, ein Online-Computerspiel zockst? Oder wenn du dich in diversen online Foren für Kampfkunst/Kampfsport interessierst als zB Lehrer, Erzieher, Kindergärtner & Co? Ja schlecht nech.
Oder wenn ein Drogensüchtiger, der noch normal im Arbeitsleben steht, sich in diversen online Foren Hilfe gegen seine Sucht sucht, und sie zB dadurch erfolgreich bekämpft? Deswegen gibt es zB anonyme "Alkoholiker Treffen" im Real-Life. Die würden ohne Anonymität nicht funktionieren. Ebenso die Beichte in der Kirche, die man ja zB auch online, in abgeänderter Form, in Foren erledigen kann?!
Oder nehmen wir nur mal das private Betreiben von Game-Servern: Wenn du da Leute die das Spiel suchten wegen Fehlverhalten entfernst (banst), dann stehen die eventuell am nächsten Tag mit einem Messer bei dir vor der Tür. Oder wenn du Leuten den Zutritt zu Raidgilden verwehrst oder die raus schmeisst. Oh oh oh ...
Und zum Thema Überwachung: Schau dir doch die DDR an, was da ablief. Solche Systeme wünscht sich keiner zurück. Und obwohl die normalen Bürger nichts "böses" gemacht haben, wurden sie überwacht, und daraus entstand ein Schauspiel sondergleichen. Niemand traute mehr dem Anderem, weil der hätte ja von der Stasi sein können. Das echte Leben wurde teilweise dann nur noch geschauspielert. Das gleiche gilt für das dritte Reich.
Es hat einen guten Grund warum so ziemlich jede Wohnung/Haus Gardienen vor dem Fenster hat. Die führen wohl alle böses im Schilde, weil ohne die Gardienen fühlten sie sich überwacht oder wie? Oder auch: Gardinen sind zum Schutz für illegale Aktivitäten?
Was ist mit Telefonanrufen, wo du lediglich die Nummer und nicht den Klarnamen deines Gegenübers hast? Wenn ich mich unverbindlich für einen platz im Altenheim für meine Eltern interessiere, soll eben nicht sofort die Telefondame wissen, das ich das getan habe. Dann wird das nicht zum Dorf-Talk, ich würde ja meine Eltern, denen es noch gut gehen würde, ins Altersheim "abschieben wollen"? Oder wenn ich bei einem Anwalt anrufe, für eine unverbindliche Beratung bezüglich Erbrecht oder BTM Verstößen usw.. Telefonseelsorge auch ein Thema, wo ich anonym anrufen kann, sollte ich Selbstmordgedanken haben und dergleichen.
Was ist mit Autokennzeichen? Soll jetzt zB darauf auch der Klarname stehen? Na viel Spaß wenn Gehardt Schröder mit seinem Auto von A nach B fährt. Wird abgedrängt, Auto wird auf Parkplatz zerkratzt, in Brand gesetzt und sondergleichen.
Und erzählst du im Bordell bzw Privathostessen bzw. jeder Dame aus dem leichten Gewerbe deinen Namen bzw. stellst dich vor? Oder wenn du auf Dating-Plattformen deinen Klarnamen hinterlegen müsstest ... oha oha oha.
Und wie sieht das aus mit Gaming-Streams und dergleichen, wenn jeder der online geht direkt mit Klarnamen da stehen muss. Oha ... also die Internetlandschaft wäre bei weitem nicht mehr so cool und easy. Und sollte ich mich da gegen das System der Türkei äußern, und eines Tages dort meine Eltern, Verwandten, Freunde, Bekannten besuchen, oder auch nur Urlaub machen, lande ich im Knast oder bekomme dort Probleme. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Denk mal nach.
Dein System wäre übrigens auch nicht so sicher wie es derzeit ist, ohne diese Anonymität. Hacker, welche sich anonym zusammen schließen und Systeme aushebeln, releasen dann teilweise anonym ihren Code bei zB Google. Daraufhin kann Google das überprüfen und diese Lücken schließen. Das würden sie nicht tun, müssten sie das mit Klarnamen machen. Denn im schlimmsten Fall steht dann morgen, auch in Deutschland - ja ja, der Staatsschutz vor der Tür und dann heißt es: Knast oder du arbeitest ab jetzt für uns. The stage is yours!
Tom_111 schrieb:
Dem kann ich nur zustimmen.
Durch Anonymität entartet das Sozialverhalten.
