Gestern ging es bei Maybrit Illner (ZDF) um die Bankenkrise. Bei der Diskussion um die Frage, wie man zukünftige Risiken durch (internationale) Regularien für die Finanzmärkte abfedern kann, holte Jürgen Trittin aus:
„Brauchen wir eine Börsenumsatzsteuer? Brauchen wir eine Devisentransaktionssteuer? Und zwar aus zwei Gründen: Zum einen, um Einnahmen zu generieren, und zum anderen wirken solche Ansätze natürlich spekulationsdämpfend. Und wir müssen eigentlich wieder dahin kommen, dass in diesem Bereich Gewinnmargen sich bewegen, die nicht völlig losgelöst von der realen Wertschöpfung stattfinden.“ An Herrn Kirchhoff gerichtet: „Sie müssen mir mal das Unternehmen Ihrer Branche zeigen, was jährlich 25 bis 30 Prozent Gewinn für normal hält.“
Das war eine Anspielung auf Josef Ackermann, der dieses Renditeziel für die Deutsche Bank AG ausgegeben hat.
http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_210416
Der in der Diskussionsrunde vertretene Ex-Vorstandschef der Deutsche Bank AG, Hilmar Kopper, durfte diesen Einwand korrigieren. Denn gemeint ist nicht die Gesamtkapital-Rentabilität, sondern vielmehr die Eigenkapital-Rentabilität. Und der von Ackermann genannte Wert liegt noch vor Steuern und nicht – wie fälschlicherweise oft angenommen – nach Steuern.
Hinzu kommt, dass der Eigenkapitalanteil bei Banken lediglich bei sechs Prozent liegt. Bezogen auf das insgesamt eingesetzte Kapital ist diese Rendite daher eher niedrig. Herr Kopper wies außerdem darauf hin, dass nicht die Deutsche Bank die Maßstäbe festsetzt, sondern die großen Konkurrenten: „Wo die Latte liegt, setzen wir nicht fest, das kommt nicht vom blauen (Himmel), sondern das setzt der Wettbewerb fest. Wenn wir das nicht tun, sind wir weg vom Fenster.“
Ich hatte gestern den Eindruck, dass sich zwei Politiker (Jürgen Trittin und Sahra Wagenknecht) zwar einigermaßen in die Materie eingelesen hatten, aber dann doch wieder an ganz elementaren Punkten scheiterten. In diesem konkreten Fall schnappte man in der Presse eine Zahl auf (25 % Rendite), verstand diese Zahl nicht, regte sich künstlich darüber auf („Gewinn, die völlig losgelöst von der realen Wertschöpfung stattfinden“) und entwickelte sogleich Strategien, um einen Missstand einzudämmen, der vielleicht nur in den Köpfen der Unwissenden existiert.
http://www.zeit.de/2005/06/Deutsche_Bank