Aphelon schrieb:
Bzw. kannst du sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen das Faschismus in der Zeit in der wir leben kaum bis quasi gar nicht mehr existiert, da dieser Begriff eigentlich die Diktaturen kurz vor, um und kurz nach dem zweiten Weltkrieg beschreibt und man selbst da sich nicht einig ist welche davon als Faschismus zu bezeichnen sind. Diese Diktaturen hatten vor allem ihre antidemokratische und antikommunistische Haltung gemeinsam und NICHT den Rassismus, denn in vielen war der kaum mehr vertreten als in den großen Demokratien damals.
Damit bekommt das Zitat von H.Gremlitza über Carl Carstens einen neuen Sinn: "Er war von 1945 nicht in der CDU und nach 1945 nicht in der NSDAP." Es verliert die gemeinte Schärfe und wird zu einem historischen Fakt. Ich schätze, dass Freunde und Feinde jedweder politischen Haltung das ablehnen. Diese Maßstäbe auf anderes angewandt gibt es heute keinen Stalinismus mehr.
Es ist eine Realität. Von Menschen geschaffene Gesellschaften und Denksysteme gehen unter. Trotzdem folgen die Tradtionslinien Vorbildern und es gibt in jedem europäischen Land Menschen, die die faschistischen Bewegungen ihres Landes bewundern. Die Symbole der NSDAP werden weltweit benutzt, leider nicht nur in Sado-Maso-Zirkeln oder bei bestimmten Parties mit Teilnehmern aus dem Hause Windsor.
Richtig ist: Eine einheitliche Definition von Faschismus gibt es nicht. Es gibt auch keine einheitliche Definition von Liberalismus, Demokratie, rechts, links, politische Mitte, Anarchismus ... In politischen Debatten hat bereits der Bezug auf die Etiquetten/Labels eine Funktion. Um die geht es. Deshalb wehren sich z.B. klar antifaschistisch denkende Menschen dagegen, als Antifaschisten bezeichnet zu werden und Menschen, die in der AFD sind, gegen die Bezeichnung Rassist/Faschisten.
Eine Lösung, keineswegs eine perfekte, ist das Aufzählen von Einstellungen und Handlungsmustern als Symptomen und davon ausgehend eine Faschismusdimension anzunehmen. Wer auf Spaltung der Gesellschaft in Freund-Feind-Mustern aus ist, Nationalismus vertritt, Recht-und-Ordnungspolitik betreibt und dabei in der Praxis Privilegien ausnimmt, Marktliberalismus nach außen und von Monopolen oder Oligopolen gesteuerte Wirschaftspolitik betreibt, die Gewerkschaften schwächen will, soziale Ungleichheit in ihren Folgen grundsätzlich erst einmal den Benachteiligten anlastet, ... rückt auf der Faschismusdimension mit Summe und Stärke der Zustimmung zu den Konzepten in Richtung des Faschismuspols. Diese Lösung ist für mich ein Ansatz, der zu kurz greift. Sie ist als hervorragender Start für eine Auseinandersetzung mit dem Thema brauchbar, weil es meist eh nicht um die Begriffsbestimmung geht, sondern um die Einordnung einer politischen Einstellung/Handlung.
Aphelon schrieb:
Solange es Unterschiede bei den Hautfarben gibt wird man in irgendeiner Art und weise auch darüber reden/sich Gedanken machen. Das muss aber nichts negatives sein. Wenn man heute anfängt Hautfarben zu differenzieren steht man viel zu schnell als Rassist dar, auch wenn es kein Stück diskriminierend war. Es gibt ja auch andere körperliche Merkmale wie die Größe oder das Gewicht, welche immer irgendwie im Gespräch bleiben werden.
Die Frage ist also nicht ob man sich Gedanken über die Hautfarbe macht, sondern warum manche Leute Menschen a.G.d. Hautfarbe diskriminieren...
Das wird immer wieder zu Recht genannt. Die psychologische Attraktivitätsforschung belegt die Bevorzugung gut aussehender Menschen. Als gutaussehend werden zuerst Menschen im fortpflanzungsfähigen Alter mit möglichst durchschnittlichem Äußeren (zur Methode bitte googeln!) wahrgenommen. Klar sichtbare körperliche Krankheiten sind da ein K.O.-Kriterium. Weiter sind klare Faktoren für Schwankungen dieser Einschätzung in einer Person und in Gruppen bis hin zu Gesellschaften belegt.
Dein letzter Satz sollte also über die Hautfarbe hinaus gehen. Wir alle diskriminieren Menschen. Positive Diskriminierung wurde bereits diskutiert hier. Das Warum alleine reicht nicht. Wie und welche Folgen die stattfindende Diskriminierung hat und was zu tun ist gehören mit dazu.