Bullet Tooth schrieb:
Aber naja 30Mrd. an Prmien für so krumme Geschäfte gab es in den USA letztes Jahr. Und müssen die jetzt zurückgezahlt werden? Nö
Die Prämien wurden fast ausschließlich in Aktien und Optionen gezahlt - und sind jetzt nicht mehr ganz so viel wert.
Echt was da abgeht geschieht denen aber recht.
Wieso? Wenn´s nicht deren Schaden ist, wie Du gesagt hast, dann verstehe ich diese Aussage nicht. Schadenfreude, so wenig ich sie gutheißen kann, sollte sich wenigstens auf einer gewissen argumentativen Basis bewegen.
Der ganze Kapitalismus braucht ein Korsett sonst geht er wie wir sehen baden.
Vielleicht ist noch mal der Hinweis angebracht, dass das
staatliche Korsett maßgeblich zur Entstehung dieser Krise beigetragen hat. "Freddy Mac" und "Fanny Mae" waren schließlich halbstaatliche Baufinanzierer, die kräftig Kredite herausgehauen haben - an Kunden, die sich so gerade eben die damals niedrigen Zinsen leisten konnten. Was eben nur so lange gutgegangen ist, wie die US Federal Reserve die Zinsen niedrig halten konnte.
Abgesehen davon ist das kein rein US-amerikanisches Problem. Der Immobilienmarkt in Spanien z.B. ist noch wesentlich heftiger implodiert, was aber natürlich insgesamt nicht ganz so folgenreich für die Weltwirtschaft ist. So oder so sind aber die finanzierten Immobilien immer noch da. Genauso ist auch noch das Internet vorhanden, obwohl es auch in diesem Bereich eine Blase gab, die spektakulär geplatzt ist. Was ich damit sagen will, ist folgendes: Das Platzen einer solchen Blase an sich führt nicht zu einer Vernichtung von Werten. Erst das Überschwappen auf andere Wirtschaftsbereiche kann dazu führen, dass künftig weniger Werte an anderer Stelle geschaffen werden.
Unter staatlicher Kontrolle hätte aber das Internet in seiner heutigen Form niemals entstehen können, aber das nur am Rande.
Was tun die Regierungen jetzt? Sie versuchen, die Auswirkungen auf andere Wirtschaftsbereiche möglichst zu begrenzen. Dazu muss man sich erstmal anschauen, wie der Transformationsprozess aussieht. Banken stellen den Treibstoff einer jeden Volkswirtschaft zur Verfügung - Geld. Natürlich nicht das eigene, sondern fremdes Geld, das liegt trotz einiger geäußerter gegensätzlicher Ansichten in der Natur der Dinge. Und dieses fremde Geld ist gerade im kurzfristigen Bereich in erster Linie das Geld anderer Banken. An einem Tag hat eine Bank mehr Auszahlungen als Einzahlungen, und sie besorgt sich die flüssigen Mittel von anderen Banken, denen es gerade andersrum ergeht. Was allerdings einen funktionierenden Geldmarkt voraussetzt.
Genau da liegt im Moment das Problem. Die Banken misstrauen sich, und sobald eine Bank irgendwie in die negativen Schlagzeilen gerät, bekommt sie keine Liquidität mehr über den Geldmarkt. Auch wenn sie die vermuteten Verluste relativ locker verkraften könnte, wäre sie aber von heute auf morgen zahlungsunfähig. Zugesagte Kredite können nicht ausgezahlt werden, Einlagen können nicht ausbezahlt werden. Und genau da wirkt sich die Sache auf Konsumenten und Unternehmen aus. Die Zahlungsunfähigkeit würde ruckzuck dazu führen, dass die Kunden anderer Banken in Panik ihr Geld ausgezahlt haben wollen, was allein schon durch die Menge des umlaufenden Bargelds gar nicht gedeckt wäre und auch andere Banken in die Zahlungsunfähigkeit treiben würde. Ausnahmen sind reine Investmentbanken wie Lehmann Brothers, die kein Einlagen- und Kreditgeschäft betreiben. Nach deutschen Recht gibt es so etwas allerdings nicht, und in den USA inzwischen nicht mehr. Beschränken wir uns also auf normale Geschäftsbanken.
Der volkswirtschaftliche Kollaps folgt spätestens einen Tag später.
Das gilt es zu verhindern - um nahezu jeden Preis.
Sei es durch (entgeltliche!) Risikoabschirmungen nach deutschem Modell, Verstaatlichungen wie in anderen europäischen Ländern, oder eben durch das Abkaufen der Risikopositionen (übrigens zum aktuellen Marktwert, also sehr billig) nach dem US-Entwurf.
Die Risikoabschirmung stellt die Kreditwürdigkeit unmittelbar wieder her. Genauso die Verstaatlichung. Der US-Plan wirkt etwas indirekter, hat aber das gleiche Ziel.
Die Alternative wäre, dass der Staat unmittelbar in den Geldmarkt eingreift, diesen förmlich übernimmt und direkt Liquidität bereitstellt - in einem Volumen, bei dem 35 Mrd. Euro auf einmal ziemlich lächerlich aussehen. Das ganze als ungedeckte Kredite, die zu 100% weg sind, wenn eine Bank als Handelspartner ausfällt. Über die Risikoabschirmung bleibt als Sicherheit das verbürgte Wertpapiervolumen, das nicht zu 100% ausfallen wird.
Übrigens tun die Notenbanken in beschränktem Umfang genau das - Geld in den Geldmarkt pumpen, allerdings gegen Sicherheiten. Das soll aber in erster Linie nicht die Liquiditätslücken des Marktes füllen, sondern das Angebot an Geld etwas höher halten, damit die Zinsen im Interbankenmarkt nicht durch die Decke schießen. Dadurch kann sich auch eine "gute" Bank recht günstig Geld leihen, um es gegen höhere Zinsen mit Risikoaufschlag an eine "schlechte" Bank weiterzugeben, auch wenn sie selbst gerade keinen Zahlungsmittelüberschuss haben sollte.
Diese Zinsen haben übrigens unmittelbare Auswirkungen auf den KK-Kreditzins jedes Privatkunden und Unternehmens, bevor jemand auf die Idee kommen sollte, auch das als abgehobene finanzwirtschaftliche Zockerei ohne Realitätsbezug anzuprangern.
walter08 schrieb:
erstaunlich finde ich , wie wenig Widerstand die Politik hierzulande bekommt, da werden in wenigen Tagen zig Mrd rausgehauen, als ob das gar nichts wäre. Ich zweifle am Sachverstand der Politik und der Journalisten, deren Aufgabe ist die Kontrolle der Politik, eigentlich, davon sehe ich nix. Zuletzt hat Steinbrück in einer Nachtundnebelaktion 35Mrd locker gemacht und die mediale Reaktion darauf ist: Zero, das ist milde ausgedrückt, bizarr
Die mediale Reaktion in seriösen Medien besteht darin, diese Zusammenhänge und deren zwingende Notwendigkeit zu erklären. In der Tagespresse wird das mit dem Erklären deutlich dünner, aber zumindest scheint bei den Redakteuren ein gewisses Grundverständnis vorhanden zu sein, auch wenn sie es für sich behalten. Bizarres kann ich darin nicht erkennen.
Viele Grüße, Tiguar