"Ziemlich gut" trifft halt nicht wirklich zu. "Ganz ok", "zumindest nicht so katastrophal wie die BT-Konkurrenz" oder "zumindest kann man damit Musik hören" scheinen eher zuzutreffen, im Vergleich mit richtigen Kopfhörern.
Das Problem ist, dass die anderen Punkte doch auch andere Kopfhörer bieten, die einen Bruchteil kosten.
Nahtlose Integration? Bietet die Klinke doch schon immer? Oder was versteht man heutzutage darunter? Geht doch kaum nahtloser als Stecker rein und läuft, oder? Wenn man dann noch was universales hätte, dass man seine Kopfhörer nahtlos und ohne Adapter an Hifi-Anlage, PC, Smartphone oder wo auch immer betreiben könnte...
Automatischer Wechsel? Da brauche ich Aufklärung, was ist damit gemeint? Gapless playback oder wie? Das hängt doch vom Wiedergabegerät ab? Zumindest in 15 Jahren Kopfhörer als "Hobby" ist mir das nicht untergekommen...
ANC ist für mich ein Nachteil. Ich bin, wie gesagt, ein Freund des passiven NC. Die von mir bereits erwähnten Etymotic bieten passiv genau so gutes NC wie die besten aktiven Systeme, aber klingen dabei auch richtig gut und die ER2 sind ein absoluter P/L-Tipp.
Transparenzmodus hab ich noch nie so ganz verstanden. Was genau ist da das Einsatzgebiet?
Wie gesagt, die Max scheinen ja zumindest im Vergleich zur BT-Konkurrenz nicht völlig unbrauchbar zu sein. Warum man aber 450€ Aufpreis für ein paar technische Spielereien verlangen muss verstehe ich nicht so ganz. Das ist wie mit den kleinen Airpods: das Gesamtpaket ist vielleicht für manche interessant, wenn man aber 10€-Klang für über 200€ bekommt fragt man sich doch, warum. Wie gesagt, Apple hatte mit den In Ear doch solide IEM zu einem vernünftigen Preis im Angebot. Diese Technik, zusammen mit dem Funkkram der Airpods, und man hätte ein solides Produkt, dass sein Geld wert ist. Warum man da lieber auf audiotechnische Centware setzt...
Aber ich denke, Apple macht das aus ihrer Sicht schon richtig. Gibt ja genug Leute, die diese Fantasiepreise bezahlen und denen der Klang wie gesagt egal ist.
Klang ist nicht nur subjektiv. Niemand würde bei der Auflösung z.B. sagen, dass er möglichst schlecht klingende Kopfhörer will. Auflösung ist ja objektiv leicht zu bewerten. Und auch die Bühne dürfte relativ universell sein. Selbst das Sounding ist nicht subjektiv: der Frequenzgang ist ja nicht abhängig vom Hörer, und UERM werden für alle neutral sein, die AirPods Max eben ne mittlere Badewanne usw. Die Frage ist, was man selbst mag.
Ein Test müsste z.B. so sein, dass ein Basshead über die DT770 oder so schreibt, dass die ne klare Badewanne haben (objektiv richtig), er das aber gut findet (subjektiv). Wenn er schreibt, dass die super neutral sind, wäre das subjektiv und der Test für den Leser völlig für die Tonne, weil nicht nachvollziehbar.
Und Verarbeitung und Materialien kann man doch eh nicht einschätzen, in so einem kurzen Testzeitraum. Meine UE900 waren auch mehr als fragil und billig verarbeitet, haben aber trotzdem 8 Jahre durchgehalten, was ich bei meinem Einsatz so nicht für möglich gehalten hätte. Ich würde ja sagen, dass die Praxis wesentlich entscheidender ist. Was bringt Alu und die tollste Verarbeitung, wenn die Dinger dafür deutlich schwerer als die Konkurrenz sind und sich die Probleme mit Wasser in den Ohrmuscheln anscheinend häufen? Vielleicht ist eine "tolle Verarbeitung" eigentlich gar nicht so toll, wenn die Kopfhörer dadurch bei niedrigeren Temperaturen nicht mehr zu benutzen sind?
Die hatten bisher keine Kopfhörer im Programm, die wirklich brauchbar gewesen wären, wie gesagt mit Ausnahme der In Ear.
Klar, ich will ihnen ja nicht deren Existenzberechtigung absprechen. Tatsächlich scheinen sie ja "überraschend gut" zu sein, wenn man so liest, was Leute, die sich mit Kopfhörern auskennen, gerade im Vergleich zur BT-Konkurrenz schreiben. Aber das ist auch eine verdammt niedrige Hürde, muss man eben auch sagen.
Der Punkt ist, dass hier 300€-Hörer mit 150€-Klang für 600€ verkauft werden, und in erster Linie als Lifestyleprodukt und nicht mehr als Kopfhörer. Das könnte mir an sich egal sein, wenn sich nicht die halbe Branche immer ein Beispiel an Apple nehmen würde. Siehe die katastrophale Situation, was die Klinke im Smartphonemarkt betrifft. Die "Appleisierung" in vielen Bereichen nervt ungemein. Sicher, die Klinke wird immer der Standard bleiben, weil alle anderen Geräte weiter auf sie setzen, und es wird eben weiter eine "Zweiklassengesellschaft" bei Kopfhöreranschlüssen entstehen. Aber trotzdem, die Entwicklung nervt. Statt DTXXX heißen neue Kopfhörer heute z.B. Amiron (wo man anhand des Namens absolut nicht erkennen kann, wie die sich im restlichen Line-Up einordnen, nicht mal ob es Tesla ist oder so), statt HE-x00 Susvara oder Deva...
Ich habe neulich nach einem gleichwertigen Ersatz für meine UE900 gesucht. Also neutral, gute Auflösung, bis 200€. Ist so heutzutage dank der bekackten BT-Hörer kaum noch zu bekommen. Sind dann die Etymotic ER2 SE geworden, aber die sind nicht so bequem, das Kabel nervt im Vergleich und muss noch ersetzt werden, die Auflösung kommt nicht ganz ran...