Siehe mein Text oben. Durch Anonymität entartet kein anonymes Alkoholiker Treffen, keine Beichte in der Kirche, keine anonyme Beratung durch einen Anwalt für XY oder sondergleichen. Auch hier sind wir anonym und hier entartet gerade auch gar nichts. Das die Anonymität natürlich auch eine Tür für Trolle & Hater & Fantasten eröffnet ist klar. Nur damit musst du halt klar kommen, das ist das Internet.
Viel wichtiger sind aber die Vorteile der Anonymität, das man sich anonym mitteilen bzw. Konversation betreiben kann. So kann auch ein Türke Kritik am System in der Türkei betreiben, ohne gleich morgen weggesperrt zu werden. So hätte man, jetzt theoretisch, auch in der DDR dazu aufrufen können, komm wir treffen uns morgen "
alle" vor der Mauer und brüllen "
Die Mauer muss weg! Die Mauer muss weg!", ohne das der Initiator solcher Posts noch am gleichen Abend besuch von der Stasi gehabt hätte. Oder nimm China, teile Afrikas, der Arabische Raum als weiteres Beispiel. Auch sind Medien nicht mehr einfach so vom Staat manipulierbar, weil die Leute von Aufständen, Bürgerkriegen und generell gesagt einfach Videos von Zuständen anonym hochladen können. Somit haben wir first handed Infos wie es da und da aussieht. Mit Klarnamen hätten wir die sicherlich so nicht mehr.
Vielleicht würde durch einen Klarnamen, natürlich weniger Hate, Trolling und so weiter entstehen. Aber die Internet-Landschaft würde sich weitestgehend zu deinem Nachteil entwickeln. Sie wäre weder so vielfältig wie derzeit, noch würdest du da einfach mal machen können. Denn alles was du sagst, schreibst, machst usw. fällt eventuell eines Tages auf dich zurück. Kinder, gerade Jugendliche würden sich durch "Albernheiten" und "jugendlichen Leichtsinn" reihenweise ihre Zukunft verbauen. Da hilft auch kein Klarname gegen. Kinder/Jugendliche bauen scheiße, probieren sich aus und lernen - im Zweifel natürlich auch über Konsequenzen.
Und ganz wichtig ist: Menschen ändern sich. Nur weil jemand mal Skinhead, NeoNazi, Nazi bzw. rechtsgesind war, heißt das nicht das er dies sein ganzes Leben lang sein muss. Das ändert sich, durch Erfahrungen und Alter. Durch das Internet wäre es dann aber für immer so, das man demjenigen eine Rechte-Gesinnung gesellschaftlich auferlegen würde. Auch könnte man dann nicht auf Rechte Plattformen einwirken, zB in Foren, und mit diesen Leuten diskutieren. Da brennt dann am nächsten Tag deine Bude (mal kurz, knapp und übertrieben geschrieben).
Gerade durch die Anonymität im Internet, haben wir einen Spiegel dessen, was unsere Gesellschaft eigentlich ist. In all ihren Fassetten. Wir sehen Gutes aber auch die Abgründe. Das Bildet, das bereichert uns als Menschheit in der Wahrnehmung dessen, wie die Welt funktioniert und wer wir sind. Würde das Internet
"nur noch legal sein", nur noch per Klarnamen erreichbar, hätten wir diesen Spiegel verloren und hätten eine Blase, eine Fantasie-Welt, in welcher alles schön weich, warm, kuschelig und Bunt ohne Schwarz & Grautöne wäre. Dieses Internet, so wie es ist, ist schützenswert. Die meisten jüngeren von euch, kapieren das allerdings nicht. Aber versetzt euch einfach mal in eine Welt ohne das Internet zurück. Dann gäbe es ja diese Hate Speech, Trolling, Hating, Mobbing und blabla nicht. Gut ok, weniger "Stress". Aber dann wüssten wir auch weitaus weniger.
Das Internet ist sozusagen unser kollektives Gehirn. Alles was Menschen darin absondern, verweilt dort für die "Ewigkeit". Dieses Gehirn willst du nicht einschränken in seinem Gedankengut. Das würdest du aber tun, sobald du mit Klarnamen anfängst.
Als Denkanstoß:
Wie krass wäre das gewesen, wenn es das Internet, und zwar ungefiltert, schon zu Zeiten des dritten Reichs gegeben hätte. Woooow. Wenn es absolut anonym gewesen wäre, könnte man die Geschichte neu schreiben.
just my 2 cents ...
lg