Abe81 schrieb:
...; ich unterlassen es lieber, da bliebe das schale Gefühl zurück, sich indirekt mit der Männerhorde hier und im Aquarium gemein zu machen. ...
Ich hab da weniger Scham, denn wir dürfen uns nicht zwingen lassen, in Zweiseitenschubladenschwarzweißweltdenken gestopft zu werden, auch wenn leider viele Genderstudiesstudierende alles, was ihnen widerspricht auf ein einfaches Feindbild reduzieren - und sich dann wundern, dass keine Diskussion zu stande kommen kann. Ja, hier gibts auch viele, die hier vielleicht pubertär und mit einem geringeren Vorwissen über Feminismus etwas zum Thema schreiben, aber wer das Verbieten will, hat Demokratie nicht verstanden und fordert implizit eine platon'sche Diktatur, die die Sozialphilosophie an anderer Stelle zurecht mehrheitlich als "schlecht" bewertet.
Für alle, die - und das gilt ja auch für die drei Starter/Innen der Petition - keine große Gender-Studies- oder Philosophie-Vorbildung haben:
Wie der Genderwahn deutsche Studenten tyranniessiert
Für alle, die wenigstens ein Modul Gender-Studies oder Sozialphilosophie studiert haben: Ja,
Feminismus ist wichtig, aber es ist mit Sicherheit nicht wichtig, die Figur des Antihelden zu verbieten. Das Verkaufsverbot wird eben nicht aufgrund dessen gefordert, wie das Spiel wirklich ist (es geht ja nach der Handelskette um erwachsene Kundschaft), sondern, aufgrund eines völlig oberflächlichen und völlig unzureichenden Verständnisses der Narrative dieses Spiels. Jeder Gender-Studies-Studierende hat Abitur oder zumindest Fachabitur und die entsprechende Medienkompetenz wird imho schon in ungefähr der achten Klasse vermittelt. Ich registriere, dass der Petition die Ego-Perspektive des Spiels wichtig ist - aber, die Erklärung einer Gefahr einer Nachahmantrainierung funktioniert nur, wenn die menschliche Psyche auf den psychologischen Behaviorismus reduziert wird und eine solche Sichtweise ist in der Psychologie seit den 70ern völlig überholt.
Es ist eben nicht so, dass der Spieler damit trainiert werden kann, dass seine Spielfigur Gesundheitspunkte mit bezahltem Sex (um den gehts vermutlich) wiederherstellen kann, denn 1. ein Mensch ist mehr als ein Hund und 2. ist es mal ganz davon abgesehen viel angenehmer, seine Gesundheit auf anderem Weg wiederherzustellen, als ständig die immer gleiche Wagenwackelanimation zu sehen, die einen aufgrund der Dauer im "Nichtspielenkönnen" irgendwann nervt.
Und dass ein böser Spieler sich vielleicht, weil die reine Möglichkeit dazu besteht, daran aufgeilen könnte, im Spiel andere zu erschießen, nunja, warum ist denn in einer modernen Hamletaufführung nicht denkbar, dass die Möglichkeit besteht, dass ein "im Geiste schlichter" Zeitgenosse im Publikum beim Mord an Claudius nicht lossabbert und denkt "Oh geil Mord, geil geil, *sabbersabber*" - wars ja für christliche Fundamentalisten vielleicht schonmal (und wenn man in die Brechtkonserve Berliner Ensemble an einem Abend geht, wo Schulklassen von ihren Lehrern dort hineingezogen werden, hört man vergleichbare Kommentare im Publikum sogar)